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Oliver (51-55)
DeutschlandAus Deutschland
Alleinreisend • September 2014 • 1 Woche • Sonstige
Pros und Cons
4,0 / 6

Allgemein
  • Preis-Leistungs-Verhältnis
    Schlecht
  • Behindertenfreundlichkeit
    Schlecht
  • Zustand des Hotels
    Eher gut
  • Allgemeine Sauberkeit
    Eher gut

Das Haupthaus besteht seit rund 85 Jahren in weitestgehend unveränderter Form: Architektur und Mobiliar, aber auch Lage und Blick gehören zweifellos zum Schönsten, was die alpenländische Hotellandschaft zu bieten hat. Die Bilder des morgendlichen Wolkentheaters, der fernen Berge und der holzgetäfelten Räume, der weißen wehenden Wäsche, der knorrigen Holunderbäume und der silbergrau verwitterten Lanzinger-Stühle lassen einen so schnell nicht mehr los, ebenso der Duft nach Zirbenholzfeuer und Speckknödeln, der das ganze Haus durchzieht. Dass im Briol ein Großteil des üblichen Komforts fehlt, ist häufig genug geschrieben worden. Wer, um einen Rezensenten zu zitieren, »Tiefgarage, Rainshower, Roomservice und Flatscreen« erwartet, ist im Briol falsch. Das weiß man, wenn man herkommt, und mehr noch: das ist gerade einer der Gründe, weshalb man herkommt. Die Hellhörigkeit, die sich der besonderen Konstruktion des Hauses mit zentralem Treppenhaus und umlaufenden Fluren verdankt, nimmt man für ein paar Tage in Kauf, und auch der Renovierungsbedarf, der tatsächlich besteht (mein Zimmer zeigte mehrere Risse in den Wänden, abgeblätterten Putz, einen großen gelblichen Wasserfleck an der Decke), muss einen nicht wirklich stören. Anders verhält es sich mit einigen anderen Details. Dass etwa die Zimmertüren nicht abgeschlossen werden können, mutet angesichts der Tatsache, dass vor allem am Wochende auch viele Ausflügler die Terrasse bevölkern, leichtsinnig an, scheint aber bislang funktioniert zu haben. Mich hat es gleichwohl irritiert. Und unverständlich ist, weshalb die Bäder des Haupthauses bei all ihrem Jugendherbergs-Charme nicht zumindest über Wärmestrahler verfügen, die den Aufenthalt bei 12 bis 15 Grad erträglicher zu machen vermöchten. Von Reduktion auf das Wesentliche wird man hier nicht guten Gewissens sprechen können. Schließlich ist auch die Qualität der Zimmer recht unterschiedlich. Wer Glück hat und nicht alleine reist, bekommt eines der hinreißend schönen Mehrbettzimmer Richtung Norden oder Osten. Weniger Glück dagegen hat man mit einem der kleineren Zimmer, die auf den südlichen Eingangsbereich des Hotels hinausgehen. Diese Zimmer liegen mehr oder weniger unmittelbar über dem Platz, an dem die Köche und Serviererinnen Pause machen: Man raucht dort und redet viel: Bei entsprechenden Windverhältnissen zwingt der Zigarettenrauch den nichtauchenden Gast dazu, die Balkontür geschlossen zu halten. Ab ungefähr 22:30 Uhr spricht man gedämpfter, geht aber erst zwischen 23:00 Uhr und 24:00 Uhr auseinander. Hinter dem Haus ließe sich mühelos ein Platz einrichten, an dem die Mitarbeiterrunde niemanden stört; dass dies nicht geschieht, ist eines der vielen Rätsel dieses eigentümlichen Hotels. Etwa die Hälfte meiner Zeit im Briol war ich im Haus Settari untergebracht, und zwar in einem der frisch renovierten Einzelzimmer im Untergeschoss. Bei aller Schwierigkeit, Atmosphärisches zu objektivieren: Ich fand, dass dem Zimmer trotz der großzügigen Terasse mit wunderbarem Ostblick, trotz Glastür und zweitem Fenster etwas Kellerhaftes und Abgelegenes anhaftet. Eingerichtet ist es mit einer Mischung aus Avantgarde und Improvisation. Das Bad ist in den Berg hinein gebaut, ein Stück des Felsens ragt pittoresk in den Raum. Die Armaturen und die dunkelgrünen Kunststeinplatten, aus denen das Waschbecken und die Wandverkleidung der Dusche zusammengesetzt sind, erfüllen recht gut, was man sich unter einem ›Design-Bad‹ vorstellen mag: Gipfel des edlen Understatements ist der Duschschlauch aus weißem Plastik, der ohne Duschkopf mit einem schlichten Edelstahlverschluss endet; das Wasser strömt durch das perforierte Ende des Schlauchs. Die aus unbehandeltem Kiefernholz bestehende Einfassung der Plexiglasabtrennung der Dusche erscheint bei diesen Vorgaben aber zumindest eigentümlich, befremdlich eine Lüfterabdeckung aus mit Schlitzen versehenem Sperrholz, eine Art Laubsägearbeit für Fortgeschrittene, mehr oder weniger passgenau in die rauh verputzte und geweißelte Wand gesetzt, befremdlich auch eine Raumabtrennung, die sich in einen oberen Teil aus Kiefernholz und einen unteren aus schwarz gestrichenem Material aufteilt. Ein billiger Spiegel mit Holzrahmen ist schief auf den Waschtisch gestellt, man muss sich beim Rasieren bücken. Ein zweiter, schmaler und hoher Spiegel mit weißer Metalleinfassung und funktionslosen Scharnieren steht angelehnt im hinteren Teil des fensterlosen Bades, wo er wenig nützt, weil das Licht so trübe ist, dass man sich kaum hinreichend sieht. Das Licht im Schlafzimmer ist im Bemühen um historische Authentizität konzipiert: Die zwei gut gestalteten Leuchten basieren möglicherweise auf einem originalen Entwurf aus den 1930ern; allemal folgt die textilumsponnene und geflochtene Über-Putz-Verkabelung dem originalen Vorbild des Haupthauses. Die Bedürfnisse des Hotelgastes trifft die Beleuchtung freilich nicht ganz: Das Licht ist diffus und erhellt den ganzen Raum, es gibt keine punktuelle Beleuchtung, vor allem aber keine Nachttischlampe. Soll abends das Licht gelöscht werden, muss man sich eigens auf das Bett stellen, um den Schalter zu betätigen: mit einem Griff über den brusthohen Zirbenholzwinkel hinweg, der das Bett von den Heizkörpern trennt – einen sperrigen Fremdkörper, der die Anmutung des Zimmers wesentlich bestimmt. Zwei der drei Zimmer im Untergeschoss des Settari sind durch die originalen historischen Türen miteinander verbunden. Man hört nahezu jede Lebensäußerung der anderen Gäste, versteht jedes gesprochene Wort, es sei denn es werde geflüstert. Die Verbindungstür meines Zimmers war allein mit einem Schieberiegel verschlossen, ich hätte sie öffnen und in das Nachbarzimmer eindringen können. Soviel zu den räumlichen Gegebenheiten. Wie aber wird das Briol geführt? Das Haus Settari liegt rund 15 Minuten steiler Bergwanderung vom Haupthaus entfernt. Zumindest für die Bewohner seiner drei Einzelzimmer gibt es im Settari keinerlei Verpflegung, keine Kaffemaschine, keinen Wasserkocher, keinen Kühlschrank mit Getränken. Für jeden Imbiss, für jede Tasse Tee hat man den Berg zu erklimmen. Nach dem Abendessen ist es im September bereits dunkel, und zwar so dunkel, dass man sich ohne Taschenlampe über weite Strecken des Heimwegs nur auf seinen Tastsinn verlassen kann. Die Führung des Briol vertraut hier ganz auf die Eigenverantwortung der Gäste: Weder bekam ich die Situation erklärt noch eine Taschenlampe angeboten. Im Bad meines Zimmers im Settari gibt es keine Seife, kein Duschgel, kein Shampoo, keinen Waschlappen, keinen Bademantel, keine Badeschuhe. In meinem besonderen Fall gab es noch nicht einmal Toilettenpapier. Das Papier, das ich einen Tag später ausgehändigt bekam, war – wie im gesamten Briol – von der billigsten Qualität: zweilagiges Recyclingpapier, dünn, glatt, für seinen Zweck kaum geeignet. Insgesamt machte das Zimmer nur bedingt einen gepflegten Eindruck: In den ersten drei Tagen nach meiner Ankunft setzte ich sieben Spinnen aller Art an die freie Luft: Die beeindruckendste hatte ungefähr den halben Radius einer Vogelspinne, zwei kleinere saßen offenbar schon seit Längerem in ihren sorgfältig gesponnenen Netzen, die restlichen krochen aus irgendwelchen Ritzen. Während der sechs Tage meines Aufenthaltes im Haus Settari unternahm niemand auch nur den Versuch, das Bett zu machen, das Zimmer zu reinigen oder die Handtücher zu wechseln. Die meisten Mitarbeiter und Mitarbeiterinnen des Hauses kommen aus Tschechien. Sie haben über zu wenig Arbeit nicht zu klagen: Sie bedienen, reinigen die Zimmer, erledigen organisatorische Angelegenheiten, wenn die Chefin abwesend ist, und sind dabei durchwegs kompetent und freundlich, wenngleich bisweilen etwas angestrengt. Die Gastgeberin dagegen, eine ebenso charmante wie bestimmte Person, war zur Zeit meines Aufenthalts eher selten zu sehen: Das Büro hat nominell vormittags 30 und abends 45 Minuten geöffnet; faktisch aber konnte man nichts auf die Öffnungszeiten geben: Die Patronin kam und ging scheinbar nach Belieben. Mehr als einmal blieben die Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter auf sich gestellt. Fragen von Bedeutung konnten in diesen Zeiten nicht besprochen werden, man wurde auf die Rückkunft der Chefin vertröstet. Das Warten hatte dabei etwas durchaus Kafkaeskes. Nicht immer wusste man, wo die Chefin sich im Moment aufhielt. Und ebenso wusste man nicht immer, wann genau sie wieder erscheinen würde. »Morgen früh«, hieß es. Was das denn bedeute, ob man eine genaue Uhrzeit nennen könne? Nein, das könne man nicht. Ähnlich war es mir schon ergangen, als ich telefonisch zu reservieren versuchte. Ich sprach mit dem Koch, mit einer Bedienung, und erst beim vierten oder fünften Versuch auch einmal mit der Chefin. Das Frühstück entspricht gutem Hotelstandard, sehr gut aber ist es nicht: es gibt zwei bis drei Sorten Hartkäse, einen rohen und einen gekochten Schinken, eine Fleischwurst, eine Salami, diverse offenbar selbstgemachte Marmeladen, Milch und Yoghurt, Eier, diverse Müslikomponenten, Obst, Orangensaft sowie Butter und Brot. Der Orangensaft ist nicht frisch gepresst, Käse, Wurst und Brot sind in Ordnung, machen aber doch überwiegend den Eindruck gesichtsloser Supermarktware. Regionale Spezialitäten wie etwa das wunderbare Südtiroler Gewürzbrot oder auch besondere Käse lokaler Provenienz sucht man vergebens. Es gibt keine frischen Brötchen, Brot und Käse werden bereits aufgeschnitten präsentiert. Das mittägliche Salatbüffet ist genau das, was der Name besagt: Es gibt Salat und verschiedene Gemüse, Essig und Öl sowie das vorgeschnittene Brot von Frühstücksbuffet. Sonstige Dressings und Butter fehlen; Suppe gab es mittags zu keiner Zeit. Das Abendessen besteht wochentags aus drei, am Wochenende aus vier Gängen. Die Menüfolge entnimmt man einer handbeschriebenen Schiefertafel. Eine Wahlmöglichkeit besteht nicht. Viele Speisen sind gut bis ausgezeichnet – teils regional und bodenständig, teils auch raffinierter. Exzellent zum Beispiel die zweierlei Griesnockerln mit Salbeifüllung oder auch viele Desserts. Das freilich schließt einzelne Gänge nicht aus, die man vor dem bösen Rezensentenwort von der Kantinenküche nicht in Schutz nehmen möchte. Auch hapert es mit der Variation: Die Pasta mit Lachs-Sahne-Sauce kehrte nach vier Tagen wieder, nur die Nudelform hatte sich geändert, auch dem Caramelpudding begegnete ich in 10 Tagen zweifach. »Insgesamt fehlte die Liebe zum Detail bzw. die Achtsamkeit« ist in einer Internet-Rezension zu lesen. Im Großen und Ganzen teile ich diesen Eindruck. Alle Unvollkommenheiten aber, so scheint es, gehorchen einem einzigen Prinzip: dem der Kostenminimierung. Man betreibt das Haus mit dem geringsten noch akzeptablen Maß an Aufwand. Und es ist ein genialer Marketing-Trick, eben diese Strategie durch die von den meisten Gästen begeistert aufgegriffene Idee der Reduktion auf das Wesentliche plausibel zu machen. Nicht alle verstehen, dass das Eine mit dem Anderen nichts zu tun hat. Das Briol ist etwas ganz Besonderes. Es ein wirklich gutes Hotel zu nennen, fällt gleichwohl schwer. Ausstattung, Service und Verpflegung vermöchten einen Preis irgendwo zwischen 50 und 70 EUR pro Person und Halbpension zu rechfertigen. Die in der Nachbarschaft gelegene, in vielerlei Hinsicht besser ausgestattete Pension x etwa nahm Ende September / Anfang Oktober 2014 rund 70 EUR pro Person und Halbpension für ein Zimmer mit Talblick und Dusche. Ungefähr ein Drittel des Preises, den ein Aufenthalt im Briol kostet, zahlt man demnach für den genius loci – die spezielle Lage im Verein mit der Qualität, dem Nimbus und der Atmosphäre der historischen Architektur – und dafür, auf Menschen zu treffen, denen dieser genius loci am Herzen liegt (tatsächlich sind mir in kaum einem anderen Hotel so viele nette und interessante Leute begegnet wie im Briol – Autoren, Maler, Ärzte, Radioleute, Architekten, Musiker, Wissenschaftler). Wie man die Pros und Cons gegeneinander gewichten möchte, hängt von Vielerlei ab. Ich bin dieses Mal zwei Tage früher als geplant abgereist, kann mir aber durchaus vorstellen, unter anderen persönlichen Prämissen zurückzukehren. Der genius loci eben. PS.: Eine Rezension wie die vorliegende spiegelt die zu einem bestimmten Zeitpunkt gewonnenen subjektiven Eindrücke eines Einzelnen. Viele der kritisierten Verhältnisse, so schrieb mir die Gastgeberin, der ich diesen Text vorab geschickt habe, seien bloß vorübergehender Natur; in der kommenden Saison werde sich Vieles geändert haben.


Zimmer
  • Eher gut
    • Zimmergröße
      Eher gut
    • Sauberkeit
      Eher schlecht

    Restaurant & Bars
  • Gut
    • Atmosphäre & Einrichtung
      Sehr gut
    • Sauberkeit im Restaurant & am Tisch
      Sehr gut
    • Essensauswahl
      Eher gut
    • Geschmack
      Eher gut

    Service
  • Gut
    • Kompetenz (Umgang mit Reklamationen)
      Sehr gut
    • Freundlichkeit & Hilfsbereitschaft
      Sehr gut
    • Rezeption, Check-in & Check-out
      Eher schlecht

    Familien
    • Familienfreundlichkeit
      Eher gut

    Lage & Umgebung
  • Eher schlecht
    • Einkaufsmöglichkeiten in Umgebung
      Schlecht
    • Restaurants & Bars in der Nähe
      Schlecht

    Aktivitäten
  • Eher gut
    • Freizeitangebot
      Eher gut

    Beliebte Aktivitäten

    • Sonstiges

    Verkehrsanbindung
    • Lage für Sehenswürdigkeiten
      Eher schlecht

    Preis-Leistungs-Verhältnis: Eher schlechtHotel ist schlechter als in der KatalogbeschreibungHotelsterne sind berechtigt
    Infos zur Reise
    Verreist als:Alleinreisend
    Dauer:1 Woche im September 2014
    Reisegrund:Sonstige
    Infos zum Bewerter
    Vorname:Oliver
    Alter:51-55
    Bewertungen:1
    Kommentar des Hoteliers

    Von Briol sagt man: "Weniger ist mehr." Sie dagegen haben soviel geschrieben. Positives und Negatives, Wahres und Falsches.... Wir freuen uns auf jeden Gast, der sich sein eigenes Bild bildet. Johanna