Ein berühmter Künstler hat das Bild von Lanzarote, wie wir es heute kennen, maßgeblich geprägt: César Manrique (1919–1992). Sein letztes großes Projekt war der Kakteengarten (Jardín de Cactus) nahe Guatiza im Nordosten der Insel, der heute zu den Top-Sehenswürdigkeiten zählt. Ein Werk, das wohl alle Besucher in seinen Bann zieht.
Der Jardin de Cactus befindet sich in einem ehemaligen Steinbruch, in dem einst Vulkanasche für die umliegenden Kaktusfeigenplantagen abgebaut wurde. Manrique hat den Steinbruch in eine Art künstlerisches Amphitheater umfunktioniert. Terrassenförmig geht es von oben immer weiter über Stufen und kleine Wege aus Vulkangestein ins Innere des Gartens. Auf über 5000 Quadratmetern gedeihen hier mehr als 800 verschiedene Kakteenarten von fünf verschiedenen Kontinenten.
Die stacheligen Pflanzen wirken wie Skulpturen mit höchst unterschiedlichen Charakteren. Einige faszinieren durch ihre Blüte, andere durch bizarre Formen, und manche verleiteten mit ihrem Namen zum Schmunzeln. Wie der Schwiegermutterstuhl, ein kugeliger Kaktus, auf dem das angetraute Elternteil sicher nur ungern Platz nehmen würde.
Im Video erhaltet ihr einen ersten Eindruck vom Jardín de Cactus:
Mitten im Kaktusgarten sind Überreste des ehemaligen Steinbruchs erhalten geblieben. Hohe Monolithe aus Vulkanasche erheben sich aus dem Boden und fügen sich perfekt in das Bild ein. Der Garten ist ein echtes Gesamtkunstwerk. César Manrique begann schon 1970 mit der Planung, 1989 wurde der Bau in Angriff genommen. Anno 1990 fand dann die Eröffnung statt und seither ist der Jardín de Cactus ein Besuchermagnet.
Manriques Anspruch war es, Kunst und Architektur in Einklang mit der Natur zu bringen, und das ist ihm bestens gelungen. Das Grün der Pflanzen trifft auf das Schwarz der Vulkanlandschaft und das Blau des Himmels, ein kontrastreiches Spektrum. Und auch die Ohren der Besucher kommen zu ihrem Recht – heimische Vögel singen die schönsten Lieder und werden vom unermüdlichen Summen der Insekten begleitet.
Aufgelockert wird die stimmige Anlage durch kleine Lagunen und Wasserspiele, verschiedene Bauten und Steinskulpturen. Unübersehbar ist eine alte Mühle am Rand des Gartens: Hier wurde einst Gerste für das traditionelle kanarische Getreidegericht Gofio gemahlen. Die Mühle ist noch intakt, ihr Innenleben über eine Wendeltreppe zugänglich. Von oben habt ihr einen großartigen Ausblick über das Gelände und die Umgebung.
Auch die fabelhafte Cafeteria lohnt einen Besuch, es gibt sehr guten Kaffee und kleine Mahlzeiten. Nicht zu vergessen die kleinen Kunstwerke, die Manrique der Anlage spendiert hat. So steht an der Cafeteria-Treppe eine bizarre Skulptur aus Stahlstäben und Glaskugeln, die perfekt zum Thema des Parks passt. Und beim Gang aufs "Stille Örtchen" weisen zwei originelle Figuren den Weg. Es gibt also viel zu entdecken – wer von Lanzarotes Badeorten wie Costa Teguise einen Ausflug zum Kakteengarten unternimmt, sollte unbedingt genug Zeit mitbringen.
Der kleine 800-Einwohner-Ort liegt im Nordosten der Insel in der Gemeinde Teguise. Als größte Sehenswürdigkeit des Dorfs befindet sich der Jardín de Cactus am nördlichen Ortsrand.