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Matthias (41-45)
DeutschlandAus Deutschland
Verreist als Paar • Februar 2011 • 1-3 Tage • Stadt
Hamburger Gastlichkeit in Perfektion
5,7 / 6

Allgemein
  • Preis-Leistungs-Verhältnis
    Eher gut

Es soll ja Gäste geben, die beim ersten Besuch des Hotel Vier Jahreszeiten etwas enttäuscht waren. Und tatsächlich: Luxus präsentiert sich im vielleicht besten deutschen Hotel nicht durch Protz und Prunk, sondern durch klassisch hanseatisches Understatement, versteckt in einer Vielzahl von Details, die sich zu einem perfekten Ganzen zusammenfügen, die wertvollen Antiquitäten überall im Hause etwa oder die prächtigen flämischen Gobelins. 25 Millionen Euro hat die gerade abgeschlossene dreijährige Renovierung gekostet, und das Managment ist stolz darauf, daß selbst Stammgäste kaum eine Veränderung bemerken. Aber noch einmal ein kurzer Blick zurück: Nach dem spektakulären Verkauf des traditionsreichen Familienbetriebes Ende der 80er Jahre für damals völlig übertriebene 210 Millionen DM an den japanischen Aoki-Konzern (das Hamburger Abendblatt über die Haerlin-Töchter: „Take the money and run!“) und dem Ausscheiden des legendären Direktors P., der das Haus bis auf Platz 2 der Welt führte, kam das Hotel ab 1997 für zehn Jahre bei der Raffles-Gruppe unter, die erste notwendigen Investititonen vorantrieb. Ein Glücksfall in diesem Zusammenhang auch der neue Direktor, kurzerhand bei Mandarin-Oriental in Asien abgeworben, der einst seine Karriere selbst als Page im Hause begonnen hatte. 2007 dann ein erneuter Eigentümer-Wechsel, als sich die kanadische Fairmont-Gruppe auf dem bisher vernachlässigten europäischen Markt positionieren will und mit dem besonders auch im Ausland hoch angesehenen Haus ihr erstes deutsches Hotel übernimmt. Wenn man fragt, was dieses Hotel schon immer und auch heute wieder über seine Mitbewerber heraushebt, fällt ganz automatisch das so altmodische Stichwort der Gastlichkeit. Das Vier Jahreszeiten versteht sich eben nicht allein als noble Unterkunft auf Zeit, sondern vielmehr als familiärer Gastgeber für Freunde des Hauses, unterstrichen durch persönlichen Service, Charme und einen hohen Grad an Herzlichkeit, die vom ersten bis zum letzten Augenblick eine unerreichte Wohlfühlatmosphäre schaffen und der sich kaum ein Gast entziehen kann.


Zimmer
  • Sehr gut
  • Unser Zimmer 324 der Deluxe-Kategorie mit Blick in den ruhigen Innenhof verfügte über eine Fläche von rund 35 qm und gefiel durch seine dezent bunten Farben und den Charme der Zeitlosigkeit – ein Raum, in dem man sich sofort wohlzufühlen vermag. Bei unser verfrühten Anreise zur Mittagszeit (Early Check-In) wurde das Zimmer picobello gereinigt übergeben; nicht das geringste Staubkörnchen störte das Ambiente oder ließ an einen etwaigen Vormieter erinnern. Ebenso allerdings fehlte jegliche Art der Begrüßung wie ein Kärtchen der Direktion, Blumen oder ein Obstkorb, nicht einmal das „Welcome“ auf dem Fernseher wurde aktiviert; lediglich zwei Flaschen Wasser standen bereit, wurden im Laufe des Abends aber nicht erneuert. Ein Betthupferl gab es auch nicht. Antiquitäten findet man in diesem Zimmer zwar nicht, doch überzeugt das stilvolle Mobiliar durch Gediegenheit und eine ehrwürdige, gut zum gesamten Stil des Hauses passende Ausstrahlung; das herrlich bequeme Doppelbett, Sitzecke, Sideboard mit Safe, Nespresso-Maschine und Minibar (gewohnter Standard zu gerade noch akzeptablen Preisen) und der Schreibtisch bilden mit den klassischen Lampen und Bildern ein harmonisches Ensemble. Das ganze Zimmer wirkt jugendlich-frisch und könnte doch schon in den Anfangstagen des Hotels so ausgesehen haben. Phänomenal auch, was dem Gast in dieser eher klassischen Umgebung an kostenloser Unterhaltungselektronik geboten wird: der riesige Flachbildfernseher von Loewe mit erstaunlichen 100 TV-Programmen (aber kein Radio!), DVD-Player, Internetzugang, iPod-Dockingstation ... viel zu viel, um alles an einem Tag auch nur einmal auszuprobieren. Zumindest das Internet funktionierte einwandfrei, wenn auch etwas langsam. Neben dem Wohn- und Schlafbereich und einem begehbaren Kleiderschrank mit ausreichend Platz für einen längeren Aufenthalt verfügte das Zimmer über ein außergewöhnlich schönes und großes Bad – im wahrsten Sinne des Wortes ein „Badezimmer“, mit weißen Wandkacheln, schwarz gefliestem Fußboden, Regendusche, elegantem Waschtisch mit zwei Waschbecken und formschönen Armaturen; Guest supplies von Miller Harris (London) vervollständigen den perfekten Auftritt.


    Restaurant & Bars
  • Sehr gut
  • Für ein Hotel mit einer Größe von „nur“ 160 Zimmern verfügt das Vier Jahreszeiten über ein geradezu überragendes kulinarisches Profil: nicht weniger als vier Restaurants, zwei Bars, ein Café mit angeschlossener Lounge und von April bis Oktober die Jahreszeiten-Terrassen auf der Binnenalster sorgen dafür, daß der Gast das Haus überhaupt nicht erst verlassen muß. Folgerichtig wurde uns schon bei der Ankunft auf sehr charmante Weise zu einer Platzreservierung für den Abend geraten. Restaurant Haerlin: Das Gourmet-Restaurant des Hauses und eines der besten Hamburgs, nur fünf Tage die Woche abends geöffnet und weit im Voraus ausgebucht. Französische Küche, klassisches Ambiente und sehr hochpreisig. Unter R. auf bestem Weg zum zweiten Michelin-Stern. Jahreszeiten-Grill: Sehr schöner, originalgetreu restaurierter Art-Deco-Speisesaal aus den 20er Jahren, nach dem 2. Weltkrieg zugemauert und erst vor wenigen Jahren wieder freigelegt. Erstklassige Fleisch- und Fischgerichte, große Weinkarte. Gewohnt charmant: N., der singende Oberkellner aus Wien, der nie ein Gesicht vergisst. Am Wochenende immer gut besucht. Schönste Plätze auf der Empore. Doc Cheng’s / Bar Indochine: Stammt noch aus Raffles-Zeiten und einst einer der ersten Vorreiter euro-asiatischer Küche in Deutschland. Fröhliches, quietschbuntes Ambiente im Stil eines chinesischen Nachtclubs und unter den Hamburgern immer noch ein Renner; am Samstagabend zu vorgerückter Stunde war kein Platz mehr zu bekommen. 14 Punkte im Gault-Millau. Café Condi: Nostalgisches Biedermeier-Café, in dem sich die feine Hamburger Gesellschaft nach dem Einkaufsbummel zu Kaffee und Kuchen trifft. Berühmt für seine Patisserie. Außerdem wird hier morgens das kleine, aber feine Frühstücksbüffet angerichtet und auf antikem Mobilar appetitlich präsentiert. Die Auswahl ist vielleicht nicht überwältigend, die Qualität der Speisen dagegen aber umso mehr – Buffets, die durch reine Masse zu beeindrucken versuchen, gibt es eh schon genug. Zwei-Klassen-Frühstück? Beim Jahreszeiten-Frühstück (32,- Euro) werden Eierspeisen à la carte angeboten, beim Continental Breakfast (25,- Euro) nicht. Bloß: wohl kaum ein Mitarbeiter wird einem Gast seine Pancakes mit der Begründung verweigern, dafür habe er nicht bezahlt ... Großes Lob in diesem Zusammenhang auch wieder an den flinken Service, der trotz der verwinkelten Räumlichkeiten jederzeit den Überblick behält und auch bei Andrang nie zu lächeln vergisst. Condi-Lounge: Frischer Wind im Zuge der letzten Renovierung: coole Chill-out-Atmosphäre spricht ein vermutlich völlig anderes Publikum an. Kaffeespezialitäten, Sandwiches und Tapas, alles auch zum Mitnehmen und Lieferservice. Ab 17 Uhr dann Alkoholausschank. Interessantes neues Konzept in historischem Gemäuer. Wohnhalle: Das Herzstück des Hotels, ein wunderschöner Salon im Ambiente der Gründerjahre mit dunkler Holzvertäfelung, prächtigen Leuchtern, schweren Stoffen und knisterndem Kaminfeuer. Beliebt zur Tea Time auch bei den Hamburgern, so daß man schon mal eine Weile auf einen freien Tisch warten muß. Hier sehen wir zum ersten Mal Kellner in den charakteristischen Schürzen – dies, so Friedrich Haerlin angeblich, verhindere hektisches Gerenne; ein guter Kellner habe würdevoll zu schreiten. Jahreszeiten-Bar: Intime zweigeschossige Bar mit hohem optischem Genußwert im ehemaligen Direktoren-Büro gleich neben dem Haupteingang. Von roten Rolls-Royce-Sitzen Blick auf die Alster. Legendär Chef-Barkeeper Santo Pupillo, ein Meister seiner Zunft. Ein absolutes Schmuckstück, aber unverständlicherweise immer noch Raucherbereich, was man bis in die Lobby hinein riechen kann. Wir ließen uns unsere perfekt gemixten Cocktails in die Wohnhalle liefern. Schade.


    Service
  • Sehr gut
  • Keine Ahnung, ob irgendwo in einem abgelegenen Büro noch die berühmte, über 20.000 Namen umfassende Kartei mit Wünschen, Vorlieben und Abneigungen der Gäste in ihrer ursprünglichen physischen Form existiert; auch im Hotel Vier Jahreszeiten werden diese wertvollen Daten inzwischen in elektronischer Form vorliegen. Dabei hat man doch noch lange Zeit im Empfangsbereich auf Computer-Monitore verzichtet, um den Gast eben nicht als reinen „Übernachtungsfall“ abzuwerten ... Wenigstens, diese Kartei allein stand über Jahrzente stellvertretend dafür, was im Bereich Serviceleistung in einem Spitzenhaus tatsächlich möglich ist. Und auch heute zeigen sich sämtliche Mitarbeiter perfekt geschult, hoch motiviert und von einer natürlichen, nicht anerzogenen Freundlichkeit, verbunden mit einem verständlichen Stolz, in diesem Haus arbeiten zu dürfen. Geradezu staatstragend in diesem Zusammenhang immer auch das Bemühen, möglichst jeden Gast mit seinem Namen anzusprechen. Wie machen die das bloß? Die junge Dame im Spa-Bereich zum Beispiel, der ich nie zuvor begegnet bin, wünschte mir beim Verlassen namentlich noch einen schönen Tag. Vermutlich (!) des Rätsels Lösung: Meine Freundin hatte beim Saunagang den Schlüssel auf ihrem Handtuch im Ruheraum liegen gelassen, die Mitarbeiterin die Zimmernummer mit der Gästeliste verglichen, mich als ebenfalls zugehörig erkannt, den Namen über Stunden gespeichert und zum Abschied wieder aus dem Hut gezaubert – Chapeau! Großes Kino.


    Lage & Umgebung
  • Sehr gut
  • Erstklassige Lage am Neuen Jungfernstieg direkt im Herzen des Stadtzentrums. Zentraler kann man in Hamburg nicht wohnen: Einkaufsstraßen wie die Colonnaden, der Neue Wall oder die Mönckebergstraße sind bequem zu Fuß zu erreichen, zum Hauptbahnhof sind es wenige Taximinuten und auch der Flughafen ist seit kurzem ohne Umsteigen mit der U-Bahn zu erreichen. In der Nähe des Hotels einen Parkplatz zu finden ist natürlich reine Glückssache, zumindest in der Woche muß man stattdessen Valet-Parking nutzen oder den Wagen in einem öffentlichen Parkhaus abstellen. Wir hatten übrigens Glück: da am Samstagmittag wegen eines Demonstrationszuges alle Straßen um die Binnenalster gesperrt waren, blieb uns gar nichts anderes übrig, als den Wagen auf einem (am Wochenende kostenlosen) Kurzzeitparkplatz abzustellen und mit leichtem Gepäck einige Schritte zu Fuß zurückzulegen, was uns 30,- Euro Garagenmiete ersparte. Später versicherte man uns immerhin noch glaubwürdig, die Demonstration wäre so kurzfristig angekündigt gewesen, daß eine Benachrichtigung der anreisenden Gäste nicht mehr möglich gewesen sei.


    Aktivitäten
  • Eher gut
  • Beliebte Aktivitäten

    • Kultur & Erlebnis
    • Ausgehen & Nightlife

    Der zweigeschossige Spa-Bereich des Hotels entstand erst vor rund zehn Jahren zu Raffles-Zeiten, wurde nachträglich auf den 4. Stock zum Innenhof aufgesetz und besteht hauptsächlich aus einer langen Flucht von Behandlungszimmern und einem freundlichen Fitnessraum mit modernsten Geräten. Selbst der Ruheraum bietet nur Platz für drei Liegen. Es verwundert etwas, daß ein Stadthotel ohne Schwimmbad in den Zusammenschluß der Leading Spas aufgenommen wird, zu denen in Deutschland immerhin Häuser wie das Bremer Park-Hotel, das Grand Hotel Heiligendamm oder Brenner’s in Baden-Baden gehören. Geschuldet ist dies wohl dem außergewöhnlich vielseitigen Angebot an Massagen sowie kosmetischen und therapeutischen Anwendungen – über 100 sollen es laut Directory tatsächlich sein. Für uns aber, die wir am Sonntagmorgen nur spontan etwas entspannen wollten, waren zwei kleine Saunen und Dampfbäder, nach Fairmont-Vorgaben auch noch streng nach Geschlechtern getrennt, dann leider doch zu wenig; auch ein Whirlpool fehlt. Sauberkeit, Freundlichkeit und Hilfsbereitschaft des Personals sind dann natürlich wieder über jeden Zweifel erhaben. Ja, Meckern auf hohem Niveau – trotzdem etwas enttäuschend.


    Preis-Leistungs-Verhältnis: AngemessenHotel entspricht der KatalogbeschreibungHotelsterne sind berechtigt
    Mehr Bilder(19)
    Infos zur Reise
    Verreist als:Paar
    Dauer:1-3 Tage im Februar 2011
    Reisegrund:Stadt
    Infos zum Bewerter
    Vorname:Matthias
    Alter:41-45
    Bewertungen:25
    Kommentar des Hoteliers

    Sehr geehrter Gast, herzlichen Dank fuer Ihre Kommentare und die Bewertung auf Holidaycheck zu Ihrem Aufenthalt im Fairmont Hotel Vier Jahreszeiten Hamburg. Ihre Hinweise sind fuer uns sehr wertvoll, um immer weiter an unserer Servicequalitaet zu arbeiten. Wir danken Ihnen besonders fuer Ihre Zeit, Ihre Beschreibungen so ausfuehrlich zu verfassen. Wir sind Ihnen sehr dankbar fuer Ihre vielen Hinweise und haben z.B. die Radioprogramme geprueft. Diese sind ebenfalls ueber das TV-Geraet abrufbar und das System funktioniert. Wir sind gern Ihr Gastgeber in Hamburg und freuen uns auf Ihre naechsten Besuche im Fairmont Hotel Vier Jahreszeiten Hamburg. Mit freundlichen Gruessen Fairmont Hotel Vier Jahreszeiten Hamburg Raimund Schied Stellv. Direktor