- Preis-Leistungs-VerhältnisSchlecht
Damit Sie diese Rezension richtig einordnen können: Wir sind nach knappen zwei Wochen individueller Tour durch Mexiko für weitere knappe zwei Wochen in das Sandos Caracol eingecheckt, welches wir schon vor Abflug gebucht hatten. Für das Hotel hatten wir aus mehreren Gründen entschieden, allen voran weil das Hotel stark mit Naturerlebnissen in gehobenem Umfeld warb und wir dies im Großen und Ganzen auch vorab so grob überprüfen konnten (oder es besser gemeint zu haben es zu können...). Weiterhin ist es natürlich nicht unangenehm, wenn die Hotelanlage recht neu ist (etwas über drei Jahre wurden beworben). Mit dem Preis von knapp EUR 200 pro Tag für eine Suite hatten wir auch entsprechende Erwartungen an das Publikum und den Service. Wegen des all-inklusive Charakters hatten wir etwas Sorge - wir hatten derartige Hotels in der Vergangenheit vermieden - aber in Playa kommt man darum kaum herum. Fangen wir mal positiv an: bis auf wenige Ausnahmen war der Service prima. Die Gastronomie war auch überwiegend gut. Der restliche Eindruck gliedert sich in zwei Teile: 1) Ein eklatanter Unterschied zwischen dem Beworbenen und dem Vorgefundenen. 2) Ein Publikum, dass uns den Aufenthalt fast unerträglich gemacht hat. Letzteres ist natürlich eine Momentaufnahme, die in Ihrem Urlaub im Sandos ganz anderes sein kann. Im nachträglichen Studium anderer Kundenfeedbacks erschließt sich, dass die Zusammensetzung des Publikums offenbar erheblichen Schwankungen unterworfen ist. Insbesondere beim Naturerlebnis waren wird ausnehmend enttäuscht. Auch wenn das Marketing einen völlig anderen Eindruck erzeugt: Das Naturkonzept beschränkt sich im Wesentlichen darauf, dass an vielen Stellen im Hotel der Weg zum Kompost ausgeschildert ist (befindet sich übrigens für den Gast nicht zugänglich in einem abgeschlossene Bereich, dass sich dahinter der Kompost befindet, mögen wir dank des Geruchs gerne glauben). Ansonsten ist das Sandos Caracol eine ganz normale Bettenburg nach amerikanischen Standards. An der Rezeption herrscht industrielle Massenabfertigung („nein, zur Rezeption dürfen Sie noch nicht, erst müssen Sie einen Begrüssungscocktail trinken.“) Zu Ihrem Zimmer laufen Sie auf Plastikfiesen in Steinoptik, wobei der Architekt wohl die in Mexiko herrschenden Temperaturen unterschätzt hat. Die Mülltonnen - selbstverständlich wird getrennt - sind allesamt mit dem omnipräsenten Einweggeschirr befüllt. Dabei wollen wir nicht die netten Tiere vergessen. Z. B. die Waschbären, die gegenüber der 24h Bar untergebracht sind. Dort werden Tag und Nacht Pommes gereicht. Die Waschbären werden zur Belustigung der Gäste (und von den Gästen) mit diesen Pommes abgefüttert. Um Missverständnissen vorzubeugen - wir reden hier nicht von einem oder zwei Pommes, wir reden von (Einweg-)Tellerweise Pommes. Die wenigen Tiere, die nicht blutjung sind, sehen aus wie aufgeblasene Luftballons (die nach Angaben des Personals regelmäßig entsorgt werden, da die Gäste junge und lustige Tiere sehen wollen). Damit die Bespaßung 24h anhält werden des Nachts nordamerikanische Waschbären und tagsüber mittelamerikanische Nasenbären an gleicher Stelle eingesetzt. Gegenüber tummeln sich im (nur halbherzig abgesperrten) Papageiengehege spielende Kinder (wer will’s Ihnen verübeln). Da die Papageien sich sonst gegenseitig verletzen, wird ein Teil von Ihnen auf Einzelstangen gehalten, wo sie sich den ganzen Tag kaum bewegen können. Das ganze gibt den Rahmen für ein Publikum, welches sich zu über 80 % aus den unteren Schichten der amerikanischen Square States speist. Während für den Europäer Mexiko ein besonderes Fernziel ist, so ist für den Amerikaner Mexiko in aller erster Linie ein schneller Billig-Urlaub. Von einer vierköpfigen Familie gegenüber unserer Suite erfuhren wir, dass diese pro Nacht für das Zimmer (gleiche Kategorie wie unseres) lediglich USD 100 zahlen - all inclusive versteht sich. Man zeigte sich aber darüber erbost, dass eine andere Familie lediglich USD 85 zahlen würden. Den Deutschen Vergleichspreis haben Sie weiter oben ja bereits erfahren. Wenn man jetzt noch weiß, dass man von vielen nordamerikanischen Flughäfen für lediglich USD 100 return nach Cancun fliegen kann - wird das Ziel schnell klar: In den durchschnittlich vier Tagen, in denen diese Familien vor Ort sind, muss das Maximum an billigem Alkohol und Zigaretten konsumiert werden, um dem Urlaubspreis zu amortisieren. Mit einem niederländischen Paar kamen wir zu der Erkenntnis, dass ab ca. 11h morgens der Großteil des mexikanischen Personals bereits besser Englisch spricht als seine amerikanischen Gäste, ab ca. 15h sind es dann alle. Die Leistung, dies mit den weitgehend verwässerten Cocktails zu erreichen, verdient jedoch durchaus Anerkennung. Ausflüge - z.B. zum obligatorischen Weltwunder Chitzen Itza, werden damit beworben, dass unterwegs weiterhin der Alkohol "all inclusive" ist. Und natürlich haben die Hotels eine Ausnahmegenehmigung von an sich sehr strengen mexikanischen Rauchverbot - lediglich in den Restaurants darf nicht geraucht werden - ansonsten grenzt die Raucherquote der Familien an 100%, erschreckenderweise gerade bei jungen Familien. Die Spring Break Zeit hatten wir übrigens wegen negativer Vorberichte explizit vermieden. Needless to say – mit diesem Publikum konnte selbst der zuvorkommeste mexikanische Service nichts mehr rausreißen. Wenn Sie gut Englisch oder Spanisch sprechen sollten Sie sich etwas in Acht nehmen. Sandos betreibt auch einen Hotelclub, der vor Ort extrem aggressive Kundenakquise betreibt. Wenn man Ihnen ein "Einführungssemiar" in das Hotel und seine Fazilitäten anbietet können wir nur raten davon Abstand zu nehmen. Nach fast zwei Stunden konnten wir uns insgesamt drei Verkäufern aus der NLP-Schule nur durch grobe Unhöflichkeit entledigen.
Unsere Junior-Suite war angenehm groß (ca. 40 m^2) und mit einem Whirlpool, zwei Waschbecken, einem Sofa und einem großen Bett ausgestattet. Ein Balkon war vorhanden, den haben wir aber den Moskitos überlassen. Wer deutsches Fernsehen haben möchte wird mit der Deutsche Welle bedient. Wir haben gezielt ein Zimmer am hinteren Ende der Anlage gewählt, um mehr Ruhe zu haben. Zum Strand waren es dann zwar über zehn Minuten, von singenden Hotelgästen zu nächtlicher Stunde blieben wir jedoch verschont. Wiewohl das Zimmer in recht gutem Zustand war, so war es sicherlich erheblich älter als die angegebenen drei Jahre. Offensichtsichtlich wurden die Gebäude nach dem Hurricane vor etwa diesem Zeitraum wieder instandgesetzt. Das Gebiet, auf dem die Anlage sich befindet ist naturgemäß recht flach, und ebenso natürlich wird es in Mexiko gerne mal recht warm. Beides zusammen führt leider recht häufig zu unangenehmen Gerüchen aus der Kanalisation im Zimmer, gerade wenn man Nachmittags/Abends wieder ins Zimmer kommt. Mehrmals funktionierte zu diesem Zeitpunkt das heiße Wasser überhaupt nicht, selbst das kalte Wasser tröpfelte nur aus der Leitung, somit war eine Dusche nur gerade so möglich. Eine Reihe von Defekten wurden zum Teil erst nach 48h behoben. Unter anderem ließ sich die Eingangstür nicht mehr schliessen, der Safe funktionierte zuerst nicht, am Abreisetag sowie am Abend zuvor funktionierte das Wasser überhaupt nicht. Besonders ärgerlich war die herausgefallene Balkontür - zwei Nächte in Folge hatten die Moskitos freie Bahn.... Ein weiteres Ärgernis war, dass die Codekarten für die Tür nur für maximal sieben Tage codiert werden. Dann kommt man einfach nicht mehr ins Zimmer und darf sich bei der Rezeption anstellen. Die Wartezeiten hier können gerne mal 20-30 Minuten dauern.
Auch die Restaurants hinterlassen einen sehr guten Eindruck. Es gibt mehrere Büffetrestaurants mit leicht wechselnden Speisen und guter Qualität. Man merkt bei den Restaurants, dass die Gäste häufig wechseln. Alle Variationen haben einen sieben-Tages Zyklus, dann wiederholt sich das Programm. Dank der breiten Auswahl sollte aber ein zwei Wochen Aufenthalt von der kulinarischen Seite keine Probleme machen. Zu beachten sind die bereits erwähnten Wartezeiten zu Stoßzeiten, insbesondere wenn eine Hochzeit gerade zur Sperrung eines Restaurants geführt hat. Wenn man den falschen Moment erwischt sind 30 Minuten warten durchaus drin. Neben den Buffetrestaurants gibt es Themenrestaurants, man nach vorheriger Reservierung (je nach Buchungsklasse sind 0/2/3/4 Besuche in Themenrestaurants je Woche enthalten). Wir haben jedes besucht und waren mit Speisen wie Service rundum sehr zufrieden. Die Slots für die Buchungen werden Montags und Donnerstags freigeschaltet. Wenn man nicht um 22.00 Uhr speisen mag sollte man sich tunlichst dann anstellen und die Minimum 30 Minuten Wartezeit hinnehmen. In einem Fall haben wir fast 90 Minuten in der Schlange gestanden (eine Liege findet man dann natürlich nicht mehr). Dies lag daran, dass der Schalter 30 min zu spät geöffnet wurde.
Das Personal war fast immer freundlich und sehr bemüht. Gerade in den Restaurants rannten die Mitarbeiter unablässig durch die Gegend. Das mussten sie auch, da die Personalausstattung hier dem ausgebuchten Hotel gerade so stand hielt. Bevor man ein Gefühl dafür entwickelt hat, wann die meisten Personen zum Essen gehen, kann es durchaus mal 15 Minuten dauern, bis ein leeres Glas Wasser nachgeschenkt wird. Softdrinks kann man sich jedoch selbst holen. Wichtiger Hinweis zu den Softdrinks für empfindliche Personen: Obwohl das Hotel dringend davon abrät Wasser aus der Leitung zu trinken und angeblich für die Softdrink-Maschinen nur geliefertes Trinkwasser verwendet, sind die meisten der Maschinen direkt an das Leitungswasser angeschlossen. Das wurde merklich, als das Leitungswasser für einige Tage merklich gechlort wurde - am ersten Tag schmeckten Pepsi, Miranda und 7Up dann intensiv nach Chlor. In den Themenrestaurants ist die Bedienung besonders zuvorkommend um bemüht sich die Gäste bestens zu unterhalten. Neben einem vollen Bauch nimmt man eine gute Portion gute Laune in den späten Abend hinein. Der Zimmerservice verdient eine besondere Erwähnung: kein Tag verging, an dem unser Zimmerpfleger nicht das Zimmer perfekt gereinigt hatte und danach das Zimmer mit Kunstblumen, zu Muster geformten Vorhängen oder Bettlaken sowie einer Handtuchfigur verziert hat. Einziger Wehrmutstropfen: Das Barpersonal. Sicherlich, auch hier hätten das ein oder andere Paar zusätzlich helfender Hände nicht geschadet, aber dass die einzige Methode - gerade an der Hauptbau - zu einem anständigen Cocktail zu kommen darin beseht einen fünf Dollar Schein hochzuhalten - das muss nicht sein.
Ein Blick auf Google Earth zeigt einen kleinen Fleck in Mitten von ganz viel Grün, und zum nächsten Ort führt kein Weg ohne Auto oder Taxi - genau was wir wollten! Die Realität hat sich zwischenzeitlich verändert. Neben den rund 1.000 Zimmern von Sandos stehen mittlerweile fünf weitere Hotels derselben Gewichtsklasse. Grün gibt’s immer noch viel, allerdings nicht mehr als Wald, sondern als Golfplatz (nicht im Angebot des Hotels). In der Praxis spielt das aber keine so große Rolle, da das Hotel rundherum durch einen zwei Mann hohen Zaun gesichert ist. Praktisch jeder Winkel des Hotelgeländes wird zudem durch offene oder versteckte Kameras ausgeleuchtet. Wer hier vor wem geschützt werden sollte, ist uns bis zum Ende schleierhaft geblieben. Auf der Meerseite gibt sich ein durchwachsenes Bild. Der Strand ist trotz des häufig anlandenden Mülls weitgehend sehr sauber - ein Verdienst von rund einem Dutzend jungen Mexikanern, die in Schichten Tag und nach den Strand reinigen und glattbügeln. Es passt zum allgemeinen Eindruck des Hotels, wie diese 15-20 Jahre alten Männer zwischen den Liegen Ihre Kreise ziehen, während betrunkene Hotelgäste Ihnen das Einweggeschirr vor die Füße in den Sand schmeißen. Das Meer selbst entspricht weitgehend den farblichen Vorstellungen an die Karibik. Es fehlen leider weitgehend die Palmen, die ein Hurricane vor knapp vier Jahren vernichtet hat. Typisch für die Gegend - gerade auch zu unserer Urlaubszeit Anfang März - sind recht starke Winde und entsprechende Wellen. Während unseres Aufenthaltes von knapp zwei Wochen war nur an zwei Tagen die gelbe Fahne draußen - sonst war es die rote. Viele schwammen natürlich dennoch, man muss dann nur recht auspassen, da eine Reihe von Wellenbrechern installiert sind, die mit in Betonsockeln eingelassenen Stahlnägeln befestigt sind. Da diese zum Teil 20-30 cm herausstehen kann man sich da ganz ordentlich weh tun. Schade fanden wir, dass knapp ein Viertel des Strandes zur Bewerbung von "Sandos Weddings" permanent abgesperrt ist. Hier soll wohl dem Urlauber eine romantische Hochzeit im Sandos schmackhaft gemacht werden. Findet eine Hochzeit dann tatsächlich statt, wird der Strand ab Mittag etwa zur Hälfte gesperrt und etwaige Sonnenanbeter entfernt. Da auch schon morgens ab 09.00h in der Regel keine freie Liege mehr vorhanden ist bedeutet dass dann auch schon das Ende des Strandtages. Am Abend wird man dann übrigens feststellen, dass auch noch mindestens ein komplettes Restaurant den Hochzeitsgästen vorbehalten bliebt. Darauf sollte man sich einstellen und zu den anderen Restaurants entsprechend früh kommen oder später essen, um ziemliche Wartezeiten zu vermeiden ("Wait to be seated") Ein Highlight des Strandes sind einige Pelikane, die sich öfters mal ein Sonnenbad gönnen.
Beliebte Aktivitäten
- Strand
Hier gibt es wenig zu bewerten. Das Sportangebot ist im Umfang üblich bis unterdurchschnittlich (Tauchen, Tennis etc.), was man im Rahmen der üblichen Standards als zuzahlungspflichtig vermuten würde ist es auch. Der Fitnessraum ist gerade noch so akzeptabel, wenn auch die Mehrzahl der wenigen Cardio-Geräte defekt waren und alle Geräte sichtlich unter der salzigen Umgebung gelitten haben. Der SpA Bereich ist in der Regel stark frequentiert, eine Reihe von zuzahlungspflichtigen Behandlungen wie Massagen (mit USD 70/30 Minuten eher teuer) werden angeboten. Verschiede externe Anbieter bieten im Rezeptionsbereich Ihre Leistungen im Ausflugsbereich feil. Die Animation (englisch und spanisch) ist angenehm zurückhaltend und weitgehend auf den Pool begrenzt. Am Abend das übliche Bespassungsprogramm mit Shows und Kinderprogramm. Wie auch das Essen so sind die Shows der hohen Wechselfrequenz der Gäste angepasst - nach 7 Tagen beginnt das Programm von neuem.
Infos zur Reise | |
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Verreist als: | Paar |
Dauer: | 2 Wochen im März 2011 |
Reisegrund: | Strand |
Infos zum Bewerter | |
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Vorname: | Andreas |
Alter: | 31-35 |
Bewertungen: | 3 |