Ein schwarzes Teufelchen, natürlich vom Inselkünstler César Manrique entworfen, empfängt euch am Eingang zum Nationalpark. Hier an der Schranke bezahlt man den Eintritt, der auch zu einer Busrundtour ab dem Besucherzentrum berechtigt. Eine schmale Straße windet sich den Berg hoch, man darf nicht schnell fahren, will das aber auch gar nicht: Die schwarzen Lavafelder sind zu spannend! Eine wahre Mondlandschaft.
Alles ist hier vulkanischen Ursprungs, das ist an jeder Ecke zu spüren. So löst ein Park-Angestellter mit der Schaufel einige Steinchen und gibt sie dem Besucher zum Beweis in die Hand – die sind noch ziemlich warm!
In drei Meter Tiefe ist offenbar noch immer die Hölle los. Das wird anschaulich dokumentiert. So fängt ein trockener Busch, von Park-Angestellten in ein Erdloch gesteckt, nach wenigen Sekunden lichterloh Feuer. Dann wird Wasser in unten geschlossene, in den Boden getriebene Metallrohre geschüttet – augenblicklich kommt es als kochend heiße, hohe Wasserdampf-Fontäne mit erschreckendem Getöse wieder emporgeschossen, wie ein Geysir. Also Achtung, ausreichend Abstand halten!
Beim Nationalpark-Restaurant gibt es einen Naturgrill, der über einem Erdloch erbaut wurde. In der dort herausströmenden heißen Vulkanluft wird nun Fleisch gegrillt – dauert vielleicht etwas länger als in der Küche, funktioniert aber zuverlässig.
Alle 10 bis 15 Minuten fahren klimatisierte Busse mit getönten Scheiben vom Besucherzentrum ab, die eine Dreiviertelstunde lang durch die surreale, schwarze Welt der erstarrten Vulkane kurven. Aus Lautsprechern erhaltet ihr Infos in verschiedenen Sprachen, dazwischen mystische Musik, passend zur Außenwelt. Aussteigen ist nicht erlaubt, allerdings öffnet der Busfahrer unterwegs die Türen. Clevere setzen sich also so hin, dass sie wenigstens durch die offenen Türen fotografieren können.
Unterwegs sieht man bizarre Krater, im Fluss erstarrte Lavaströme, poröse Brocken und kompakte, glatte, schwere Steine. Als wäre es erst gestern passiert. Die Vulkane entstanden damals entlang einer Spalte, die sich kilometerlang aufgetan hat, das kann man sehr gut erkennen. Ihre Lava hat die Inselfläche um fast ein Viertel vergrößert.
Über sechs lange Jahre hinweg, von 1730 bis 1736, erbebte die Insel unter ununterbrochenen Vulkanausbrüchen. Von Don Andrés Lorenzo Curbelo, dem Pfarrer von Yaiza und Augenzeuge, sind Aufschriebe überliefert: "…Am 1. September 1730, zwischen 9 und 10 Uhr abends, öffnete sich plötzlich die Erde bei Timanfaya, zwei Wegstunden von Yaiza. Ein gewaltiger Berg bildete sich bereits in der ersten Nacht, und Flammen schossen aus seinem Gipfel, die 19 Tage lang weiter brannten".
Und seine letzter Bericht vom 28. Dezember 1731, als Lavamassen seine Kapelle bei Yaiza erreichten: "Am 7. März(1731) entstanden gleich mehrere Vulkane, die sich in einer Reihe von Ost nach West erhoben. Am 4. Juni (1731) öffneten sich in der Timanfaya-Region drei Krater auf einmal. Sie verbanden sich schnell zu einem einzigen Vulkankegel, aus dem ein Lavastrom ins Meer floss. Aus einem Nebenkrater schossen Asche und Blitze heraus, aus einem anderen entwich weißer Dampf, wie man ihn bisher nicht gesehen hatte. Ende Juni waren alle Küsten an der Westseite der Insel mit riesigen Mengen von toten Fischen bedeckt, von denen man viele Arten noch nie gekannt hatte. Nordwestlich von Yaiza stiegen mit heftigen Detonationen Rauch und Flammen aus dem Meer empor. Im Oktober und November verstörten neue Eruptionen die Einwohner. Am 25. Dezember fühlte man das stärkste aller Erdbeben, und am 28. Dezember schoss ein Lavastrom aus einem neu entstandenen Kegel, zerstörte ein weiteres Dorf und eine Kapelle bei Yaiza.“ Er und viele andere Bewohner mussten sich schließlich auf eine Nachbarinsel, wahrscheinlich Gran Canaria, retten.
Der letzte Vulkanausbruch fand 1824 statt, seither werden die Erde und ihre Bewegungen genau beobachtet.
Heute wird die teilweise meterdicke schwarze Lapillischicht (Vulkanasche, auch Picón genannt) für die Landwirtschaft abgebaut. Die mineralstoffreiche Substanz wird dann einige Zentimeter dick auf die fruchtbare Erde aufgebracht. Sie heizt sich tagsüber auf, saugt nachts Feuchtigkeit aus der Luft und gibt sie an die Pflanzen ab. So gedeihen zum Beispiel Weinreben und müssen nicht bewässert werden, obwohl es auf Lanzarote kaum regnet.
Unser Video gibt noch einmal einige Einblicke in den Nationalpark:
Weiter Informationen rund um den Nationalpark Timanfaya findet ihr zum Beispiel hier.
Der Ort Yaiza liegt dicht am Nationalpark Timanfaya. Er war von den Vulkanausbrüchen auf Lanzarote in den 30er-Jahren des 18. Jahrhunderts stark betroffen, wurde aber komplett wieder aufgebaut. In der südlichsten Gemeinde Lanzarotes leben gut 16.000 Menschen.