- Preis-Leistungs-VerhältnisSehr gut
Das Bellevue ist ein typisches Meraner Stadthotel der späten Gründerjahre, erbaut im Jahre 1883. Es ist im Innern noch mehr eine Architekturschönheit als außen. Säulen empfangen den Gast, wenn er die Treppe zum Entrée und zur Lobby emporsteigt, und das einem Schloss zur Ehre gereichende wunderschöne Treppenhaus lässt einen den Lift vergessen. Das Hotel ist trotz seines höheren Alters äußerst gepflegt, ja tadellos in Schuss. Sauberkeit versteht sich hier von selbst. Das Hotel scheint viele Stammgäste zu haben, was durchaus verständlich ist. Arrogantes versnobtes Publikum muss man hier nicht fürchten. Die Gäste gehörten zu unserer Zeit eher der älteren Generation an. Das Hotel bietet angesichts des hohen Preisniveaus in Südtirol ein hervorragendes Preis-Leistungsverhältnis, sodass sich kleinliche Kritik eigentlich verbietet . Dennoch möchte ich im Folgenden die Stärken und Schwächen des Hotels bewerten, damit der Leser dieser Bewertung weiß, was ihn erwartet und was man für den verlangten Preis nicht erwarten kann. Um es vorwegzunehmen, das Bellevue ist mit 4 Sternen meines Erachtens durchaus großzügig klassifiziert, aber auch als 3 Sterne-Hotel ist es bei seinem Preis-Leistungsverhältnis eine klare Empfehlung, wenn man ein Stadthotel sucht. Verzichten muss man auf einen Garten, Sonnenliegen und einen Pool. Das Hotel besitzt aber eine schöne Terrasse, wo man sich als Abschluss des Tages einen Drink servieren lassen kann. Anreisetipp: Scheuen Sie den meist staugefährdeten Umweg über die Brennerautobahn bis Bozen und wieder zurück nach Meran, nehmen Sie ab Innsbruck die Brenner-Bundesstraße und dann den Jaufenpass. Von Sterzing nach Meran braucht man für die knapp 60 km lange Passstrecke 1 Stunde und 15 Minuten und wird mit traumhaften Ausblicken aus fast 2100 m Höhe und Ortsdurchfahrten durch schmucke Alpendörfer belohnt. Die Straße ist gut befahrbar, allerdings von Heerscharen von Motorradfahrern bevölkert. Freitags ist Markt am Bahnhof von Meran, ein bisschen Italien in Südtirol, mit einigen durchaus kaufenswerten Artikeln. Ausflugtipps: Bahnfahrt entlang der Etsch nach Bozen [die italienische Eisenbahn hat moderne komfortable Züge, ist preiswert (7.25 EUR pro Person hin und zurück) und pünktlich (stündliche Verbindung), nicht zu vergleichen mit der DB] : Man ist in gut 40 Minuten direkt im Zentrum Bozens. Inklusive Parkplatzsuche schafft man das kaum schneller, stressfreier und billiger mit dem Auto. Der Sissi-Weg zu den Gärten von Schloss Trauttmansdorff: einer der schönsten botanischen Gärten, die ich je gesehen habe; dazu kommt noch ein gesonderter Reisetipp. Die Erdpyramiden bei Oberbozen: Fahren Sie nicht wie wir mit dem Auto, nehmen Sie den Zug bis Bozen und dann die Kabinenbahn (Ritten-Bahn) bis Oberbozen. Von der Bergstation wandern Sie steil (!) bergab in 30 Minuten zu diesen besonderen Erosionsformen. Von dort gibt es noch weitere längere Wanderungen zu anderen Erdpyramiden. Und dann natürlich eine Dolomitenrundfahrt; für mich eines der schönsten Gebirge, die ich gesehen habe. (Wir hatten nur eine Woche, so dass die Liste hier endet.)
Wir hatten eines der beiden Dachgeschosszimmer mit großem Gaubenfenster (Zi.-Nr. 324, noch ruhiger dürfte Zi.-Nr. 305 sein) zur Rückseite des Hotels. Da das Hotel aber äußerst solide gebaut ist, besteht meines Erachtens keine Gefahr der Geräuschübertragung von Zimmer zu Zimmer, zumal die Klientel dieses Hauses sicherlich selbst die Ruhe vorzieht. Alle Zimmer mit den Endziffern 01-05 bzw. 24-28 weisen nach hinten hinaus. Es gibt nur zwei Stockwerke und das Mansardenstockwerk. Der rückwärtige Ausblick geht in der Ferne auf die umliegenden Berge, in der Nähe auf die Rückgebäude, wo zu unserer Zeit eine Baustelle war, von der aber kein Lärm ausging. Wir haben trotz offenem Fenster hervorragend geschlafen, wachen aber generell vor dem aufkommendem Morgenverkehr bereits auf. Langschläfer sollten die Fenster geschlossen halten. (Es gibt keine Klimaanlage; scheint mir auch nicht nötig zu sein.) Unser Zimmer war ausreichend groß, mit neuen, modernen Möbeln ansprechend möbliert; es war alles sehr gepflegt. Es gab einen Safe und einen kleineren Flachbild-Fernseher mit allen wichtigen deutschen Programmen. (Internetzugang: unbekannt) Das Badezimmer besaß zu wenig Ablagefläche – oder wir zu viele Utensilien. Zudem haben wir einen Halter vermisst, an dem man die großen Duschtücher hätte trocknen können. So mussten sie unnötigerweise jeden Tag in die Wäsche. (Als Besitzer hätte ich mir den Badinstallateur vorgenommen, der das Waschbecken zu tief und die Toilette zu hoch eingebaut hat.) Pluspunkt: Es gab eine Dusche und man musste nicht zum Duschen in eine Badewanne steigen. Die Kritikpunkte sollte man aber angesichts des hervorragenden Preis-Leistungsverhältnisse nicht überbewerten.
Das Hotel bietet Halbpension an, wir haben aber nur das Frühstück im Hotel eingenommen. Pluspunkt: Man kann auch nur einzelne Gänge des Menues buchen. Das Frühstücksbuffet ist nicht opulent – was man bei dem Übernachtungspreis auch nicht erwarten darf -, aber durchaus ausreichend und bietet eine gute Wurst- und Schinkenauswahl, auch zwei Käsesorten, des Weiteren Müsli, Cerealien, Rührei, gekochte Eier, auf Wunsch auch Spiegeleier, einen Obstsalat, Joghurts, eine nicht allzu große Brotauswahl und leider keine besonders wohl schmeckenden Säfte. Dafür kann man aber einen Cappuccino bestellen und aus einem großen Teeangebot auswählen. Wem das nicht reichen sollte, kann durchaus auch seine Wünsche äußern, die man sicherlich versuchen wird zu erfüllen.
Dieses Hotel hat ein geradezu wundervolles Personal, eines der besten meiner mittlerweile umfangreichen „Hotel-Sammlung“. Die Damen an der Rezeption sind ungemein freundlich, zuvorkommend und kompetent bei Fragen. Herr Landthaler, der Chef des Hauses, führt das Hotel in vorbildlicher Weise, ist ständig präsent und zudem bei Bedarf auch ein angenehmer Gesprächspartner, mit dem man auch einmal philosophieren kann.
Das Bellevue liegt an der Freiheitsstraße (Corta Libertá) an einem der zentralen Plätze Merans, dem Platz Mazzini. Das bedeutet, dass man einen Kompromiss eingehen muss zwischen zentraler Lage und allen wesentlichen Sehenswürdigkeiten Merans in Fußreichweite inklusive des Bahnhofs und absoluter Ruhe. Da allerdings der Verkehr Merans in der Nacht versiegt, kann man speziell bei einem Zimmer zur rückwärtigen Seite des Hotels seinen Schlaf auch bei offenem Fenster finden.
Beliebte Aktivitäten
- Kultur & Erlebnis
- Ausgehen & Nightlife
Im Hotel: Fehlanzeige. Dafür in Meran selbst: Shopping in der Laubengasse und auf Märkten, Spaziergänge, Wandern, Bergsteigen, Ausflüge in großer Vielfalt und nicht zuletzt die neue Therme, ein leider bei Regen stark überlaufenes, modernes Architekturdenkmal mit gigantischer Saunalandschaft.
Infos zur Reise | |
---|---|
Verreist als: | Paar |
Dauer: | 1 Woche im September 2011 |
Reisegrund: | Stadt |
Infos zum Bewerter | |
---|---|
Vorname: | Hans Josef |
Alter: | 61-65 |
Bewertungen: | 163 |