Oben an der Seilbahnstation vom Vigiljoch stehen dicknasige Südtiroler, glotzen und lachen mich aus. So kommt mir das aufgeregte Blöken der flauschigen Schafbande zumindest vor. Der Hausberg von Lana ist fast schon ein kleines Gebirge, eine eigene Welt für sich. In sieben Minuten geht es vom Ortszentrum steil hinauf zur Bergstation in 1486 Metern Höhe, wo die Aussicht aufs Etschtal gigantisch ist. Tief hinab reicht der Blick bei der Fahrt ins hübsche Ortzentrum von Lana und weit hinaus bis ins quirlige Bozen.
Vorbei am stylischen Vigilius Mountain Resort, entworfen von Südtirols Stararchitekt Matteo Thun, und dann durch Lärchenwälder schlängelt sich der Pfad von hier aus hoch zum Vigiliuskirchlein. Auf dem Weg zum Gipfel der Hochwart kann man einen Abstecher zur Naturnser Alm machen, die ziemlich gemütlich ist. Nur ein paar Minuten bergaufwärts von der Alm entfernt ist die Baumgrenze erreicht. Mit einem Mal lichtet sich der Wald und macht einer Hochfläche Platz, die an die Weiten Schottlands erinnert. Am Gipfel der Hochwart, mit 2607 Meter der höchste Gipfel der Umgebung, ist man dem Himmel ganz nah und die Sicht ist fast endlos – von den Dolomiten bis tief hinein ins Vinschgau und hoch bis zum Fast-Viertausender Ortler, dem höchsten Berg Südtirols.
Mit der Seilbahn geht's wieder hinunter nach Lana, man überfliegt vor der Talstation bereits den Marlinger Waalweg und kann dort gleich weiterwandern. Waalwege sind die Pfade entlang der uralten kleinen Bewässerungskanäle, die bis heute die Apfelbäume und Weinreben Lanas und viele andere Berghänge im Etschtal mit Wasser versorgen. Sie plätschern durch Weinberge, Apfelwiesen und Kastanienhaine. Die Pfade, die jeden Waal begleiten, sind die romantischsten und entspanntesten Wanderwege Südtirols.
Das liegt auch an den zahlreichen Möglichkeiten zum Einkehren. Ein besonderer Abstecher in Lana ist der Kränzelhof. Die Wege des Herrn von Pfeil, von Beruf Winzer, aber Kunstsammler aus Leidenschaft, sind unergründlich und das macht einen Besuch in dessen Weingut zum Erlebnis. Wenn der Graf, soeben zurück vom Weinberg, in Gummistiefeln durch seine sieben kleinen Gärten führt – vom Garten des Vertrauens in den Garten der Sinnlichkeit, in den Labyrinthgarten und in den Garten der Liebe, dann wirkt er wie ein kleiner Junge, der selbst noch immer erstaunt ist von all den wundersamen Dingen, die ihm dort begegnen.
Die tolle Lage des Hotels – in ruhiger Abgeschiedenheit, aber dennoch unweit von Meran – schafft ideale Voraussetzungen für einen gleichermaßen entspannten und erholsamen wie erlebnisreichen Urlaub.
2006 hatte er die Idee, sein historisches Weingut, dessen Wurzeln bis ins 12. Jahrhundert zurückreichen, mit der inspirierenden Anlage zu erweitern. Markante Wegweiser darin sind die großen Skulpturen, die von Pfeil in ganz Europa gesammelt hat. Das Werk mit den Fahnen etwa erinnert an Passübergänge in Tibet, wo Gebetsfahnen von den steinernden Tschörten flattern. Im Garten der Liebe liegt eine Schmuckkette im hohen Gras, die Kettenglieder dick wie Beine, die eingefassten Steine so groß wie Medizinbälle. Ein Geschenk von Pfeils an seine Frau.
Köstliche Möglichkeiten, einen Tag in Lana ausklingen zu lassen, gibt es viele. Eine formvollendete ist das neue Restaurant des Kränzelhofs, Miil, dessen zentraler Raum wie der kreisrunde Nest-Kokon eines Webervogels über dem Mühlbach des Anwesens errichtet wurde. Mit einem siebenköpfigen Team hat der Südtiroler Koch Othmar Raich sich hier einen Traum erfüllt und mixt einfallsreich traditionelle und mediterrane Küche. Oder aber man folgt dem Malz-Duft ins Dorfzentrum und landet beim Pfefferlechner, wo mitten im Herz vom Weinland Südtirol eine der wenigen kleinen Hausbrauereien steht. Beim Brauen kann man hier direkt zuschauen, es sich vor den glänzenden Sudkesseln bequem machen und sich durch die Karte probieren, die den Südtiroler Jahreszeiten folgt. Zur Saisoneröffnung im Frühling gibt’s das dunkle Pfeffer Holz, im Sommer ein Pfeffer Spumante mit leichten Orangen- und Koriandernoten und zur Törggele-Zeit das Pfeffer Kastanie, ein malziges Bockbier mit dem nussigen Aroma von Esskastanien. Bierexotik mitten im Weinland!
Die historischen Gewölbe beherbergen eine Hausbrauerei und das schönste Gasthaus Lanas. Stylisch sitzt man rund um die Sudkessel der offenen Brauerei, urgemütlich im Biergarten unter Lauben oder in einer der Stuben. www.pfefferlechner.it
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Die siebtgrößte Gemeinde Südtirols liegt im südlichen Winkel des Meraner Talkessels.
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