Wie viel Trinkgeld ist angemessen, um weder geizig noch gönnerhaft zu wirken? Ganz klar: Mit einem Trinkgeld ("Tip") drückt man Zufriedenheit über eine persönliche Dienstleistung aus. War der Service mies, zahlt man nur den Rechnungsbetrag – und zeigt damit seine Unzufriedenheit. Dennoch: Vor allem wer ins Ausland reist, sollte sich vorher über die landesüblichen Gepflogenheiten in Sachen Tip schlau machen. Schließlich ist in den meisten Ländern ein Trinkgeld üblich, in einigen gar dringend erwartet, in wieder anderen aber eine Beleidigung.
Ein paar Dinge gelten universal:
Hier bekommt ihr einen Überblick über die Gepflogenheiten in einigen der beliebtesten Reiseländern:
In Ägypten ist es üblich, für Serviceleistungen ein kleines Trinkgeld zu geben, das hier Bakschisch heißt. Im Restaurant zwischen zehn und 15 Prozent der Rechnungssumme, für die Zimmerreinigung und den Kofferträger im Hotel jeweils etwa 10 bis 20 ägyptische Pfund – umgerechnet zwischen 50 Euro-Cent und einem Euro. Zu viel Trinkgeld kann durchaus als gönnerhaft und damit als Beleidigung aufgefasst werden. Ein Blick auf die Rechnung empfiehlt sich, denn manchmal ist hier schon eine Servicepauschale enthalten.
In Touristenhochburgen gelten eigene Regeln: Oft und gern wird hier auch für aufgenötigte Mini-Dienstleistungen wie das Zeigen des besten Foto-Spots oder gleich ganz ohne Gegenleistung ein Bakschisch eingefordert. Da hilft nur ein dickes Fell. Zwar gehört das Geben von Almosen in islamischen Ländern zur guten Sitte – das hat mit dem Handaufhalten aufdringlicher Gesellen aber nichts zu tun.
Die Trinkgeld-Praxis in Bulgarien entspricht in der Regel dem internationalen Standard: Mit einem Aufschlag von zehn bis 15 Prozent der Rechnungssumme liegt man richtig. Zwischen 50 Cent und zwei Euro kann man für das Zimmermädchen liegen lassen – gern jeden Tag, selbes gilt für den Room Service, Taxifahrer oder andere Dienstleistungen. Die Landeswährung ist Leva, ein Euro sind aktuell knapp zwei Leva.
In Deutschland liegt man mit zehn bis 15 Prozent der Rechnung richtig – für besonders guten Service darf es natürlich auch etwas mehr sein. Weniger als 50 Cent bei einer Rechnung von mehr als fünf Euro sollten aber nicht überreicht werden, das gilt für Restaurants wie auch für Taxifahrten. Im Hotel sind ein bis zwei Euro am Tag für die Zimmerreinigung angemessen, ebenso fürs Kofferschleppen – pro Koffer.
In der Dominikanische Republik gilt es, insbesondere die schlecht bezahlten Zimmermädchen mit einem Trinkgeld zu bedenken. Am besten lässt man schon im Voraus oder nach der ersten Zimmerreinigung ein paar Dollar auf dem Kopfkissen liegen – damit sichert man sich auch gleich die Gunst einer gründlichen Reinigung.
Im Restaurant sollte man vor dem Bezahlen erst auf die Rechnung schauen, ob ein zehnprozentiger Servicezuschlag schon enthalten ist – ansonsten gelten auch hier die üblichen zehn Prozent. Kofferträger bekommen pro Gepäckstück einen Dollar oder 50 Pesos, im Taxi rundet man auf.
Mit zehn Prozent Trinkgeld im Restaurant, aufrunden beim Taxifahren, einem Euro pro Gepäckstück für den Kofferträger und einem persönlich überreichten Obolus von fünf bis zehn Euro in der Woche für die Zimmerreinigung liegt Griechenland im internationalen Durchschnitt.
In Bella Italia wird auf der Rechnung zumeist eine Art Grundgebühr für das Eindecken des Tisches und das vorweg servierte Brot ausgewiesen. Wenn man sehr zufrieden war, ist ein Trinkgeld von zehn Prozent aber durchaus angemessen und üblich. Im Hotel freut sich das Zimmermädchen über einen kleinen Schein in der Woche, der Gepäckträger bekommt einen Euro pro Koffer und im Taxi wird aufgerundet.
Hier gibt’s im Restaurant bisweilen Brot und manchmal Oliven umsonst, da können die Spanier großzügig sein. Trinkgeld wird meist nicht überreicht, sondern zehn bis 15 Prozent der Rechnungssumme bleiben auf einem Tellerchen auf dem Tisch liegen. Auch hier wird im Taxi auf den nächsten glatten Betrag aufgerundet. Kofferträger und Zimmermädchen werden mit einem Euro pro Gepäckstück bzw. Tag bedacht.
Wie in vielen anderen asiatischen Ländern muss man in Thailand aufpassen – das gut gemeinte, üppige Trinkgeld kann schnell als Beleidigung aufgefasst werden (in China und Japan ist es sogar Tabu!). Das ist insbesondere deshalb schwierig, weil die Preise in Thailand aus europäischer Sicht oft spottbillig sind, da sitzt das Geld bei den Urlaubern locker. Zehn Prozent darf und sollte man aber geben, weniger als zehn Baht dürfen es auf keinen Fall sein. Ein Euro sind umgerechnet rund 40 Baht.
Das Thema Trinkgeld wird in der Türkei gehandhabt wie in den meisten Ländern Europas: Mit 10 bis 15 Prozent liegt man im Restaurant richtig, bei Taxifahrten wird großzügig aufgerundet – und wenn der Fahrer mit den Koffern hilft, sind dafür ein oder zwei Euro angemessen. Im Hotel werden die Zimmermädchen ebenso mit ein paar Euro-Münzen oder einem kleinen Schein bedacht wie der Kofferträger.
Im Basar oder an Imbiss-Ständen wird kein Trinkgeld erwartet – im Hotel trotz All-Inclusive aber schon. Oft steht dafür ein Korb oder Glas bereit, einem besonders aufmerksamen Kellner kann man auch gerne direkt einen Schein in die Hand drücken.
Die Vereinigten Staaten von Amerika bilden eine große Ausnahme im internationalen Tip-Vergleich. Kellner kommen ohne Trinkgeld kaum auf einen auskömmlichen Verdienst – deshalb kann und sollte man hier nicht weniger als 20 Prozent der Rechnungssumme draufschlagen.
Bei besonders miesem Service darf es auch mal weniger sein – aber wirklich nur dann, wenn der Kellner tatsächlich schlecht gearbeitet hat oder unfreundlich war. Wichtig: Lange Wartezeiten liegen meist nicht in der Hand des Servicepersonals, sondern oft schlicht am Andrang zu Stoßzeiten oder der Küche. Auch der Taxifahrer rechnet mit einem Tip von zehn bis 15 Prozent.