Wandern im Hohen Venn, auf den Spuren der Kelten und Römer im Wolfsbusch oder radeln auf der Vennbahn – wilde Flusstäler, endlose Waldgebiete und beeindruckende Hochmoore warten auf euch. 7 Tipps für Outdoor-Aktivitäten in Ostbelgien.
Die Vennbahn, ein 125 Kilometer langer Fernradweg, verläuft auf einer ehemaligen Eisenbahnstrecke quer durch Ostbelgien. Auf ihrem Weg von Troisvierges in Luxemburg nach Aachen in Deutschland verläuft die Strecke vor allem durch ländliches Gebiet, durch grüne Wälder und weite Getreidefelder. Dazwischen liegen kleine Dörfer, Städtchen wie Monschau in Deutschland oder St. Vith in Belgien und der deutsch-belgischen Naturpark „Hohes Venn“, nach dem der Radweg auch benannt ist.
Übrigens, auf der Vennbahn werdet ihr zu echten Grenzgängern: Zwischen den belgischen Ortschaften Raeren und Leykaul, die nur 25 Kilometer auseinander liegen, passiert der Radweg die deutsch-belgische Grenze insgesamt 14 Mal! Und das, ohne belgischen Boden zu verlassen. Der Grund dafür: Nach dem Ersten Weltkrieg bekam Belgien die Venn-Eisenbahn zugesprochen, deren Strecke allerdings teilweise über deutschen Boden verlief. Die Bahntrasse samt zugehörigen Bahnhöfen wurde in Folge dessen zu belgischem Staatsgebiet erklärt – und ist es bis heute.
Heute ist von etwaigen Grenzwechseln aber nichts mehr zu spüren. Statt Grenzschildern oder Landesflaggen stehen hier jetzt Informationstafeln, die die Geschichte der Vennbahn und der Region erzählen. Einige der ehemaligen Bahnhöfe und Grenzstationen wurden zu Imbissen oder überdachten Rastplätzen umfunktioniert.
Einsame Buchen, tiefe Tümpel und windzerzauste Grasflächen – das Hohe Venn, ein 5000 Hektar großes Hochplateau, das von Ostbelgien bis nach Nordrhein-Westfalen und in die benachbarte Wallonie reicht, zeigt sich zu jeder Jahreszeit in anderen Farben. Im Frühling sind die Torfmoosteppiche von den Blüten des Wollgrases weiß getupft. Im Sommer schwimmen große Inseln aus gelben Ährenlilien über dem in satten Grüntönen strahlenden Moorgebiet, während im Herbst der Nebel um die gelb-rot gefärbten Bäume wabert.
Zu entdecken gibt es hier einiges. Den höchsten Punkt Belgiens zum Beispiel. Auf einen kleinen, grasbewachsenen Hügel führt eine steinerne Treppe wenige Stufen in die Höhe – ein ambitionierter Staatsmann wollte sich hier seinen Traum von einem 700 Meter hohen Belgien erfüllen. Oder das Croix des Fiancés, ein Grenzstein, neben dem ein großes Holzkreuz steht, das an die unglückliche Geschichte eines hier verstorbenen Liebespaares erinnert. Sehenswert sind auch „Les Six Hêtres“ – „Sechs mächtige Buchen“, unter denen im letzten Jahrhundert die Schäfer des Venns Rast zu machen pflegten.
Ein guter Start- und Endpunkt für eine Tour ist der Wanderparkplatz der urigen Gaststätte Baraque Michel. Hier hängt sogar noch eine Glocke, die bis 1867 allabendlich und bei Nebel geläutet wurde, um einsamen Wanderern den Weg durch das Hohe Venn zu weisen.
Fichtenstämme, deren Äste meterhoch über euch im Wind knarzen, Waldbeeren und Wildblumen am Wegesrand – die „Genusstour Flussgold“ führt euch durch den Wolfsbusch, ein ganz besonderes, etwa 1000 Hektar großes Waldgebiet in Ostbelgien. Der zehn Kilometer lange Rundweg führt von Montenau durch den Wolfsbusch, am Flusslauf der Amel entlang und wieder zurück nach Montenau.
Wölfe werdet ihr hier zwar eher nicht finden, dafür aber scheues Rotwild, hohe Gräser, junge Eschen und Buchen, ausladende Ginsterbüsche und stachelige Disteln. Einige auffällig runde Steinbrocken erinnern an Mühlsteine, die die Kelten hier vor knapp 2000 Jahren aus dem Felsen geschlagen und in die umliegende Region transportiert haben. In den Flüssen suchten schon die Kelten und Römer nach Gold, heute ist das hier nicht mehr erlaubt. In Montenau wurde aber eine Goldwaschrinne nachgebaut, in der ihr das umliegende Geröll nach Gold durchsuchen könnt.
Entlang der Holzwarche, einem kleinen Flüsschen in Ostbelgien, erstreckt sich ein wunderschönes Naturschutzgebiet. Die biologische Vielfalt ist hier außerordentlich groß, so wurden auf weniger als 2 Hektar Wiesenfläche mehr als 190 Pflanzenarten nachgewiesen, darunter Bärwurz, der Große Wiesenknopf, das Schmalblättrige Weidenröschen, Mädesüß und die Schwarze Flockenblume. Sehr sehenswert sind die Narzissenfelder, die im Frühling entlang der Holzwarche bei Rocherath leuchten. Mehrere Hektar Wiesenland sind dann von einem gelben Blütenteppich überzogen.
Viele seltene Vogelarten brüten in den großen Fichtenwäldern der Region, eine kleine Herde von Wasserbüffeln sorgt für die Landschaftspflege und auch Schmetterlinge könnt ihr gut beobachten. Der etwa 5 Kilometer lange Rundweg zwischen Rocherath und Mürringen beginnt an der Enkelberger Mühle in Büllingen und führt zum Großteil an den Ufern der Holzwarche entlang, über Schotterpfade hinauf zu einem Höhenzug mit schönem Blick über das Tal, vorbei an knorrigen Bäumen und Weiden und wieder zurück in den Ort.
Wildkräuter wachsen fast überall, sind gesund und zum Großteil auch ziemlich lecker – viele gute Gründe, um einen Wildkräuterkurs bei Kräuter-Expertin Karin Laschet in Kelmis und im Naturzentrum Haus Ternell am Rand des Hohen Venn zu besuchen. Während der mehrstündigen Wanderung bekommt ihr die Gelegenheit, zahlreiche Kräuter anzufassen, zu pflücken und zu kosten. Ihr erfahrt einiges über den hohen Vitamin-C-Gehalt der Gierschblätter, die stärkende Wirkung sekundärer Pflanzenstoffe wie Flavonoide und Gerbstoffe und bekommt wertvolle Tipps für den richtigen Umgang mit Kräutern.
Abschließend werden die gesammelten Naturschätze gemeinsam in der Küche weiterverarbeitet: kleingehackter wilder Majoran und gezupfte Kleeblüten harmonieren gemeinsam mit etwas Feta wunderbar im Kräuterquark, die Holunderblüten in Honigwasser werden mit Zitronensaft zu Limonade weiterverarbeitet und der gehackte Giersch schmeckt samt Bärlauchfrüchten sehr gut in einer Kräuterbutter.
Mehr Infos bekommt ihr hier: www.naturgenuss.net, www.ternell.be
Blau schimmerndes Wasser, auf dem Segelboote und Surfer ihre Kreise ziehen, Kinder lassen sich von großen Hüpfkissen in den See katapultieren und am Seeufer lockt ein großer Sandstrand – der etwa 120 Hektar große See von Bütgenbach hat sich im Lauf der Jahre zu einem wahren Freizeitmagneten entwickelt. Erste Anlaufstelle am Ufer ist der VENNtastic Beach, eine rund 8000 m² große Freizeitfläche. Hier erwartet euch ein 150 Meter langer Sandstrand inklusive Kinderbadebucht, eine bewachte Badezone mit Sonneninseln und verankerten Spielgeräten, verschiedene Sportfelder und ein Verleih von Sit-on-Top Kayaks, Stand-Up-Paddle Boards und Tretbooten.
An den Ufern des durch eine Talsperre entstandenen Sees könnt ihr zudem wunderbar wandern. Über gut 10 Kilometer führt der Rundweg entlang kleiner Buchten und Seitenarme über die Wiesen des Naturschutzgebietes Holzwarche und durch Waldgebiete. An der Staumauer befinden sich zudem noch die Überreste einer Burg aus dem 13. Jahrhundert.
Rennradsport hat in Belgien eine große Tradition. Entsprechend viele Tourenvorschläge für ambitionierte Fahrerinnen und Freizeitsportler gibt es in Ostbelgien. Hier habt ihr die Wahl zwischen Strecken auf verkehrsarmen Straßen, solchen mit einem angenehmen Mix aus flachen und hügeligen Abschnitten oder herausfordernden Radklassikern wie „Lüttich-Bastogne-Lüttich“. Die abwechslungsreichen Mittelgebirgs-Landschaften sorgen mit einer guten Infrastruktur und einem großen Angebot an fahrradfreundlichen Unterkunfts- und Gastronomiebetrieben für beste Rennradsport-Bedingungen.
Die Ourtalroute zum Beispiel führt über 110 km durch die ostbelgische Eifel bis hinein in ein unberührtes Flusstal tief im Süden von Ostbelgien. Zu den Höhepunkten der knapp 75 km langen Rundtour von Malmedy Richtung Süden zählen ein knackiger Anstieg bei Falize und die vielen hübschen kleinen Städtchen am Wegesrand. Nur für gut trainierte Radfahrer ist die Tour der legendären Steigungen zu empfehlen. Bei einer Gesamtlänge von 135 km gilt es hier, mehr als 2000 Höhenmeter zu überwinden.
Das Hohe Venn ist eine grenzübergreifende Hochfläche zwischen Deutschland und Belgien. Das Gebiet erstreckt sich auf belgischer Seite von Spa im Westen bis Malmedy im Süden.
Der Vennbahn-Fernradweg verläuft auf einer ehemaligen Eisenbahnstrecke quer durch Ostbelgien und verbindet die Städte Aachen in Deutschland und Troisvierges in Luxemburg miteinander.
Das etwa 1000 Hektar große Waldgebiet in Ostbelgien liegt in der Nähe des 350-Einwohner-Ortes Montenau.
Die Holzwarche entspringt auf einer Höhe von 660 Meter bei Losheimergraben direkt an der deutsch-belgischen Grenze, fließt dann in nordwestliche Richtung und mündet in den Stausee von Bütgenbach.
Kelmis ist eine Gemeinde der Ostkantone in der belgischen Provinz Lüttich. Sie zählt gut 11.000 Einwohner und liegt direkt an der deutsch-belgischen Grenze wenige Kilometer südwestlich von Aachen.
Die deutschsprachige Gemeinde in der Provinz Lüttich zählt gut 5600 Einwohner. Sie liegt in der belgischen Eifel, südlich des Hohen Venns.