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Ankunft und Mietwagenannahme am Flughafen Nevşehir

Für eine Woche Kappadokien lohnt sich ein Mietwagen, um flexibel unterwegs zu sein. Ich habe mein Auto direkt am Flughafen Nevşehir übernommen. Die Mietwagenannahme war unkompliziert und ohne lange Wartezeiten und Komplikationen. Ein Kleinwagen reicht meiner Meinung nach völlig aus, denn viele Gassen in den Dörfern sind eng und die Parkplätze liegen oft am Rand der Altstädte.
Für mich hat sich die Vollkaskoversicherung ohne Selbstbeteiligung wirklich gelohnt. Viele der Straßen in der Gegend sind schmal und oftmals fährt man über Schotter, sodass kleine Kratzer im Lack schnell passieren können. Während der Reise habe ich außerdem gemerkt, dass mein Handynetz nicht immer stabil war. Da mein Orientierungssinn ohnehin nicht der beste ist, war ich wirklich froh, dass ich mir bereits vor der Reise eine Navigationsapp für die Region heruntergeladen habe, bei der man auch Offline-Karten nutzen kann.
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Ürgüp: Ankommen und Einleben

Nach knapp 40 Minuten Fahrt vom Flughafen erreichte ich Ürgüp, meinen Ausgangspunkt für die Woche. Die Fahrt war entspannt, nur die letzten Kilometer sind etwas kurviger. In Ürgüp angekommen, konnte ich direkt in meinem kleinen, aber gemütlichen Hotel einchecken. Ein kurzer Spaziergang durch die Stadt führte mich an den Markthallen vorbei, wo getrocknete Aprikosen, Walnüsse und regionale Gewürze verkauft werden. So hatte ich das Gefühl, direkt am ersten Tag in das Ambiente der Stadt einzutauchen.
Als sich der Hunger meldete, habe ich mich mittags auf die Suche nach etwas Essbarem begeben. Da kamen mir die vielen Restaurants in der Gegend mit regionaler Küche gerade recht. So probierte ich zum ersten Mal Testi Kebab. Wenn Du jetzt an den klassischen Döner-Kebab aus Deutschland denkst, liegst Du falsch. Das Gericht wird traditionell in einem Tonkrug gegart, der am Tisch aufgeschlagen wird. Der Krug wird also wortwörtlich vor Deinen Augen mit einem kleinen Hammer geöffnet, um den heißen Eintopf aus Fleisch und Gemüse in Deine Schale zu gießen.
Am späten Nachmittag fuhr ich hinauf zum Aussichtspunkt Temenni Tepesi. Von hier aus hast Du einen tollen Blick auf die Dächer von Ürgüp und die umliegenden Täler. Ich hatte mir zuvor in den Markthallen etwas Proviant besorgt und über den Dächern gepicknickt. Für mich ein toller Ort, um den ersten Abend ausklingen zu lassen.
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Uçhisar: Höchster Punkt Kappadokiens

Nach dem entspannten ersten Tag in Ürgüp stand heute der erste Ausflug an. Uçhisar liegt nur rund 15 Minuten mit dem Auto entfernt und war damit perfekt für meinen Start in den Tag. Schon bei der Hinfahrt siehst Du aus der Ferne die mächtigen Felsen mit der Burg, die das Dorf überragen. Auf meinem Ausflug habe ich gelernt, dass es sich um das höchste natürliche Bauwerk in Kappadokien handelt und früher als Festung und Rückzugsort diente.
Am Fuß des Felsens gibt es gebührenpflichtige Parkplätze, auf denen ich mein Auto abstellte. Über Treppen und in den Tuff gehauene Tunnel gelangt man bis ganz nach oben. Ich fand den Aufstieg relativ anstrengend, daher würde ich auf jeden Fall festes Schuhwerk empfehlen. Die Wanderung hat sich aber gelohnt: Von oben hatte ich einen tollen Blick über die umliegenden Täler. Bei klarem Wetter siehst Du sogar den Vulkan Erciyes am Horizont.
Wenn Dir nach noch mehr Bewegung zumute ist, gibt es einen kleinen Wanderweg, der direkt vom Parkplatz aus gut ausgeschildert in eine angrenzende Schlucht führt. Er ist auch für Familien geeignet und dauert je nach Tempo 45 bis 60 Minuten. Unterwegs kommt man an Felswohnungen und kleinen Kirchen vorbei.
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Derinkuyu: Ab in die Tiefe

Nach dem Tag in Uçhisar wollte ich die Gegend nicht nur von oben bestaunen, sondern wirklich in die Kultur eintauchen. Also habe ich mich in meinen Mietwagen gesetzt und bin am dritten Tag von Ürgüp aus knapp eine Stunde nach Derinkuyu gefahren. Die Strecke führt zunächst durch kleine Dörfer und dann über eine Landstraße Richtung Süden. Ich tat gut daran, mich vor der Reise noch einmal mit den örtlichen Verkehrsregeln vertraut zu machen, auch wenn es einige der FahrerInnen augenscheinlich nicht allzu genau damit nehmen.
Am Ortseingang parkte ich auf einem großen Parkplatz, von dem man in wenigen Minuten zu Fuß den Eingang erreicht
Das Interessante an der Stadt ist, dass sie tatsächlich unterirdisch liegt. Sie hat sich als echtes Labyrinth herausgestellt. Es gibt acht Ebenen, die sage und schreibe bis zu 85 Meter in die Tiefe reichen. Früher bot die Anlage mehreren Tausend Menschen Schutz in Zeiten von Gefahr. Ich habe einen Rundgang gebucht, bei dem man Wohnräume, Lagerräume, und sogar eine kleine Kirche besichtigen kann. Besonders eindrucksvoll fand ich die runden Steintore, die wie Mühlräder quer über den Gang gerollt werden konnten, um Feinde draußen zu halten. Die unterirdischen Wege sind gut ausgeschildert, manche Gänge sind jedoch sehr niedrig. Wenn Du unter Platzangst leidest, ist dieser Ausflug vielleicht eher nichts für Dich. Je nach Tempo würde ich sagen, dass man nach etwa einer Stunde das Meiste gesehen hat.
Nach dem Rundgang habe ich mich noch in ein kleines Café in der Nähe des Eingangs gesetzt, bevor ich zurück nach Ürgüp fuhr. Dort ließ ich den Tag gemütlich bei einem Glas Emir-Wein aus der Region ausklingen und freute mich schon auf die Wanderung durch das Ihlara-Tal am nächsten Tag.


Der Kleinstwagen – Ideal für Entdecker
Mit einem Kleinstwagen bleibst Du jederzeit mobil: durch die verwinkelten Straßen von Ürgüp, entlang kurviger Bergstraßen oder bei spontanen Stopps an Aussichtspunkten. So kannst Du Deine Reise flexibel gestalten.
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Ihlara-Tal: Wandern am Fluss

Nach zwei Tagen mit Ausblicken von oben und einem Abstecher in das Erdreich wollte ich mich am vierten Tag in die Natur begeben. Da kam mir ein Ausflug in das Ihlara-Tal gerade recht. Das Tal liegt etwa anderthalb Stunden von Ürgüp entfernt. Die Fahrt führt über gut ausgebaute Straßen durch kleine Dörfer, perfekt, um unterwegs einen kurzen Kaffeestopp einzulegen. Praktischerweise gibt es direkt am Haupteingang einen großen Parkplatz und ein Besucherzentrum mit Ticketschalter.
Von dort aus geht es über eine lange Treppe mit mehr als 300 Stufen hinunter in die Schlucht. Von oben hat man einen schönen Blick auf den Melendiz-Fluss, der sich durch das Tal schlängelt. Unten angekommen kann man einfach dem Uferweg folgen, sehr praktisch für alle, die wie ich nicht den besten Orientierungssinn haben. Die Luft im Tal war deutlich kühler, was die Wanderung selbst im Sommer angenehm machte. Nach etwa der Hälfte der Strecke liegt das Dorf Belisırma, wo viele einfache Restaurants direkt am Wasser ihre Tische aufgestellt haben. Ein perfekter Ort, um eine Pause einzulegen und sich mit einer Kleinigkeit zu stärken.
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Avanos: Keramik, Markt und roter Fluss

Nach den Ausflügen der letzten Tage war mir am fünften Tag nach etwas kürzerer Fahrzeit und entspannterem Programm. Avanos liegt nur rund 15 Minuten mit dem Auto nördlich von Ürgüp, sodass ich den Ort auch gut am Vormittag besichtigen konnte. Die Fahrt führt über eine gut ausgebaute Landstraße und schon bei der Ankunft siehst Du den Kızılırmak, den „Roten Fluss“, der sich durch die Stadt schlängelt.
Mein erster Stopp war eine der traditionellen Töpfereien. Viele Werkstätten bieten Führungen an, bei denen die HandwerkerInnen zeigen, wie aus dem roten Ton des Flusses Schalen, Krüge und Vasen entstehen. Was mir besonders gefallen hat war, dass ich selbst an der Drehscheibe eine kleine Vase formen durfte. Die Arbeit mit den Händen hat richtig Spaß gemacht, vielleicht wird das sogar ein Hobby, dass ich zuhause weiterverfolge.
Danach bin ich noch eine Weile über den Wochenmarkt gebummelt. Die Märkte in der Region sind wirklich besonders. Gerade wenn Du auf der Suche nach einem Mitbringsel bist, würde ich hier etwas Zeit einplanen. Es gibt frisches Obst, Gemüse, getrocknete Kräuter, handgeknüpfte Teppiche, Keramik und viele andere handgemachte Dinge. Am Nachmittag fuhr ich ein kleines Stück außerhalb der Stadt in ein Weingut. Die Region ist für ihre Weinreben bekannt, besonders die Sorten Emir und Kalecik Karası wachsen hier. Es ist empfehlenswert vorab zu reservieren, wenn Du eine Verkostung machen möchtest.
Wenn Du nicht mit leerem Magen zurückfahren möchtest, lohnt sich ein Abstecher in eines der Restaurants am Fluss. Viele haben Terrassen mit Blick aufs Wasser, ein schöner letzter Stopp, bevor es zurück nach Ürgüp geht.
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Devrent-Tal und Mustafapaşa: Das Tal der Figuren

Nach einem gemütlichen Frühstück machte ich mich am sechsten Tag auf den Weg ins Devrent-Tal, das auch „Imagination Valley“ genannt wird. Von Ürgüp sind es nur etwa 20 Minuten mit dem Auto. Am kleinen Parkplatz am Eingang stellte ich meinen Wagen ab. Den Namen „Imagination Valley“ trägt das Tal wegen der Felsformationen, die durch Wind und Regen über Jahrtausende geformt wurden. Mit etwas Fantasie lassen sich hier Tiere und Figuren erkennen, wie Kamele, Robben oder Vögel. Dabei musste ich an meine Kindheit denken, als ich in den Wolken versucht habe, die unterschiedlichsten Formen ausfindig zu machen. Der Weg durch das Tal ist nicht lang, in etwa einer Stunde bin ich alles gemütlich abgelaufen.
Mittags kehrte ich in eines der traditionellen Restaurants der Umgebung ein und bestellte erneut Testi Kebab. Auch diesmal wurde der Tontopf direkt am Tisch aufgeschlagen, was immer nett anzusehen ist, fast wie ein kleines Schauspiel. Danach spazierte ich noch ein wenig durch den Ort, bevor es für mich zurück nach Ürgüp ging.
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Soğanlı-Tal: Ruhe vor der Abreise

Am letzten Tag meiner Rundreise wollte ich es noch einmal ruhiger angehen lassen. Das Soğanlı-Tal liegt etwas abseits der üblichen Touristenrouten, etwa eine Stunde südlich von Ürgüp. Die Straße dorthin ist asphaltiert, aber schmal, es lohnt sich also etwas mehr Zeit für die Fahrt einzuplanen. Unterwegs fährst Du durch kleine Dörfer, und schon bei der Ankunft siehst Du die ersten Felsen mit ausgehöhlten Kirchen und Höhlenwohnungen.
Ich parkte am Eingang des Tals und machte mich zu Fuß auf den Rundweg. Da hier nur wenige BesucherInnen unterwegs waren, hatte ich das Tal fast für mich allein. Besonders interessant fand ich die Felskirchen mit ihren teilweise noch gut sichtbaren Fresken. Am Wegesrand sitzen Frauen, die die typischen Soğanlı-Puppen verkaufen: Handgenähte Stoffpuppen, die ein typisches Souvenir der Region sind.
Nach einem gemütlichen Spaziergang und einem letzten türkischen Kaffee im kleinen Dorfcafé fuhr ich zurück nach Ürgüp, packte meine Sachen und machte mich auf den Rückweg zum Flughafen.
Fazit – Kappadokien mit dem Mietwagen
Sieben Tage in Kappadokien haben mir gezeigt, wie vielseitig diese Region ist. Jeden Tag warteten andere Eindrücke: die wunderschöne Aussicht von Uçhisar, die engen Gänge von Derinkuyu oder die Märkte und Töpfereien von Avanos.
Mit dem Mietwagen war ich jederzeit flexibel und konnte die einzelnen Orte nach Lust und Laune besichtigen. Auch die spontanen Stopps unterwegs an Aussichtspunkten oder in kleinen Cafés würde ich im Nachhinein nicht missen wollen. Eine Reise nach Kappadokien würde ich jedem wärmstens ans Herz legen.