Auf dem Bodensee, über dem Bodensee, im Bodensee – aus jeder Perspektive eröffnen sich völlig neue Ansichten. Wir haben sie alle mal ausprobiert, bei Schnupperkursen im Segeln und Tauchen und bei einem Zeppelinflug.
Mit dem Zeppelin über den See, und schon sieht die Welt ganz anders aus. Auf dem Flugfeld warten die nächsten Passagiere, als der Zeppelin im weiten Schwung zur Landung ansetzt – der sprichwörtliche „fliegende Wechsel“ wird praktiziert: Um das Gewicht in der Balance zu halten, steigt jeweils ein Passagier aus, einer ein. Dabei schwebt das Tragluftschiff mehr, als dass es Bodenkontakt hat – und hebt nun wieder ab.
Zeppeline sind äußerst wendig, können vertikal, aber auch in einem steilen Winkel starten und landen, in der Luft stehen und fast auf der Stelle drehen, dicht über dem Boden schweben, aber auch in mehreren Kilometern Höhe fliegen – und das mit gut 70 Stundenkilometern. Einen Hybriden aus Flugzeug, Heißluftballon und Helikopter nennt Pilot Marco Hollerer sein Fluggerät. Erstaunlich ruhig gleiten die Zeppeline durch die Lüfte, weshalb sie sich gut für Expeditionen eignen – und für Rundflüge über dem Bodensee.
Die beiden einzigen Luftschiffe Deutschlands heben in Friedrichshafen ab; weltweit gibt es nur fünf. Mit dem Ur-Zeppelin, der hier 1900 zu seinem Jungfernflug startete, haben die modernen Luftschiffe kaum mehr als den Namen gemein: Nicht nur die Konstruktion selbst, auch die Antriebstechnik hat sich verändert. Über ein dreieckiges Grundgerüst wird die Außenhaut gespannt, die Hülle heute mit Helium statt wie früher mit hochentzündlichem Wasserstoff gefüllt.
Eines aber hat sich nicht geändert: Zeppeline fahren nicht, sie fliegen. Per Definition, denn anders als ein Heißluftballon sind sie schwerer als Luft. In der Gondel, halb so groß wie ein Omnibus, hat jeder der zwölf Passagiere einen Fensterplatz. Auch dem Piloten kann man über die Schulter schauen, das Cockpit ist offen, der erste Sitzplatz direkt dahinter. 300 Meter über dem Bodensee ist die Sicht atemraubend, bis in die Alpen reicht der Blick.
Noch mehr Einblicke in die Welt auf, über und im Bodensee bekommt ihr im Video:
Ein tolles Segel-Revier ist der Bodensee, auch für Anfänger: Noch fehlt der Wind, doch unsere Segellehrerin Carola Habenicht deutet aufs Wasser: „Seht ihr, da hinten kräuselt es sich. Gleich ist der Wind hier.“ Nur einen Moment später bauschen sich die Segel, langsam nimmt das Boot Fahrt auf. Geduldig erklärt Carola, worauf es beim Segeln ankommt. Wir üben Segel setzen und lernen Fachvokabular. Und dazu eine wichtige Lektion – der Bodensee ist zwar groß, aber nicht unendlich: Wir müssen wenden. Auch, um das Boot wieder in in den Wind zu bringen. Beim dritten Mal klappt das schon erstaunlich gut, beim fünften Mal wirken wir Neu-Segler fast routiniert.
Gemächlich und beinahe lautlos gleiten wir über den ruhigen See. Es bleibt Zeit zum plaudern. „Auf dem Wasser fällt der Alltagsstress sofort von einem ab“, erzählt Carola, die früher auch Regatten gesegelt ist. Nicht nur zum Lernen ist der Bodensee perfekt, auch für Könner bleibt es wegen der oft raschen Wind- und Wetterumschwünge spannend. Außerdem ist der See einfach abwechslungsreich, hat viele schöne Häfen und Städte und durch die nahen Berge eine tolle Naturkulisse. Hinzu kommen viele Regatten zum Mitsegeln oder Zuschauen: Die „Rund um“ etwa, das Match Race Germany oder die Internationale Bodenseewoche gelten als Top-Events des Segelsports.
Die Unterwasserwelt entdecken, das geht beim Tauch-Schnupperkurs. Es dauert eine Weile, bis die Tauchmontur sitzt: Neoprenanzug, Brille, Schnorchel und die Pressluftflasche auf dem Rücken. Wir stehen im brusttiefen Wasser, neben mir Maren, die Tauchlehrerin. „Jetzt lass dich in die Hocke fallen“, sagt sie. Gar nicht mal so einfach wie es klingt, das Gewicht auf dem Rücken zieht mich nach hinten, ich kippe um und liege auf dem Rücken. Auch das Ein- und Ausatmen durch das Mundstück ist zunächst ungewohnt. Maren bleibt gelassen, hilft mir immer wieder auf die Beine. Irgendwann klappt’s dann schließlich doch – und das Durchhalten wird belohnt. Gefühlt schwerelos gleite ich nun in fünf Meter Tiefe durchs Wasser. Bestaune zu kleinen Stalakmiten getürmte Muscheln, einen mit allerlei Pflanzen bewachsenen alten Traktorreifen und eine rostige Kette.
Für Tauchneulinge ist das schon reichlich spektakulär, doch der See hat noch viele Geheimnisse mehr. „Der Bodensee wird oft unterschätzt, er ist ein ausgezeichnetes Tauchgewässer, anspruchsvoll und wahnsinnig vielseitig“, meint Maren Moldon vom Tauchteam Bodensee. Sie erzählt von spektakulären Steilwänden und einem gesunkenen Schaufelraddampfer, von großen Hechten und Welsen. In Ufernähe bleibt es bei ein paar Stichlingen, aber der kleine Tauchgang macht Spaß und Lust auf mehr. Tauchern, die den Bodensee nicht kennen, rät Maren, erst einmal mit ortskundiger Begleitung abzutauchen. Dann kann man die spektakulären Wracks und Felswände ganz entspannt erleben.
Viele Segel- und Tauchschulen bieten Schnupperkurse an, etwa das Wassersportzentrum in Radolfzell und das Tauchteam Bodensee. Die Zeppeline starten ab Friedrichshafen.
Weitere Infos zum Bodensee unter www.echt-bodensee.de, www.bodenseewest.eu
Der 63 km lange See grenzt an Deutschland, Österreich und die Schweiz. Das vom Rhein durchflossene Binnengewässer besteht aus zwei miteinander verbundenen Teilen, dem Untersee und dem Obersee.