Beeindruckende Zahlen: 45 Meter ist das Schiff lang und 6,60 Meter breit. Die Höhe der beiden Masten beträgt 29 Meter – dazu kommen 400 Quadratmeter Segeltuch. Und die muss die Mannschaft jetzt gerade von Hand bewegen, damit der alte, schöne Zweimaster auch ohne Motor Fahrt aufnehmen kann. Also ziehen, ziehen, ziehen – damit die Segel Stück für Stück in den Himmel steigen und sich mit dem milden Wind, der übers Achterwasser weht, füllen.
Wir sind unterwegs mit der „Weissen Düne“, die seit mehr als 100 Jahren durch die Welt schippert. Aber so beeindruckend der Segel-Oldtimer auch ist – die eigentlichen Attraktionen dieser Tour sind am Ende doch die Landschaft und die Kapitänin. Jane Bothe führt Schiff und Mannschaft souverän und erklärt den Passagieren kompetent und witzig, was wichtig an Bord und was interessant am Ufer ist. „Uns ist es ein Herzensanliegen, den Gästen die alte Seemannschaft ein bisschen nahezubringen – und das in einer magenfreundlichen Atmosphäre“, sagt sie und lacht.
Lust auf einen kleinen Ausflug ins Achterwasser? In unserem Video erzählt Kapitänin Jane Bothe von ihrer Leidenschaft fürs Segeln und von der Weissen Düne – außerdem erlebst du eine Fahrt mit dem alten Schiff.
Der Topsegelschoner ist übrigens wie geschaffen für die Gegend. Denn er hat nur 1,60 Meter Tiefgang. „Im Achterwasser und Krumminer Wiek gibt’s meist nur kleine Wellen, selbst bei stürmischer Wetterlage“, erzählt Jane Bothe, die mal Kunst studiert hat und die das Segeln auf dem Meer seit ihrer Jugend liebt. 2011 hat Jane Bothes Familie nämlich das Schiff gekauft und sich damit einen Traum erfüllt. Aus dem ehemaligen Frachtraum des Plattbodenschiffs wurde ein schöner Aufenthaltsraum mit Platz für 53 Gäste. Auch sechs Kajüten hat das Schiff. Im Winter liegt es im Greifswalder Museumshafen – und kann für Feste und Weihnachtsfeiern gemietet werden.
Usedom ist ja berühmt für seine Kaiserbäder Ahlbeck, Heringsdorf, Bansin, für die Seebrücken, für feinsten Sandstrand auf 40 Kilometer Länge und natürlich für die beeindruckende Bäderarchitektur – alles Gründe, einmal herzukommen. Aber auch das Achterwasser ist etwas ganz Besonderes. Es ist die Lagune des in die Ostsee mündenden Peenestroms. „Achter“ kommt nämlich aus dem Niederdeutschen und bedeutet so viel wie „hinteres“ Wasser, das Meer also auf der Rückseite der Insel Usedom. Salzwasser oder Süßwasser? „Salzwasser“, sagt Jane Bothe. Und was noch wichtiger ist: Das Achterwasser ist viel sanfter und ruhiger als die Ostsee, die mancherorts ganz nah ist.
Im Hochsommer herrscht am Ostseestrand ausgelassene Urlaubsstimmung. Am Achterwasser aber ist alles ganz anders. Dort ist es ruhig, ländlich, idyllisch. Ein Land für Naturgenießer und Landschafts-Entdecker, bestens geeignet für eine Schiffsausfahrt wie diese, aber auch für ausgedehnte Radtouren und jede Menge romantischer Augenblicke. Es gibt weite Schilfflächen und eine ganze Reihe schöner Häfen. Der Naturhafen Krummin zum Beispiel, nicht weit von Zinnowitz entfernt, ist ein richtiges Idyll. Dort kann man einfach nur einen Kaffee auf der Terrasse des Hafenrestaurants trinken, man kann aber auch Kanutouren unternehmen, Segeln lernen oder Yachten chartern.
„Mein absoluter Lieblingsfleck ist Neppermin“, sagt Kapitänin Jane Bothe. „Das ist eine naturbelassene Bucht am südlichen Zipfel des Achterwassers. Die hab‘ ich für mich erobert“, meint sie. Dort kann man also die ganze Saison über nach Jane Bothe und ihrer „Weissen Düne“ Ausschau halten: Von April bis Oktober startet das Schiff mehrmals pro Woche von Neppermin, aber auch von Wolgast und Karlshagen aus Fahrten durchs Achterwasser.
Sonnenreich: Usedom, Deutschlands zweitgrößte Insel nach Rügen, hat durchschnittlich etwa 1900 Sonnestunden im Jahr – das ist Rekord hierzulande. Die größte Teil Usedoms gehört zu Mecklenburg-Vorpommern, ein kleinerer ist polnisch. Das Achterwasser liegt zwischen der Insel und dem Festland.