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Ernst (36-40)
SchweizAus der Schweiz
Alleinreisend • September 2010 • 3-5 Tage • Wandern und Wellness
Alpenkitsch auf dem Esoteriktrip
3,7 / 6

Allgemein

Zugegeben, meine Übersc hrift ist etwas reisserisch, aber diese beiden Stichworte sind mir nach meinem Besuch im Hotel Winzer am meisten präsent geblieben. Dies will übrigens nicht unbedingt etwas Negatives bedeuten, es scheint mir einfach, dass bei der Einrichtung des Hotels verschiedene Welten aufeinanderprallen. Vorhänge die an die KuK Monarchie erinnern neben ländlichen Motiven, dazwischen Topfblumen aus Plastik , Räucherstäbchen und Steingirlanden, dann wieder kubische Möbel, die durch indirekte Beleuchtung stilvoll in Szene gesetzt wurden. An und für sich viel Liebe zur Dekoration aber eben Too Much für meinen Geschmack. Die Bedienung ist freundlich und aufmerksam. Der Patron des Hauses machte einen eher befremdlichen, herrscherischen Eindruck auf mich; dafür sind Winzer Junior und seine Frau zugänglich und charmant. KLIENTEL Die Besucher des Winzer sind so bunt durchmischt wie die Ausstattung des Hauses. Da sind einerseits die verliebten jungen Pärchen, die sich eines der günstigen Hotelarrangements für 2 bis 3 Nächte gegönnt haben, dann die Senioren, die die Landschaft und die Wanderrouten auskosten wollen, ältere Ehepaare, die den erotischen Kick in ihrer Beziehung suchen und selten auch Kunden wie mich, die wirklich Erholung vom Arbeitsstress suchen. Für Familien mit Kinder ist das Winzer nicht zu empfehlen und ehrlich gesagt, will man hier auch vor allem seine Ruhe und kein Kindergeschrei um sich herum haben. Nichts gegen Familien mit Kindern, aber es gibt bestimmt geeignetere Hotels und warum soll man sich auch überall auf Familienurlauber konzentrieren! Egal ob junges Pärchen, Senioren oder von der Midlife Crisis geplagte Hausmüttter, es sind auf jeden Fall alles Kunden der Mittelschicht, die sich hier einen Urlaub gönnen und die sich dementsprechend auch gesittet verhalten. FAZIT Das Hotel Winzer geniesst den Ruf eines 4 Sterne Hauses. Meines Erachtens hat es diesen Ruf knapp verdient. Mir scheint Erotikurlaub oder Wanderurlaub wäre für das Winzer eine geeignetere Bezeichnung. Als moderner, gestresster Mensch, der dem Arbeitsleben entfliehen will, werde ich das Hotel Winzer in angenehmer Erinnerung behalten, mich aber auf die Suche nach einem anderen Ressort machen. Weiterempfehlen kann ich das Winzer bedingt. Hier noch einmal die wichtigsten Punkte in Kürze Negativ: • Unausgewogener Stilmix • Badehosen in der textilfreien Zone • Indiskrete Glastüren für die Toilette im Zimmer • Das antiquierte Zimmerbüchlein • Salatbuffet • Grander Wasser Positiv: • Das Abendessen • Zugeteilte Tische • Personal (Putzfrauen, Service und Wellnessteam ) • Sauberkeit • Ruhe


Zimmer
  • Eher schlecht
  • Da ich die sogenannten „Einzelzimmer“ hasse und lieber etwas mehr für ein anständiges, grösseres Zimmer mit Doppelbett bezahle, habe ich mich für die sogenannte Kuschelzimmer Residenz entschieden. Für die Alleinbenutzung dieses Zimmers wird ein Aufschlag von jeweils 50% pro Nacht verrechnet. Mir wurden auf Anfrage aber auch Doppelzimmer angeboten, für die ich keinen Aufpreis hätte bezahlen müssen. Da ich im Internet aber alle Zimmer begutachten konnte, wollte ich unbedingt diese Kuschelzimmer Residenz. Wurden meine Erwartungen erfüllt? Ich sage mal so: für die Internetpräsenz und das Prospekt wurde ein sehr guter Fotograf engagiert. Natürlich war alles im Zimmer so vorhanden wie abgebildet. Allerdings erscheint es in Realität dann doch etwas ernüchternd. Die modern wirkende pompöse Einrichtung erwies sich in Wahrheit als etwas schmuddelige altertümliche Aufmachung. Das Wasserbett ist so weich, dass man beinahe darin ertrinkt. Keine Ahnung wie es erst ist, wenn zwei Personen sich darin betten. Die gleichen Bedenken kamen mir beim Eck-Whirlpool auf. Für eine Person ist die Wanne gerade noch bequem, wenn sich dann aber zwei (und ich bin noch dazu schlank und habe einen optimalen Body Mass Index) Personen hineinquetschen wollen, dann erlischt jedes noch vorhandene Fünkchen Erotik und der gemeinsame Badespass wird zur Wasserschlacht! Ganz erstaunt war ich über die tolle Callas-Blume die in der Ecke stand, bis ich sie dann unter die Finger bekam-wieder mal Plastik! Über dem Bett hing wieder eines dieser unsäglich hässlichen „Strassenkünstler“-Bilder, welches einen Frauenakt präsentiert und irgendwie so rein gar nicht reinpasste. Vom Bett aus blickt man dann auf diese wirklich uralte Wohnwand, die mehr Platz wegnimmt, als dass sie hilfreich wäre. Ein Überbleibsel aus alten Hotelzeiten wie mir schien. Das einzig wirklich moderne war der Flatscreen TV plus eine Stereoanlage mit I-Pod Dockstation (wer’s denn braucht). Flatscreen TV darf man dann aber nicht in jedem Zimmer erwarten, soweit ist das Winzer noch nicht! Mir fiel der Flatscreen schon bei den Zimmerprofilen im Internet auf und dies war ein weiterer Grund dafür, dass ich mich für ebensolches entschieden hatte. Wer Raucher ist, wird sich über den Balkon freuen mit einer herrlichen Aussicht auf die umliegende Landschaft und den direkt an den Hotelbetrieb angrenzenden Bauernhof. Der Blick nach unten ist dann allerdings wieder ernüchternd. Da liegen zerbrochene Marmorfliesen und Gerümpel herum und zeugen davon, dass im Hotel immer mal wieder was „dekoriert“ und umgebaut wird. Positiv ist das grosse Spülbecken und der grosse Spiegel im Badezimmerbereich. Die Dusche UND die Toilette sind nur durch eine Rauchglastüre vom übrigen Zimmer abgetrennt. Diskretes Benutzen der Toilette ist also nicht möglich. Mag ja sein, dass wer ein Zimmer teilt keine Hemmungen voreinander haben sollte, aber es gibt nun einmal gewisse Situationen in denen ich persönlich ungestört bleiben möchte und wo ich meinem Partner (falls denn einer dabei gewesen wäre) auch lieber seine Privatsphäre überlasse. Die Dusche: eine begehbare Duschkabine mit einem Abflussloch in der Mitte. Der Duschschlauch war aus Plastik und mit irgendeiner Wasserspardüse ausgestattet, denn anstelle eines wohltuenden Duschstrahls kam aus dem Teil nicht mehr Wasser heraus als aus einer Giesskanne. An Handtüchern mangelt es dafür nicht und für die Benutzung des Wellnessbereichs wird jedem Besucher ein frischer Bademantel samt Saunatüchern in einem Stoffbeutel zur Verfügung gestellt. Im Kühlschrankt befindet sich zudem ein Fläschchen Prosecco und wer seine Wertsachen einschliessen möchte, dem steht ein Safe direkt im Zimmer zur Verfügung. Die Putzcrew war sehr fleissig, das Zimmer wurde mir in einem tadellosen Zustand -was die Sauberkeit betrifft -präsentiert und wurde jeden Tag mit frischen Handtüchern ausgestattet und auf Vordermann gebracht.


    Restaurant & Bars
  • Eher gut
  • Der Restaurantbetrieb im Winzer scheint zu funktionieren und hier muss ich Frau W. und ihrer Küchencrew ein Kränzchen winden. Das Abendessen war vorzüglich und mit viel Liebe zubereitet. Wer ein deftiges, gutbürgerliches Mahl erwartet, wird hier zwar enttäuscht. Das Hotel Winzer setzt vielmehr auf Nouvelle Cuisine. Jeder der insgesamt 6!!! Gänge erinnert an ein Gemälde. Kleine, aber äusserst delikate Häppchen die einem da kredenzt werden. Hinzu kommt, dass jedem Zimmer für die Dauer des Aufenthalts ein eigener Tisch zugeteilt wird. Im Winzer wird am Tisch serviert und demnach fällt der lästige Kampf am Buffet und die Suche nach einem Sitzplatz weg. Das Personal ist sehr aufmerksam. Wie ein Vorredner bereits erwähnt hat, sind auch viele Auszubildende dabei, aber man merkt, dass sie gut geführt und geschult wurden und dass ihnen das Wohlbefinden der Gäste sehr am Herzen liegt. Bei jedem Gang wurde angepriesen, was einem da auf dem Teller erwartet und nach jedem Gang wurde nachgefragt ob nun der nächste serviert werden darf. Das Frühstück ist ok, ich habe auch schon Besseres erlebt aber man findet was man braucht. Das Salatbuffet hingegen erreicht nicht den Stand eines 4 Sterne-Hauses: Keine Abwechslung, lieblos zusammengeschnippelte Radieschen, Sellerie und Gurken dämmern in einer dunklen Kühltruhe vor sich hin. Nicht sehr appetitlich das Ganze! GRANDER WASSSER Was mir sehr missfiel war die Präsenz der Grander Wasser AG, welche mit ihrer dubiosen Wasserfilter-Installation sogenanntes „belebtes Wasser“ vermarktet. Abgesehen davon, dass mir jeder, der behauptet, ihm sei Jesus Christus persönlich erschienen und habe ihm die Inspiration für „belebtes Wasser“ offenbart (Originalton Joseph Grander), suspekt erscheint, so bekam ich durch dieses Grander Wasser Durchfall und Bauchschmerzen. Mag auch sein, dass es daran liegt, dass man dieses Grander Wasser im Winzerhotel aus einem Kanister im Speisesaal abschöpfen muss, der mit Edelsteinen gefüllt wurde. Keine Ahnung wie lange das Wasser darin schon herumsteht und vor allem wie viele Grünalgen sich in der Zwischenzeit bei den Steinen gebildet haben, jedenfalls scheint die Kombination meinem Magen nicht wohl bekommen zu sein. Normales Leitungswasser gibt es übrigens nicht, ausser man fragt wohl explizit danach. Auf jedem Zimmer befindet sich ebenfalls eine Flasche Grander Wasser zur freien Benützung (versehen mit dem „dezenten“ Hinweis darauf, dass man an der Rezeption eine eigene Flasche ebensolchen Wassers für 12!!!! Euro erwerben kann. Die Flasche im Zimmer war wohl eine wiederverschliessbare Mehrwegflasche, am Flaschengrund kullerten ein paar farbige Steinchen herum. Da ich schon genug Verdauungsprobleme aufgrund des Wassers aus dem Restaurant hatte, liess ich die Grander Wasser Flasche im Zimmer unangetastet. Wer ausser dem kostenlosen Grander Wasser etwas anderes trinken möchte (Au ja bitte!!!) der sollte sein Zimmerbüchlein bei sich tragen. Zimmerbüchlein? Ach herrjeh, war das nicht mal in den 80ern à la mode? Heutzutage gibt es wohl Chips und Armbänder, ja sogar Computersysteme soll es geben, mit denen Abrechnungen einfach und übersichtlich von Statten gehen. Im Winzer aber wurde anscheinend gespart. Die Dekoration des Restaurants kann man wiederum nicht mit einem Satz beschreiben, da es in mehrere Bereiche unterteilt wurde. Auf der einen Seite kühle Steinwände und moderne Stühle und Tische, dann wieder mit rotem Teppich ausgelegte Fussböden auf denen mit blauem Stoff bezogene Sitzgarnituren für ein Stildesaster sorgen. Die Kronleuchter geben ein schummriges Licht auf die befremdlich wirkende Szenerie ab und von den Wänden prangen Bilder von Flamenco-Tänzerinnen, die wohl möglichst günstig bei einem spanischen Strassenkünstler bestellt wurden. Positiv hingegen wieder die an das Restaurant angrenzende Bar. Die Cocktails sind wirklich vorzüglich und das Ambiente ist modern. Wer kein Raucher ist, wird hier allerdings keinen Drink bestellen wollen, oh und nicht vergessen sein ZIMMERBÜCHLEIN oder aber Bargeld bei sich tragen- eh schon wissen 


    Service
  • Gut
  • Die Damen an der Rezeption sind freundlich, wenn auch nicht überschwänglich. Die Beratung für Wellnessbehandlungen im Spa Bereich werden dem Hotelgast nicht aufgedrängt, was ich als sehr postivi werte


    Lage & Umgebung
  • Eher gut
  • Nicht direkt am Attersee, dafür etwa 6 Kilometer davon entfernt auf einem Hügel liegt das Hotel Winzer, umgeben von Bauernhöfen und ein paar vereinzelten Häusern.


    Aktivitäten
  • Schlecht
  • Beliebte Aktivitäten

    • Wellness
    • Sport

    WELLNESS-SCHLÖSSL Kommen wir zum Herzstück des Hotels: dem Wellness-bereich, deswegen hatte ich meinen Urlaub hier ja auch gebucht, um auszuspannen, zu saunieren, rumzuhängen und mich einfach gehen zu lassen. Das Schlössl erstreckt sich über zwei Etagen. Im unteren Bereich befindet sich das modernere Emotion Spa, welches wirklich toll und modern daherkommt! Da das Emotion Spa aber im Badeanzug benutzt werden soll beschränkte ich mich auf den sogenannten textilfreien Bereich- das Edelstein-Spa auf der oberen Etage. Textilfrei ist hier allerdings nur ein Vorwand. In Wahrheit rennen alle in Badehosen herum. Wer wie ich geübter Saunagänger ist weiss, erst wenn man sich als Nackter unter Angezogenen befindet kommt man sich so richtig nackt vor! Das scheint vom Personal aber keinen zu interessieren. Wo ist hier die klare Linie? Wenn jemand Skrupel hat und nicht zu seinem nackten Körper stehen kann, so kann er/sie noch immer das Emotion Spa benutzen. Ich habe mich dann dennoch dazu entschieden mich nicht einschränken zu lassen und habe meine Badeshorts im Zimmer zurückgelassen. Insgesamt befinden sich alleine im Edelstein-Spa an die 6 verschiedene Saunen-oder soll ich Saunakabinen sagen? Jedenfalls passen in eine dieser Saunen höchstens 3 bis 4 Personen hinein und jetzt kommt der Brüller: Jedesmal wenn man eine Sauna benutzen will, muss man sie mittels Schalter aktivieren!?!? Wenn da also draussen an der Türe zum Beispiel steht „Steinsauna- 80 Grad- vorgeschlagene Aufenthaltsdauer 10 Minuten“ so bedeutet das im Klartext, dass man die Sauna zuerst einmal aktivieren muss, dann etwa 10 Minuten warten bis die 80 Grad tatsächlich erreicht wurden! Natürlich muss man nach 10 Minuten die Sauna erneut mittels Schalter aktivieren, denn sie schaltet sich natürlich automatisch nach einer gewissen Zeit wieder aus. Am schönsten fand ich noch die Edelsteingrotte, eine Dampfkammer mit Lichteffekten und Musik. Allerdings konnte ich nach dem 3ten Tag die ganze Enigma und Cirque du Soleil Mucke nicht mehr ausstehen. Was ist wichtig vor und nach jedem Saunagang? Ahja genau, duschen, nur WO sind hier die Duschen??? In jeder, und ich will damit sagen in wirklich JEDER Sauna in der ich jemals war, waren Duschen das A und O. Ich hatte sogar erwartet, dass die Duschen im Winzer mit Duschgel ausgestattet sind. Ich stehe also da nach 20 Minuten Steinsauna und suche verzweifelt eine geeignete Dusche und nein, ich meine damit nicht eine Kaltdusche, von diesen sind nämlich etwa 6 Stück vorhanden. Ich bin eingefleischter Warmduscher und dies auch nach einem Saunagang. Mit Mühe und Not und Nachfragen fand ich dann endlich die EINZIGE Brause, die man auch etwas wärmer einstellen konnte. Von Duschgel allerdings keine Spur. Ich will gar nicht wissen, wie viele der Gäste das Duschen einfach unterlassen und so verschwitzt wie sie sind in den Pool plumpsen (in Badehosen freilich). Vielleicht zählt das Hotel Winzer hier ja auch auf sein Grander Wasser, das soll bekanntlich auch antibakteriell wirken  Als Saunagänger war ich also nicht zufrieden und wie gesagt: bitte ein Schild anbringen mit „dies ist eine Textilfreie Zone“! Zu jedem Wellnessbetrieb gehört natürlich auch das eigentliche Wellness Programm mit Massagen, Beauty Behandlungen etc. Dies wird auch im Winzer angeboten und damit wird auch ein Grossteil des Umsatzes wieder hereingeholt. Ich habe mich also mit Schokolade einmassieren lassen, habe mein Gesicht peelen, abdampfen und einmaskieren lassen und zuguterletzt wurden mir dann noch die Rückenschmerzen, die ich wohl aufgrund des Wasserbetts davongetragen hatte, wieder ausmassiert. Die Masseure und Kosmetiker machen einen sehr guten Job kann man hier nur sagen und wer einen solchen Urlaub wählt, sollte diese Gelegenheit auch unbedingt nutzen!


    Preis-Leistung
  • Eher gut

  • Infos zur Reise
    Verreist als:Alleinreisend
    Dauer:3-5 Tage im September 2010
    Reisegrund:Wandern und Wellness
    Infos zum Bewerter
    Vorname:Ernst
    Alter:36-40
    Bewertungen:1
    Kommentar des Hoteliers

    Lieber Ernst, vielen Dank für Deine Bewertung und Dein Feedback. Wir wünschen Dir für Deinen nächsten Urlaub alles Gute.