Nur rund 40 Kilometer südlich von Dresden beginnt eines der schönsten Wandergebiete Deutschlands, die Sächsische Schweiz. Schon die Anreise, etwa mit der Bahn von Dresden aus, ist ein Erlebnis. Entlang der Elbe zuckelt der Eurocity-Zug bis Bad Schandau. Von dort aus geht es raus ins Abenteuer.
Phänomenal, dieser Blick: Zur einen Seite das grüne, weite Elbtal, in dem der Fluss einen sanften Bogen beschreibt, zur anderen Seite die zerklüftete Felslandschaft, bizarre Steinformationen und steil aufragende Felssporne, die weit in den Himmel ragen. Von der Aussichtsplattform an der Felsformation Bastei, die sich als Basteibrücke über die tiefen Klüfte spannt, schaut man auf eine märchenhafte, fast surreale Kulisse. In der Sächsischen Schweiz reihen sich Panoramen aneinander, die allesamt ein eigenes Ölgemälde wert wären – vor allem auf dem Malerweg, der seinen Namen wegen der Generationen von Landschaftsmalern erhielt, die dort ihre Eindrücke in Bildern verewigten.
Als Sächsische Schweiz wird der deutsche Teil des Elbsandsteingebirges bezeichnet, östlich geht sie in das Lausitzer Bergland und westlich ins Erzgebirge über. Unterschieden wird zwischen Vorderer und der Hinterer Sächsischer Schweiz sowie zwischen den rechts- und den linkselbischen Gebieten – die Elbe fließt nämlich mitten hindurch. Ihren Namen bekam die Region übrigens von zwei Schweizer Malern, die im 18. Jahrhundert in der Gegend logierten und sich ans Schweizer Jura erinnert fühlten.
Mehr als 1000 Kilometer markierte Wanderwege führen durch die Sächsische Schweiz, das macht die Auswahl nicht leicht. Deshalb lohnt es sich, vorab schon mal zu überlegen, was man sehen und erleben will – je nachdem bieten sich dann verschiedene Ausgangspunkte und Routen an. Mehr Infos zur Region findet ihr hier.
Um die bekanntesten Natur- und Kulturhighlights der Sächsischen Schweiz bei einer Wanderung unter einen Hut zu bekommen, ist der Malerweg die beliebteste und vielleicht auch schönste Möglichkeit. Die 112 Kilometer lange Wanderung startet und endet in Pirna. Dabei bekommt ihr neben reichlich frischer Luft und toller Aussicht auch Sehenswürdigkeiten wie die berühmte Basteibrücke, die Felsenbühne Rathen und die imposante Festung Königstein zu Gesicht. Die Etappen haben es manchmal echt in sich, sind aber auch in moderatem Tempo und mit ausreichend Pausen gut zu meistern.
Ein toller Tipp für Kunstfreunde ist der Caspar-David-Friedrich-Weg, der teilweise auch auf dem Malerweg verläuft. In Krippen startet und endet die etwa vierstündige Rundtour – sie führt an elf Stationen vorbei, an denen der berühmte Landschaftsmaler einige seiner bekanntesten Motive schuf.
Rund 93 Quadratkilometer der Sächsischen Schweiz wurden als Nationalpark unter besonderen Schutz gestellt, hier findet ihr besonders viel urwüchsige, wilde Natur. Sehr spannend und informativ sind die von Rangern geführten Touren, dabei lernt man allerlei über die Natur der Region.
Die meisten Highlights der Sächsischen Schweiz könnt ihr auch auf Tageswanderungen erkunden, oft reichen sogar ein paar Stunden. Zumeist sind die Ausgangs- und Endpunkte der Touren auch mit öffentlichen Verkehrsmitteln bequem zu erreichen. So könnt ihr etwa auf einem recht leichten und nur knapp dreistündigen Rundwanderweg das Bielatal erkunden. Mit seinen bizarren Felstürmen und -nadeln ist es eines der beliebtesten Klettergebiete der linkselbischen Sächsischen Schweiz.
Auch auf den Großen Zschirnstein schafft ihr es in sechs Stunden – vom Gipfel des mit 562 Metern höchsten Bergs der Region bietet sich ein einmaliges Panorama. Ebenfalls lohnenswert ist die mit nur zweieinhalb Stunden Gehzeit kurze Wanderung auf den Lilienstein, den markanten Tafelberg bei Königstein. Ein Klassiker ist die Kombination aus Wandern und Kahnfahrt in der Kirnitzschklamm, inklusive Fußmarsch von Hinterhermsdorf durch eine wildromantische Landschaft bis zur Klamm, einem schmalen Stausee zwischen hohen, bewachsenen Felsen.
Für Nostalgie pur sorgt eine Fahrt mit der Kirnitzschtalbahn, einer historischen Schmalspurbahn. Unterwegs liegen mit den Haltepunkten Mittelndorfer Mühle und Lichtenhainer Wasserfall auch gleich noch zwei lohnenswerte Zwischenstopps: Bei der Mühle gibt es Speis und Trank, die Wasserfälle sind schön fürs Auge – ein Schwallwehr lässt aufgestautes Wasser über die Felsen rauschen. Früher wie heute bedient ein extra dafür angestellter „Wasserfallzieher“ alle halbe Stunde das Wehr.
Wem das Wandern nicht schweißtreibend genug ist oder zu wenig Nervenkitzel vermittelt, der kann auch auf Stiegen und Klettersteigen die steilen Sandsteinfelsen hochkraxeln: Freeclimbing hat in der Sächsischen Schweiz Tradition. Die Region ist für ihre anspruchsvollen Klettertouren bekannt. Ein absolutes Highlight und kaum woanders in Deutschland erlaubt ist das sogenannte Boofen: Hier übernachtet ihr nach der Klettertour unter freiem Himmel, genauer gesagt auf oder unter einem Felsvorsprung. Das beschert schon einen ordentlichen Nervenkitzel.
Klettern und Boofen ist allerdings nicht überall erlaubt, schon aus Rücksicht auf die Natur. Es bleiben aber üppige 1100 Felsen, an denen ihr kraxeln dürft, viele von ihnen bieten auch eine gute Infrastruktur. Beliebte Klettergebiete sind etwa die Häntzschelstiege und die Zwillingstiege in den Affensteinen, die Heilige Stiege sowie Rübezahl- und Rotkelchenstiege nördlich von Schmilka. Eine Info und eine Übersicht der legalen Klettermöglichkeiten sowie der 58 offiziellen Orte zum Boofen findet ihr hier.
Zum „wilden“ Übernachten mitten in der Natur gibt es auch einige Biwakplätze und Trekkinghütten, die verteilt im Sachsenforst liegen. Auf den Biwakplätzen könnt ihr für eine Nacht ein Zelt aufstellen, die Hütten bieten einen geschützten Schlafplatz. Was man braucht, muss man mitbringen, von Proviant bis Schlafsack. Mehr Infos dazu findet hier. Die Übernachtungen kosten jeweils zehn Euro, ihr benötigt dafür ein Ticket, das ihr beispielsweise im Nationalparkzentrum in Bad Schandau erhaltet.
Übrigens könnt ihr die Region auch gut auf zwei Rädern entdecken – auf dem Elberadweg, dessen wohl schönster Abschnitt durch die Sächsische Schweiz führt.
Tipp: Wer sich von der Last seines Gepäcks befreien und etwa den Malerweg völlig unbeschwert bewältigen möchte, kann das problemlos tun – mit dem Service diverser Anbieter, die eure Siebensachen im Voraus zum jeweiligen Tagesziel befördern. Mehr Infos dazu findet ihr hier.
Per Auto oder mit der Bahn erreicht ihr Bad Schandau von Dresden aus in rund einer Stunde. Dieser gut 3600 Einwohner große Ort ist ein idealer Startpunkt für Wanderungen durch die Sächsische Schweiz.