- Preis-Leistungs-VerhältnisSchlecht
Der Richard Branson der Hotellerie, Sir Rocco Forte, machte sich auf, den Münchener Luxushotelmarkt aufzumischen und so eröffnete er im Oktober 2007 das Charles Hotel, ein Bestandteil der Projektentwicklung Lembach Gärten. Rocco Fortes Developments zeichnen sich immer durch eine gute, zentrale Lage und einen individuellen Stil aus, der sich im Design landestypisch widerspiegelt. Beim Charles wurde so bayerische Gemütlichkeit mit französischem Flair gemischt. Herausgekommen ist ein stilistisch recht sicheres, wenig aufmüpfiges, aber dafür praktisch ausgerichtetes und modernes Luxushotel. Die Stärken des Charles liegen wohl darin, zu gefallen. Der Stil ist zeitlos elegant, ohne je aufdringlich zu wirken. Ein Hauch von Understatement also. Ob Restaurant oder Fitnessclub – alles wirkt wie aus dem Ei gepellt und ist ebenso wie die Zimmer und Suiten auf den Business Reisenden zugeschnitten. Sowohl auf Design als auch auf Funktionalität wird Wert gelegt. Dass aber selbst in vielen Suiten nur ein Waschbecken zur Verfügung steht, ist ein kleiner Schnitzer, der unverständlich erscheint. Das Gebäude wirkt von außen recht markant mit Türmchen und Erkern und ist Teil eines großen Wohnkomplexes, den Lenbach Gärten, und an einem innerstädtischen Park gelegen. Die Lobby wirkt eher klein in der Relation zur Größe des Hauses, die nicht abgetrennte Bar wirkt verloren. Das Restaurant ist in der Relation dazu flächenmäßig durchaus üppig dimensioniert. Manche Dekorelemente erinnern ein bisschen an Art-déco-Stil. Bleibender Eindruck ist ein Materialmix, verschiedene Steine im Lobbybereich, was sich in den Suiten, wo vor allem mit Leinenstoffen und Seide gespielt wird, fortsetzt. Die Farben sind großteils Pastelltöne, also ganz ähnlich wie auch in anderen Rocco Forte Hotels Kosmopoliten im Nadelstreif oder in Prada Freizeitmode werden sich hier wohl, um nicht zu sagen wie zu Hause fühlen. Dicke Brieftasche natürlich vorausgesetzt.
Meine Executive Suite mit zirka 75 m2 war an einem Eck des Gebäudes gelegen und wahrlich reichlich dimensioniert. Grau, Blau, Beige sind in Nr. 419 die vorherrschenden Farben. Das Bett ist mit braunen Lederapplikationen eingefasst. Die Suite wirkt gemütlich mit Sitzgruppe, Esstisch, Chaiselongue im Schlafzimmer, Zeitschriften, hochwertigem Arbeitsplatz, Gäste-WC, Kitchenette (aber ohne Kochgelegenheit, also eine sogenannte Wet Bar) und ausreichend dimensionierter Garderobe. Vor allem die schweren Seidenvorhänge, viel Grau und hell, hatten es mir angetan. Sie wirken zeitlos, modern und klassisch. Dazu kamen noch ein Bang-&-Olufsen- Fernseher im Schlafzimmer und, wie ebenfalls immer bei Rocco Forte, ein ausgeklügeltes Entertainment-System. Für Musikliebhaber gibt es verschiedene Musiktitel „on demand“ abrufbar, nur die Filmauswahl bei Pay-TV-Videos ist eher mickrig und überaltert. Das verwundert Das Bad – das habe ich jetzt schon in mehreren Rocco Forte Hotels erlebt – ruft bei mir zwiespältige Gefühle hervor. Und zwar insofern, als das zweite Waschbecken fehlt, was vielleicht bei einer Suite dieser Größenordnung nicht sein sollte, und zudem die Raumdimension ganz okay, aber nicht sensationell ist. Positiv hingegen der große, gut beleuchtete Schminkspiegel, eine Dusche mit großer Regenbrause und punktuell einsetzbarem Duschkopf, große Abflusstasse, ein in die Wand eingelassener Fernseher und eine große Badewanne. The Charles hat aber auch einige Intelligenztests für den Gast eingebaut: Der Fön ist hinter dem Spiegel versteckt und wirklich fast unauffindbar, und die richtige Bedienung der Mischbatterie an der Wanne setzt ein Ingenieurstudium voraus. Noch so ein paar Sachen, die nicht zu finden waren: z. B. der Schuhlöffel oder die Fernbedienung für den Fernseher im Bad, aber ich nehme an, dass man das in der Hektik der Eröffnung schlicht und einfach übersehen hat. Wahrscheinlich war ich auch der erste Gast, der in dieser Suite nächtigte. Gut sind die hauseigenen Rocco-Forte-gebrandeten Amenities. Und ein kleines Detail, das auf jeden Fall geändert werden sollte: Die Bade-/Hausschuhe sind in einem Retro-Design, das ich noch in keinem Hotel weltweit gesehen habe – nicht in Form von weißen Pantoffeln, sondern weiße „Jesus-Frotteeschlapfen“. Und das ist in mehrerer Hinsicht unsinnig. Wenn’s kühl ist, frieren Sie an den Zehen, wenn Sie nass aus der Wanne steigen werden eben diese nicht trocken, und wenn Sie schließlich einmal mit Socken in die Hausschuhe schlüpfen wollen, dann haben Sie überhaupt ein Problem. Da hat es ein Designer offensichtlich zu gut gemeint und nicht wirklich mitgedacht Sonst gibt es bei der Einrichtung schon viel „Attention to Details“. Seien es die Glastüren im Bad, die Beschläge und Armaturen, der Schiebetürschrank. All das vermittelt einen sehr soliden Eindruck. Die Minibar ist mittelmäßig bestückt, dafür ist der Zimmerservice mit Eis und nachbestellten Getränken rasch zugegen – 6 bis 7 Minuten, länger war das nicht
Einen weniger guten Eindruck hat das Frühstück hinterlassen. Auch hier war das Personal anfangs noch überlastet und mehr mit dem Bonnieren beschäftigt als mit dem Erfüllen von Gästewünschen. Wenn man auf Spiegeleier 20 Minuten warten muss, so ist das für Geschäftsleute frühmorgens nicht gerade ideal. Da lob ich mir doch die offenen Küchen beim Frühstück, wo der Koch direkt die Eier zubereiten kann. Auch sonst erfüllt das Frühstücksbuffet, etwa bei Brot oder Süßspeisen, gerade einmal ein Mindestmaß. Und im Preis natürlich nicht inbegriffen. 26 Euro ist dafür jedenfalls auch nicht preiswert
Am ersten Tag war am Zimmer weder ein Begrüßungsschreiben noch sonst ein kleiner Gruß des Managements. Am zweiten Tag ein kleiner Obstkorb und ein paar Süßigkeiten – für eine große Suite im Haus jedenfalls alles andere als auffällig. Die Zeitung wurde am ersten Morgen vergessen, am zweiten hing sie aber an der Tür. Positiv jedoch, dass beim Einchecken nach Zeitungswunsch und eventuellem Weckruf gefragt wurde.
Am alten botanischen Garten, Nahe Königsplatz, zur Innenstadt (Fußgeherzone) sind es allerdings gute 10 bis 15 Minuten zu Fuß, es gibt also noch zentral gelgenere Luxushotels in München (Vier Jahrezeiten, Mandarin Oriental, Bayrischer Hof).
Beliebte Aktivitäten
- Geschäftsreise
Ähnlich dem Rocco Forte deRome in Berlin sind Pool, Spa und Fitness im Keller untergebracht, ansprechend und gut dimensioniert.
Infos zur Reise | |
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Verreist als: | Alleinreisend |
Dauer: | 1-3 Tage im Oktober 2008 |
Reisegrund: | Arbeit |
Infos zum Bewerter | |
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Vorname: | Alexander |
Alter: | 41-45 |
Bewertungen: | 42 |