Gleichmäßig rollen die Wellen in Richtung Strand. Weiße Schaumkronen bilden sich auf ihren Spitzen. Gekonnt nimmt ein Surfer mit seinem Board die Woge, lässt sich von seinem Lenkdrachen, dem Kite, in die Luft heben. Am höchsten Punkt dreht sich der Sportler einmal um die eigene Achse und landet sicher wieder auf dem Wasser.
Ein bisschen neidisch sehen wir Schüler ihm zu, denn unsere Kites sind erstens wesentlich kleiner und zweitens sind wir nicht auf dem Meer, sondern stehen am Strand.
Hier am Meer in Knokke-Heist im Beachclub Anemos haben wir heute eine Schnupper-Stunde im Kitesurfen. Am Morgen gab’s erstmal ein bisschen Theorie-Unterricht, denn man sollte über Windrichtungen, die Aerodynamik des Kites und natürlich über die Sicherheitssysteme Bescheid wissen. Danach geht es für uns auch gleich zur Sache, wenn auch noch nicht auf dem Wasser.
Unser Lehrer Samuel, der braungebrannt ist und mit seinen langen blonden Haaren genauso aussieht, wie man sich einen Surfer vorstellt, macht uns mit dem Sportgeträt vertraut. „Zur Ausrüstung gehören: ein Kite mit einer Bar, das sind die Steuerungs- und Sicherheitsleinen, die den Sportler mit dem Lenkdrachen verbinden, ein Board mit Fußschlaufen, ein Trapez, um sich selbst an der Bar zu befestigen, ein Neoprenanzug, eine Schutzweste und ein Helm“, erklärt uns Samuel, während er alles auf dem Strand ausbreitet. „Ihr braucht jetzt aber erstmal nur den Kite mit der Bar und das Trapez.“
Während wir uns an unsere Kites schnüren, sind immer mehr Surfer auf dem Meer unterwegs. Ihre Lenkdrachen sind schon von weitem gut zu sehen, bunte Farbklekse in der Luft. Flanderns Küste ist sehr beliebt bei den Sportlern, auf den gesamten 65 Kilometern gibt es zahlreiche Surfschulen und Kitespots. Und: Dank seichtem Wasser und stetigem Wind ist die Region auch für Anfänger gut geeignet.
Wir haben mittlerweile unsere Kites in der Luft. Der Wind ruckelt und zerrt an ihnen und es ist ganz schön anstrengend, sie oben zu halten. Ein bisschen erinnert das an die Kindheit, als wir das erste Mal einen Drachen haben steigen lassen. Nur, dass dieser hier ein paar Leinen mehr hat. „Zuerst müssen Anfänger ein Gefühl für den Kite bekommen“, sagt Samuel. „Durch Ziehen und Bewegen der Bar kann man den Winkel des Drachens verändern und damit später die Geschwindigkeit auf dem Wasser.“
Ein Kurs dauert, je nach Surfschule und Geschick des Schülers, zwischen drei und fünf Tagen. „Nach einer Woche in etwa stehen die Neulinge auf den Boards im Wasser und fahren“, so Samuel. Der Sport ist für jeden geeignet, der eine gewisse Grundfitness mitbringt und eine Liebe zum Meer. „Wichtig ist aber, dass man auf jeden Fall einen Kurs besucht und nicht einfach selbst loslegt“, warnt Samuel. Auch wenn ihr in der ersten Stunde noch neidisch den Profis zuschauen müsst, es lohnt sich – ein paar Tage später kreuz ihr dann sicher deren Kurs.
Wenn ihr jetzt auch gerne mal in Knokke-Heist von einem Lenkdrachen gezogen übers Meer flitzen wollt, könnt ihr euch hier informieren.
Die Küstengemeinde liegt ganz im Norden von Flandern, direkt an der niederländischen Grenze. Sie hat etwa 33.000 Einwohner. Der nächste Flughafen befindet sich in Brüssel, 120 Kilometer entfernt.