Bei einer Ballonfahrt auf der Schwäbischen Alb schwebt man wie in Zeitlupe und ganz leise über Wälder, Wiesen und Dörfer. Und wird auch selbst ganz ruhig dabei.
Wir schweben ja schon! Der Korb hebt so lautlos von der Wiese im Lautertal ab, dass man nur durch den Perspektivwechsel merkt, dass man in der Luft ist. Dieser unspektakuläre Start kommt für mich überraschend, denn ich habe bis eben mit meiner Angst gekämpft. Ich steige nicht gerne ins Flugzeug – und jetzt soll ich in einem kleinen Korb durch den Himmel über der Schwäbischen Alb cruisen? Mit nichts als heißer Luft als Antrieb? Und einem Kapitän, der zwar sehr erfahren ist, der aber sein Gefährt im Grunde nicht steuern kann?
Rudi Fuchs feuert stattdessen. Und der Gasbrenner faucht in kurzen Abständen und speit Feuer, damit die Luft im 180 Kilogramm schweren Ballon heißer wird und wir an Höhe gewinnen. Denn gleich nach dem Start geht’s ein bisschen in eine andere Richtung als vorher gedacht – und die Baumwipfel am Hang sind für einen Moment sehr nah. „Da müssen wir jetzt schnell machen“, meint der 61-Jährige lachend, wirkt aber nicht besorgt. Es beruhigt mich, dass ich den tiefenentspannten Ballonexperten vor mir habe und mit ihm plaudern kann. Das ist schon mal viel angenehmer als im Flugzeug – man ist im Kontakt mit dem Piloten und mit der Welt um einen herum.
Der Effekt: Schon bevor wir über den Berg sind, fällt die Angst wie ein schwerer Stein von mir ab und ich freue mich: über die Morgensonne. Die unfassbare Stille. Den Frieden hier oben. Wie leise man fliegen – pardon – fahren kann. Und wie wunderschön die Alb an so einem Morgen früh um sieben Uhr ist – mit Nebel, feuchten Wiesen, dunklen Wäldern, kleinen Dörfern. „Ich mag am Ballonfahren, dass es so langsam und bedächtig ist“, erzählt Rudi Fuchs. „Und dass es eine wahre Kunst ist, sich auszurechnen, wo man hinfliegen wird und wo man am Ende gut landen kann. Aber ich starte auch wirklich nur, wenn das Wetter absolut passt.“ Das Tolle am Ballonfahren ist neben der Stille, dass man meist in einer Höhe von 500 bis 1.000 Metern über dem Boden fliegt und noch viel unten erkennen kann: die Kuhherde, die herbeigaloppiert. Die Rehe auf dem Feld. Den Rennradler, der auf der Straße unter uns bergab saust. Wir sind über dem Biosphärengebiet Schwäbische Alb rund um Münsingen unterwegs, einem eindrucksvollen Stück Natur und einer tollen Urlaubsregion – aber noch liegt die Welt unter uns weitgehend still da.
Obwohl Rudi Fuchs hier oben einen Wind von etwa 15 Stundenkilometern misst, scheint kein Lüftchen zu wehen. „Das fühlt sich so an, weil wir den Fahrtwind als Antrieb nutzen“, erklärt er uns. Es ist ein bisschen so, als ob wir auf Zeitlupe geschaltet sind und einer zudem den Ton stumm gedreht hat. „Wahrscheinlich landen wir heute nach etwa 1,5 Stunden bei Trochtelfingen“, meint Rudi, der schon über 2.000 Fahrten als Ballonführer hinter sich hat. Wir fünf Passagiere sind alle zum ersten Mal an Bord: Carmen hat ihrer Freundin Angelika die Fahrt geschenkt, damit die ihre Höhenangst überwindet. Siggi und Erwin wollten so etwas schon lange mal machen. Und ich? Ich stehe im Korb und beneide die Vögel. Entdecke ganz in der Ferne die Burg Hohenzollern. Das letzte Wäldchen bei Trochtelfingen ist überwunden, wie in Zeitlupe sinken wir, mit einem unmerklichen Hopser setzt der Korb auf einer Wiese auf. Also rausklettern, einpacken und frühstücken. Ich klopfe Angelika auf die Schulter. Wir zwei Ängstlichen haben es auch geschafft. Nein, viel mehr als bloß geschafft, das sehe ich in den leuchtenden Augen meiner Nebensitzerin. Wir haben’s richtig genossen.
Mehr übers Ballonfahren: www.fuchs-ballonfahrten.de
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