Aktivurlaub
Mit dem Kanu über die Kleinseeplatte
Eine kleine Welt für sich: Die Kleinseenplatte ist ein schöner, wilder Dschungel mit ganz viel Wasser – und das direkt vor den Toren Berlins.
Die bezaubernde Mecklenburgische Kleinseenplatte besticht mit malerischen Landschaften, zahlreichen Seen, dichten Wäldern und geheimnisvollen Mooren. Ein Teil liegt im Müritz-Nationalpark, während die obere Havel die Seen wie eine Perlenkette verbindet. Aktivurlaub ist hier gelebte Realität, ob beim Radeln, Angeln, Klettern, Wandern, Tennis oder Bowlen.
Zwei Stunden fährt man vom Berliner Alexanderplatz bis an die Kleinseenplatte in Mecklenburg-Vorpommern – und doch liegt dieses Paradies für PaddlerInnen und Naturmenschen gefühlt Lichtjahre von der Stadt entfernt.
Rechts und links dichtes Schilf. Über uns wölbt sich ein Blätterdach, durch das die Sonne hindurchblinzelt. Wo ihre Lichtstrahlen auf die Schwaanhavel treffen, leuchtet der Grund bernsteinfarben. Wir gleiten in die Wildnis hinein, unter den Ästen knorriger alter Bäume hindurch. Die Schwaanhavel ist so klar, sie liegt so still, dass wir für ein paar Stunden alles doppelt sehen. Die Bäume, das Kanu unserer Freunde, die roten Paddel.
Breite Schilfgürtel, tiefe Wälder, kleine Sandbuchten, verwitterte Holzstege, charmante Bootshäuser säumen die Ufer von Woblitzsee, Plätlinsee, Drewensee oder Ellbogensee. Im Land der 1.000 Seen sind noch dazu viele der Gewässer über Flüsschen und Kanäle miteinander verbunden.
Wir haben in der Kanumühle von Peggy Sarodnik in Wesenberg Boote ausgeliehen. Mit Spritzwasserüberzügen für unsere Beine und einer eingeschweißten Wasserwanderkarte, die notfalls auch mal baden gehen kann, sind wir mit einem Kajak und einem Kanadier losgezogen.
Unser Ziel: Erst einmal hinaus auf die Havel und hinein in den Woblitzsee mit seinen alten Bootshäusern. Anschließend wollen wir über die Schleuse in Wesenberg und die Schwaanhavel bis zum Plätlinsee nach Wustrow gelangen.
Hier fließt alles ganz langsam. Das Wasser und die Zeit. Bei einem kleinen Abstecher zu den Bootshäusern auf dem Woblitzsee erleben wir, wie die Herbstsonne Kraft sammelt und durch den Dunst bricht. Wir lassen die Paddel ins Wasser hängen und treiben ein Stück auf den stillen See hinaus. Wir sind ganz nah dran – am See, der Entenfamilie, den Fischen, die wir bequem vom Boot aus beobachten können.
Als der Schleusenwärter uns ins Staubecken fahren lässt und wir zu den Booten um uns aufblicken, fühlen wir uns für einen Moment dann aber doch recht klein. Die Tender der dunkelblauen Yacht baumeln auf Augenhöhe. Aber da hier alle gut aufeinander aufpassen, winken wir fröhlich zur Crew hinauf. Und paddeln wenig später um viele Meter abgesenkt wieder auf die Havel hinaus.
Die Schwaanhavel mit ihrem moorigen Erlenbruchwald biegt wenig später rechts ab. Sie ist ein nur 3,5 Kilometer langes Flüsschen, das die Havel mit dem Plätlinsee verbindet. Irgendwann fühlt sich die Fahrt durchs Grüne fast wie Meditation an. Total tiefenentspannt kommen wir in Wustrow am Plätlinsee an, dem Wendepunkt unserer Tour.
Rechts und links vom Steg raschelndes Schilf. Über uns wölbt sich der weite mecklenburgische Himmel. Das Wasser schlägt leise plätschernd gegen die Holzpfosten. Bleib noch ein bisschen, Sommer.
Etwa zwei Kilometer Autofahrt von der Kanumühle liegt der Große Weiße See, der zu Wesenberg gehört. An sonnigen Tagen hat er ein fast türkis farbenes Wasser hat – wunderschön zum Baden.
Gut zu erreichen ist die Region übrigens auch für UrlauberInnen, die ohne Auto anreisen: Denn nach Neustrelitz fahren viele Regionalzüge. Von dort geht’s mit der EGP (der EisenbahngesellschaftPotsdam) weiter nach Wesenberg oder Mirow. Am Hafen, der allerdings 20 Minuten entfernt liegt zu Fuß, kann man nett im Café sitzen, Seenflair genießen und sich schon mal auf die Kleinseenplatte freuen.