Wanderurlaub
Der Naturparkweg in Mecklenburg-Vorpommern: Von Neustrelitz bis nach Usedom
Dichte Wälder, glitzernde Seenlandschaften und die Ostseeküste: eine Wanderung auf dem Naturparkweg in Mecklenburg-Vorpommern ist ein echter Genuss. Und er ist auch für WanderanfängerInnen gut zu meistern, denn er führt größtenteils flach vom Biosphärenreservat Schaalsee bis nach Usedom. Auf dem Weg durchquert man sieben Naturparks und den Müritz Nationalpark. Der Weg erstreckt sich über 752 Kilometer. Deswegen stellen wir Dir hier die schöne Teilstrecke von Neustrelitz bis nach Usedom vor, die die Freundinnen Marie und Linda im Sommer zurückgelegt haben.
Start im Schlossgarten in Neustrelitz
Zugegeben, am ersten Tag kommt man sich in seiner Wanderkluft durchaus komisch vor. Vor allem, wenn man mit dicken Wanderschuhen und noch dickerem Wanderrucksack durch die hübsch gestalteten, weitläufigen Schlossgartenanlagen von Neustrelitz stapft. Linda und Marie sind am heutigen Tag und zu dieser Uhrzeit die Einzigen, die den Schlossgarten im bunten Wanderoutfit begehen. Komisch beäugt werden sie von den SpaziergängerInnen trotzdem nicht. An Wandernde ist man hier im hübschen Neustrelitz gewöhnt. Der Fernwanderweg Naturparkweg führt hier entlang. Am Hebetempel – einem Tempel für die Göttin der Jugend – vorbei und weiter gen Osten, mitten rein in die Natur. Eine Wanderkarte benötigt man dabei nur in den seltensten Fällen. Die Schilder mit dem blauen Querstreifen auf weißem Grund weisen zuverlässig den Weg.
Der Zauber der Seenlandschaften
Nach etwa zwei Stunden gemütlichem Fußmarsch erreichen die Freundinnen den dichten Serrahner Wald bei der kleinen Gemeinde Carpin. Sie liegt im Ostteil des Müritzer Nationalparks und ist von dichten Buchenwäldern umgeben, die zum UNESCO-Weltnaturerbe zählen. Es ist still um die beiden. Hier herrscht die Natur und das in ihrer idyllischsten Form. Ein Grünton ist schöner als der andere. Die Luft ist feucht und angenehm kühl. Die Vögel singen im Chor und ein Specht klopft den Takt dazu. Linda und Marie gehen, lauschen und lächeln vor sich hin. Genau das haben sie sich von ihrer Wanderreise erhofft. Nach einer sanften Biegung öffnet sich der Wald und vor ihnen liegt dunkel und still ein See.
Auch an Tag zwei können sich die beiden Freundinnen kaum an der Natur sattsehen. Hoch über dem See Schmaler Luzin zieht ein Fischadler lautlos seine Kreise. Auf dem Wasser unter ihm setzt gerade die alte und ziemlich kleine Luzinfähre über, eine der letzten handbetriebenen Seilfähren Europas. Ihre Tagesetappe beenden die beiden Freundinnen mit einem beherzten Sprung in den angenehm kühlen See. Wie an vielen anderen Gewässern in Mecklenburg-Vorpommern gibt es auch am Schmalen Luzin mehrere Bereiche, in denen man trotz Naturschutzstatus schwimmen darf.
Windmühlen und nordische Bergriesen
In der kleinen Gemeinde Woldegk wartet ein kleines Highlight auf die beiden Wanderinnen. Dort auf dem Woldegker Mühlenberg dreht sich eine äußerst hübsche, über 100 Jahre alte Holländerwindmühle behäbig im Wind. Sie ist die letzte mit Segeltuch bespannte Windmühle des Bundeslandes und beherbergt ein kleines Mühlenmuseum. Eine schöne Abwechslung, finden die beiden Freundinnen, doch schon bald zieht es sie wieder hinaus in die Weite der Natur und hinauf auf den höchsten Punkt Mecklenburg-Vorpommerns. Und ja, auch 180 Höhenmeter bringen einen ganz schön aus der Puste und die beiden Frauen tragen sich stolz in das Gipfelbuch ein.
Die Ukranen und das Stettiner Haff
Sanft bewegt sich das kleine Holzboot in der Strömung der Uecker, dahinter erheben sich mittelalterliche Holzhäuser. Marie und Linda stehen dem Ukranenland gegenüber, einem Freilichtmuseum bei Torgelow, das einer slawischen Handels- und Handwerkssiedlung aus dem zehnten Jahrhundert nachempfunden wurde. Nach den alten Techniken der Ukranen wird hier gebacken, getöpfert und gewerkelt und – wie die beiden von ihrer Uferseite aus hören können – leise musiziert. Von hier ist das weitläufige Stettiner Haff nicht mehr weit. Und auch Usedom scheint zum Greifen nah.
So nah am Ende ihrer Wanderung angekommen, beschließen die beiden Freundinnen, sich etwas Gutes zu tun. Im hübschen Städtchen Ueckermünde besteigen sie die Fähre und setzen nach Kamminke auf der Insel Usedom über. Damit sparen sie gute 80 Wanderkilometer und etwa drei Wandertage. Zeit, die sie lieber am Strand in Koserow verbringen wollen.
Die Seebrücke von Koserow
Die letzte Etappe ihrer 220 Kilometer langen Wanderung führt durch den Naturpark Usedom. Langsam und bedächtig gehen die beiden Freundinnen durch den üppigen Küstenwald, in dem Kiefern, Rotbuchen und Erlen dicht an dicht stehen. Auf ihrem Weg passieren sie das mondäne Heringsdorf und bestaunen die hübsche Bäderarchitektur – hier, trotz Wanderkluft, mittlerweile ganz selbstbewusst. Am Abend, als die Sonne schon fast hinter dem Horizont verschwindet, erreichen sie die Seebrücke von Koserow. Die Spitze der Brücke markiert für die beiden das Ende ihrer Wanderung und so rennen sie die letzten 261 Meter über den Holzsteg. Als sie die Brüstung erreichen, wird der rote Ball vom Meer verschluckt und die beiden Freundinnen jubeln in den Wind. Endlich sind sie am Ziel. Ihren Urlaub am Meer haben sie sich redlich verdient.