Mallorcas Wanderwege haben etwas, dass bei weitem nicht jedes Hotelzimmer bieten kann: unverbauten Meerblick. Dutzende traumhaft schöne und wunderbar abwechslungsreiche Touren führen rund um und quer über die Baleareninsel. Auch sind hier keine Heerscharen von Wanderern unterwegs, oft begegnet man stundenlang nur Schafen, Ziegen und Eseln. Hier stellen wir euch fünf schöne Routen vor:
Rund 30 Kilometer von Palma entfernt liegt am Fuße mächtiger Berge das „goldene Tal“. Hier gibt es gleich mehrere schöne Wander-Routen, von leicht bis schwer ist alles dabei. Die Runde von der Stadt Sóller, vorbei am Leuchtturm am Cap Gros und dem Refugi de Muleta, wo ihr eine Kaffee&Kuchen-Pause einlegen könnt, zum Port de Sóller lässt sich in gut vier Stunden bewältigen und mit einem erfrischenden Sprung ins Wasser krönen. Für den Rückweg nach Sóller-Stadt empfiehlt sich die historische Tramlinie, da die direkte Wanderstrecke entlang der Hauptverkehrsstraße Ma-11 führt und somit deutlich weniger reizvoll ist als der Hinweg durch die hügelige Landschaft.
Übrigens: Die Gegend ist berühmt für ihre Orangen – nie wird euch ein O-Saft wieder so gut schmecken wie der, den ihr hier bekommt.
Diese rund 11 Kilometer lange Wanderung im Südosten Mallorcas ist ein Ausflug ins Mittelalter: Von der gut erhaltenen Ruine des Castell de Santueri, die etwa sieben Kilometer südöstlich von Felanitx auf einem rund 400 Meter hohen Tafelberg liegt, wandert man in gut vier Stunden zum Kloster Sant Salvador. Die Burg wurde vor ein paar Jahren aufwändig saniert und restauriert, hier kann man sich tatsächlich ein wenig wie im Mittelalter fühlen. Im festungsartigen Kloster lebten bis in die frühen 1990er-Jahre Mönche, heute gibt es hier ein Restaurant, und wer mag, kann auch in einem von zwölf Zimmern übernachten. Der Weg durch die von Orangen-, Mandel- und Olivenbäumen gesäumte Landschaft wird immer wieder mit phänomenalen Ausblicken versüßt.
Am westlichsten Zipfel Mallorcas führt ein schöner Rundwanderweg auf alten Pilgerwegen von Sant Elm zur Ruine des ehemaligen Trappistenklosters La Trapa und zurück. Vom Kloster habt ihr einen tollen Blick auf das Meer und „die Dracheninsel“, Sa Dragonera. Die unbewohnte Felsinsel war jahrhundertelang ein beliebtes Piratenversteck. Heute steht die Insel unter Naturschutz, darf aber besucht werden. Die sechs Kilometer lange Wanderung ist in etwa vier Stunden zu schaffen, diverse Abzweigungen können den Weg aber verlängern.
Wer es wirklich wissen will, der versucht sich am Massanella. Der zweithöchste Berg Mallorcas liegt im Nordwesten der Insel, gehört zur Gebirgskette der Serra de Tramuntana und ist auch für alpinerfahrene Wanderer eine echte Herausforderung. Der Aufstieg führt durch ziemlich steinige Landschaften und Felsgeröll, die letzten Meter sind nochmal richtig anstrengend. Oben gibt's im Winter sogar Schnee. Ein guter Ausgangspunkt für die Wanderung auf den 1364 Meter hohen Gipfel ist das Kloster Lluc. Kleiner Wermutstropfen: Unterwegs steht ein Kassenhäuschen – hier werden sechs Euro fällig. Die drei- bis vierstündige Tour lohnt sich dennoch, auch wenn man es nicht ganz auf den Gipfel schafft, ist die Aussicht phänomenal; bei gutem Wetter reicht der Blick bis Menorca.
Hinter dieser unprätentiösen Buchstaben-Ziffern-Kombination versteckt sich ein erst vor einigen Jahren eröffneter Etappen-Wanderweg, der eigentlich viel schöner heißt: Ruta de Piedra en Seco – die Trockenmauerroute. Von Port d’Andratx im Süden führt diese gut 150 Kilometer quer durch die Gebirgskette Serra de Tramuntana, über mehrere 1.000-Meter-Gipfel bis nach Pollença im Norden. Im Unterschied zu den meisten anderen Wanderwegen sind die acht Etappen des GR 221 recht gut ausgeschildert (bis auf die ersten vier, die sind noch nicht ganz fertig), zudem gibt es unterwegs bewirtschaftete Schutzhütten, die Refugis, hier können müde Wanderer essen und auch übernachten. Die Gesamtstrecke kann in acht bis elf Tagestouren erwandert werden.
Ideal zum Wandern auf Mallorca sind Frühjahr oder Herbst, der milderen Temperaturen wegen. Im Sommer sollte man lieber ganz früh – also wirklich früh, am besten noch vor acht Uhr – aufbrechen oder erst spät nachmittags, um der brütenden Mittagshitze zu entgehen. Dann allerdings aufpassen, dass man nicht von der Dunkelheit überrascht wird. Plant etwa ein Drittel mehr Zeit ein, als in den Beschreibungen als Durchschnitt angegeben.
Auf Mallorca bewegt man sich zumeist auf Privatbesitz. Dass Wanderer ihren Grund und Boden überqueren, tolerieren die meisten Grundbesitzer, aber trefft ihr einen, kann ein freundliches „bon dia“ und „Puedo passar?“ – ob man das Grundstück passieren darf – nicht schaden.
Ansonsten gilt für eine Wanderung auf Mallorca, was überall anders auch gilt: Ihr braucht nicht ausgerüstet sein wie Reinhold Messner auf dem Weg in den Himalaya, aber festes Schuhwerk ist durchaus angebracht – auch für eine kurze Strecke von "nur" ein paar Kilometern. Ausreichend Wasser und Proviant, auch ein Hut oder dergleichen gegen die Sonne sind wichtig. Ebenso sind eine Wanderkarte und idealerweise ein GPS-Gerät empfehlenswert, denn die Wegmale bestehen häufig nur aus Steinhaufen. Es kann also schnell passieren, dass man irgendwo im Nirgendwo steht. Im Internet finden sich viele gute und detailierte Beschreibungen einzelner Touren, die euch genau sagen, an welchem Baum ihr nach links oder rechts abbiegen müsst.
Im Nordwesten Mallorcas, rund 30 Kilometer von Palma entfernt, liegt Sóller – hier kann der Wandertag mit einem erfrischenden Sprung ins Meer abgeschlossen werden.
Die Wanderung vom Kloster Sant Salvador zum Castell de Santueri im Südosten Mallorcas ist ein Tages-Ausflug ins Mittelalter.
An der Küste im Nordwesten Mallorcas liegt die Ruine des Klosters La Trapa. Hier in den Ausläufern des Gebirges Serra de Tramuntana hat man beim Wandern das Meer immer im Blick.
Der mit 1364 Metern zweithöchste Berg Mallorcas gehört zur Gebirgskette Serra de Tramuntana – oben gibt es im etwas, das sonst eher rar ist auf Mallorca: Schnee.
Der Fernwanderweg GR 221 startet im Süden Mallorcas, die erste Etappe führt von Port d'Andratx über Sant Elm nach La Trapa.
Die achte und letzte Etappe des GR 221 führt in den hohen Norden Mallorcas: Im Örtchen Pollença endet der Fernwanderweg GR 221.