Städtereise
Bucket-List: Das solltest Du in Wien unbedingt erleben
Wien ist eine atmosphärische Weltstadt mit dem Charme der vergangenen K.-u.-k.-Monarchie. Kaum eine andere Stadt wird Dir so viel Nostalgie, hochmütigen Glanz, moderne Strömungen, Kunst, Skurriles und sehr viel Gemütlichkeit in einem bieten, wie Wien es tut. Die Kaiserzeit mit der ewig jungen Sisi als Galionsfigur einerseits, der Wiener Jugendstil eines Gustav Klimt und die als immaterielles UNESCO-Weltkulturerbe registrierte Kaffeehauskultur andererseits schaffen eine so einmalig lange Reihe aus Sehens- und Erlebenswertem, dass eine Bucket-List unbedingt hermuss. Wir geben Dir hier zehn gute Tipps, was Du in Wien unbedingt machen solltest.
Entschleunigung im Kaffeehaus
Die WienerInnen kopieren und in Kaffeehäusern den Tag verbringen
Nimm Dir die Zeit und verbringe einen Tag in Wiens Kaffeehäusern, denn Wien ist DIE Adresse für das süße Nichtstun. Smartphone aus, Augen auf – keine Fotos für Insta oder FB, keine Videos für Reels. Lass einfach das Leben auf Dich wirken, sei ganz im Hier und Jetzt und mach es den gelassenen WienerInnen nach. Probiere Dich durch die Kaffeespezialitäten und Torten, für die die Wiener Patisserien so berühmt sind, und schau höchstens mal in die Zeitung oder das mitgebrachte Buch statt auf das Display. Zum Frühstück ins Drechsler – Wienzeile, eines der ältesten Kaffeehäuser der Stadt, den Mittagsteller nimmst Du im Café Prückel, das von Architekten Oswald Haerdtl designt wurde, zwischendurch gehst Du auf einen Kleinen Braunen in das denkmalgeschützte Café Sperl und vor dem Abendessen ins Café Eiles, das es bereits seit 1838 gibt. Nachteulen beenden das Stromern in der Kultinstitution Café Hawelka, das mit warmen Mutzen bis 0 oder 1 Uhr aufwartet. Ach, da hätten wir fast das Beste vergessen: Das prunkvolle Café Central im Palais Ferstel hat die beste Patisserie und das schönste Interieur im venezianischen Stil.
Niemals, wirklich nie, nie eine Coca-Cola beim Wiener Ober bestellen, dann lieber ein Bier oder einen Tee.
Sachertorte: Österreichische Geschichte zum Essen
Jetzt auf keinen Fall auf die schlanke Linie achten
Du magst keinen Schokokuchen? Die Sachertorte in Wien ist kein brauner Schokokuchen, sondern eine essbare Institution und österreichische Nationalgeschichte. Zugegeben, eigentlich sieht die Torte nicht soo toll aus, aber wenn Du die richtige gekostet hast, wirst Du Deine Meinung für immer ändern. Wo ist die Sacher am besten? In der K. & K. Hofzuckerbäckerei Demel oder im Hotel und Café Sacher, der Wiege der süßen Versuchung? Das musst Du selbst herausfinden.
Das Café Central hat auch sehr gute Sachertorten – immer mit dem kühlen Schlagobers dazu.
Wiener Schnitzel: Sorry, das Original kann niemals vegan sein
Große Kunst, wie paniertes Fleisch himmlisch mundet
Wiener Schnitzel gehört zu Wien wie die Sachertorte, der grantige Ober, Gustav Klimt und die Ringstraße. Man nehme ein feines Stück Bio-Kalbsfleisch, klopfe es vorsichtig, wende es in Kaisersemmelbröseln und Bio-Ei und frittiere, bis es feine Blasen wirft. Hört sich einfach an? Und doch können FeinschmeckerInnen darüber heiß diskutieren, wer das beste Wiener Schnitzel macht. Die Dispute gewinnt häufig das edle, experimentierfreudige Restaurant Zum Schwarzen Kameel, das 400 Jahre auf dem Buckel hat. Wenn Du es bodenständig möchtest, dann bestelle das beste Wiener Schnitzel bei Berta in der Gastwirtschaft Meixners. Unprätentiös, dabei im besten Sinne wienerisch ist das traditionelle Beisel Gasthaus Wolf, wo auf hohem Niveau Wiener Schnitzel und andere Spezialitäten der Donaumonarchie auf den Teller kommen.
Wiener Schnitzel ist zwar immer ein Kalbsschnitzel, aber wer länger in Wien verbleibt, der darf auch mal ein exzellentes Schweineschnitzel, beispielsweise im sagenhaft guten Café Anzengruber, bestellen.
Etwas Morbides im alten Wien erleben
Gruseln auf hohem Niveau zum Beispiel im Museum
Die WienerInnen haben einen starken Drang zum Morbiden, Fatalistischen und Skurrilen, nicht von ungefähr behaupten sie (nicht ganz so ernst): „Der Tod muss ein Wiener sein.“ In so einer Stadt musst Du einfach etwas Skurriles erleben. Dafür stehen Dir einige schöne Möglichkeiten zur Auswahl. Unser Lieblingsort ist das Bestattungsmuseum auf dem (gleichfalls sehenswerten) Wiener Zentralfriedhof, wo neben skurrilen Exponaten auch sehr interessante Einblicke in die Kulturgeschichte des Sterbens gegeben werden. Hier erfährst Du, wie die Totengräber ausgestattet waren und wie Scheintote wieder aus dem Totenreich gerettet wurden. Auf eine andere Art zum Gruseln sind hingegen die Exponate aus der pathologisch-anatomischen Sammlung im Narrenturm der Medizinischen Universität Wien. Mit Kindern oder schwachen Nerven solltest Du hier nicht reingehen … Spannend ist es aber auf jeden Fall.
Am Tag der offenen Tür bietet das Bestattungsmuseum auch Särge – die Wiener sagen Holzpyjamas – zur Anprobe an.
Die Nacht zum Tag machen in Wiens versteckten Bars
Cocktails genießen und davon nur flüsternd weitererzählen
Wien hat nicht nur seine Kaffeehauskultur, die auf der Liste der immateriellen UNESCO-Weltkulturgüter steht, sondern auch unzählige Bars, in denen es sich ähnlich verhält wie tagsüber in den Cafés: sitzen, trinken, schauen und mit NachbarInnen palavern. Die versteckten, die geheimen sind die besten Wiener Bars. Dazu gehört die American Bar, die Adolf Loos, der berühmt-berüchtigte Architekt der Wiener Moderne, ausgestattet hat. Gut versteckt, und zwar hinter einem Gemälde im Beisel Mozart’s (am besten dort fragen), ist The Chapel, die Du durch einen Beichtstuhl betreten wirst. Unter dem Motto „Kirche“ werden hier zwölf Cocktails und sieben Shots auf allerhöchstem Mix-Niveau kreiert. AntialkoholikerInnen kommen unter dem Stichwort „Zölibat“ auf ihre Kosten.
Die Chapel Bar hat sich die während der Prohibitionszeit in New York entstandenen illegalen Speakeasy Bars (nur geflüstert weitergeben) zum Vorbild genommen. Wien hat eine ganze Menge von diesen Flüsterbars, zum Beispiel die in Gold gefasste Nummer 7 und die Krypt.
Sich von Hundertwasser für die Zukunft beraten lassen
So schön könnten wir alle wohnen
Der Künstler, Architekt und Visionär Friedensreich Hundertwasser (bürgerlich Stowasser; polnisch sto für hundert) hat insgesamt an die 40 sogenannte Hundertwasserhäuser gebaut, doch das Wiener ist das berühmteste. Über 200 Bäume und andere Pflanzen begrünen das große Wohnhaus, das durch seine besondere Fassade lebensbejahend und dynamisch wirkt. Das Haus errichtete er bereits in den 1980er-Jahren, was die kritische Frage nach sich zieht, warum wir es nicht schaffen, in entsprechend nachhaltigen Häusern zu wohnen. Lass Dir von dem Meister selbst sein Haus erklären: Das Kunst und Café im Parterre des Hundertwasserhauses zeigt einen interessanten Lehrfilm, der von Hundertwasser aufgenommen wurde.
Schräg gegenüber dem Hundertwasserhaus befindet sich das Fälschermuseum, das nicht von Hundertwasser gebaut ist und auch keine Hundertwasserfälschung hat – dennoch sehenswert.
Einen Tag mit Gustav Klimt verbringen
Für alle, die vom Wiener Jugendstil nicht genug bekommen
Hast Du Dich in Gustav Klimts „Kuss“ verliebt? Dann verbringe einen Tag in Klimts Gesellschaft. Beginne den Tag im Belvedere, das neben dem Meisterwerk „Der Kuss“ die größte und wichtigste Klimt-Sammlung von 24 Bildern hat. Im Wien Museum erwarten Dich das berühmte Bild „Pallas Athene“ und 411 Klimt-Zeichnungen, die Du allerdings nicht alle einfach so zu sehen bekommst. Zum „Kuss“ gehört „Tod und Leben“, das sich im schönen Leopold Museum befindet. Eines der wichtigsten Museen der Welt ist das Wiener Kunsthistorische Museum, wo Du im Treppenhaus den Kopf nach oben recken musst, um elf Werke von Klimt in den Zwicken und sogenannten Interkolumnien zu sehen. Echte Fans des Künstlers müssen ins Burgtheater mit seinem Klimt-Raum pilgern, um hier Selbstporträt von Gustav Klimt zu sehen.
Bei diesem Programm lohnt sich die Vienna City Card, mit der Du fahren kannst und Preisnachlässe für die Eintrittskarten bekommst.
Sisi aufwarten und jemanden unter der Kuppel küssen
Die Privaträume des Kaiserpaars in der beeindruckenden Wiener Hofburg sind ein Muss
Die Hofburg ist einer der größten Palast- und Herrscherkomplexe weltweit und ein absolutes Highlight eines jeden Wienbesuchs. Richte Dein Augenmerk auf die Kaiserin Elisabeth (Sisi), die hier mit ihrem Franz Joseph residierte und ihn vielleicht auch unter der Michaelerkuppel geküsst hat, was Glück bringen soll. Über den Trakt der Michaelerkuppel gelangst Du jedenfalls zu den sogenannten Kaiserappartements, die Dir gute Einblicke in das Leben des Kaiserpaars vermitteln. Sehenswert sind das Turmzimmer der Monarchin und ihre Privatgemächer, die das Sisi Museum beherbergen.
Mit der Vienna City Card ergatterst Du ein paar Prozente.
Unter den Tieren dinieren
Wien stellt seine Extravaganz unter Beweis
Kultur & Kulinarium heißt eine Veranstaltung von FoodAffairs, die hervorragend zu Wien und den WienerInnen passt. Denn die alte Hauptstadt wird nicht nur von k. u. k. (kaiserlich und königlich) beherrscht, sondern von den drei Ks: Kunst, Kultur und Kulinarik. Gönne Dir etwas Besonderes und diniere zwischen den Exponaten des Wiener Naturhistorischen Museums, eines der wichtigsten Museen der Welt, das Du natürlich zuvor besichtigt hast. Das Kultur & Kulinarium Abendessen ist nicht nur extravagant, sondern auch überaus fein zubereitet. Aufgetischt wird stilvoll in der historischen Oberen Kuppelhalle, und zwar jeden Mittwoch ab 19 Uhr von Oktober bis Juni. Das Museum hat die Infos.