- Preis-Leistungs-VerhältnisEher gut
Urlaub im RIU Touareg: wahrlich eine heiße Sache. Wer den ultimativen Strandurlaub schätzt – und das sollte man, wenn man auf die "Wüsteninsel" Boa Vista reist –, ist mit dem RIU Touareg als Urlaubsdomizil sehr gut bedient. Das Hotel ist riesig (beim ersten Marsch durch die Anlage hält man unwillkürlich nach Straßenschildern Ausschau, denn man wähnt sich fast in einer europäischen Kleinstadt) und erfüllt alle Ansprüche, die man an ein 4-Sterne-RIU-Haus haben kann. Etwas eigentümlich ist die Unterteilung in einen "Adult"-Bereich einerseits und den Rest andererseits: Nichts gegen die Etablierung eines Sonderbereiches, aber dass es für den Adult-Bereich einen eigenen Strandaufgang gibt, den man als Nicht-Adult-Bucher mangels Durchgangsberechtigung nicht benutzen kann (auch nicht, um den Weg zu seinem Zimmer abzukürzen), ist nicht gerade glücklich. Überhaupt, der Adult-Bereich: Ihn zu buchen, lohnt sich nur, wenn - man auch im Urlaub täglich mindestens eine Stunde lang online sein will/muss, - man, nachdem man zwecks Urlaub am Meer um die halbe Welt geflogen ist, lieber am Hotelpool statt am Strand liegt (und dabei Wert auf eine ruhige Atmosphäre legt) und - man trotz All-inclusive-Komplettversorgung unbedingt Alkoholika auf dem Zimmer haben möchte. (Wohl bekomm's!) Auf uns trifft alles nicht zu, deshalb haben wir auf den Adult-Bereich verzichtet – und es bis zum Schluss nicht bereut. An der Sauberkeit des Hotels gibt es nach unserem Dafürhalten nichts auszusetzen. Wie auch: Den ganzen Tag über wird von dienstbaren Geistern an allen Ecken und Enden gefegt und gewischt. Tatsächlich könnte die Insel, wenn es nach der Putz-Emsigkeit im RIU Touareg geht, "Boa Wischta" heißen. Unbedingt ausreichend Kosmetikartikel, insbesondere Sonnenschutz, mitnehmen! Haarspray, Sonnenmilch, Rasierschaum usw. ist zwar im Hotel erhältlich, kostet aber absurd viel Geld (1 Tube Zahnpasta = 7 EUR, 1 Fl. Nivea-Sonnencreme = 14 EUR, 1 Tube Fenistil-Gel = 14 EUR). Boa Vista ist nun einmal eine Insel – was man nicht hinbringt, ist nicht da (oder kostet). Bei Anreise in der Regenzeit ist zu beachten, dass der Atlantik dann besonders stürmisch ist. Regen selbst muss man auf Boa Vista nicht befürchten; es regnet im ganzen Jahr nicht öfter als 5-6 Tage. Sollte man allerdings einen dieser Tage erwischen (so wie wir), so kann man sich auf etwas gefasst machen: Binnen Stunden steht alles unter Wasser, durch die Hotellandschaft fließen dann wahre Sturzbäche. Positiv: Auch die Hotelgäste schnappten sich Abzieher und Wassereimer, um gemeinsam mit dem überforderten Personal zu verhindern, dass die Lobby "absoff", wir schleppten Sandsäcke und schrubbten, was das Zeug hielt. Auch eine Erfahrung!
Die Zimmer sind RIU-Standard: geschmackvolle Einrichtung, Klima, Luftquirl an der Decke und bequeme Betten im Queensize-Format. (Die Kopfkissen sind allerdings, wie üblich, zu flach.) Dazu gibt's einen modernen LG-Flachbildschirm-Fernseher (deutsche bzw. österreichische Programme: RTL, SAT1, VOX, Pro7, Kabel1, 3SAT und ZDFinfo), einen Föhn und einen 5-fach einstellbaren Duschkopf mit Massagefunktion. Nett. Dreifache Vorhänge vor der Terrassentür sorgen dafür, dass man wirklich jegliches Licht aussperren kann. Der Kühlschrank ist leer, sofern man nicht im Adult-Bereich wohnt, und er kühlt auch nicht über die Maßen. Egal, für Wasser reicht's. Über allzu große Hellhörigkeit konnten wir uns nicht beklagen; ab 8 Uhr morgens hört man allerdings deutlich, wie die Zimmermädchen ihrer Arbeit nachgehen. Will man länger schlafen, sollte man Ohrenstöpsel am Start haben. An der Sauberkeit der Zimmer gab's nichts auszusetzen. (Wir gehören allerdings auch nicht zu den Leuten, die nach der Ankunft in einem afrikanischen Urlaubshotel als erstes die Matratzen anheben, um den Bereich unter dem Bett auf Staubfreiheit zu überprüfen.)
Das Essen ist ein Genuss – ohne Wenn und Aber. Morgens wie abends präsentiert das RIU Touareg seinen Gästen eine immense Auswahl an Gebäck, Fleisch- und Fischgerichten, bunten Salaten und Süßspeisen. Neben den international üblichen Standards (morgens Berge von Rührei, Obst, Cerealien usw.) gibt es Besonderheiten wie z. B. extrem leckere Riesenwaffeln zum Frühstück oder Karamell-Speiseeis nebst einem riesigen Käse-Buffet am Abend. Wir sind gar nicht dazu gekommen, eines der Spezialitäten-Restaurants auszuprobieren; das Essen im Hauptrestaurant war abwechslungsreich genug. Dass manche Gäste dennoch das Essen kritisieren, ist ein ebenso bizarres wie unverständliches Phänomen. Wenn jemand sich angesichts erlesener Speisen wie Seezunge, Muscheln, Riesengarnelen, Lachs usw. darüber beschwert, dass der Pfirsich offensichtlich aus der Dose kommt, kann ich nur leichte Schläge mit dem Kochlöffel auf den Hinterkopf empfehlen. Anschließend sollte dann im Stuhlkreis intensiv darüber nachgedacht werden, warum auf einer nahezu vegetationslosen Wüsteninsel im Atlantik wohl der Fisch frisch ist und das Obst aus der Konserve stammt – vielleicht kommt ja jemand dahiinter. Die Cocktails werden aus vorgemischtem Sirup und den jeweiligen Spirituosen zusammengequirlt. Auch das ist nicht dramatisch – wenn bei 5.000 Gästen jede Pina Colada frisch aus Ananas und Kokosmilch zubereitet werden müsste, müsste man sich seinen abendlichen Cocktail schon beim Frühstück bestellen. Wasserflaschen sind kostenlos und in beliebiger Menge an der Rezeption erhältlich. Außerdem gibt es in der Lobby sowie im strandnahen Snack-Restaurant frei zugängliche Getränkeautomaten (Wasser, Cola [light/zero], Fanta. Soda) und Kaffeeautomaten. Hygiene und Sauberkeit im Hauptrestaurant sind vorbildlich: Sogar die Servietten werden mit Zangen angereicht. Abgegessene Teller werden rasch und diskret entsorgt, fleckige Tischdecken sofort entfernt bzw. ausgetauscht. Einzig die Fliegen stören beim Essen im Außenbereich, aber dafür kann das Hotel nichts.
Der Service im RIU Touareg ist durchweg gut. Das Personal ist aufmerksam, arbeitet ordentlich und begeistert mit einer ansteckenden Fröhlichkeit. Dabei haben viele Hotelangestellte einen ausgesprochen langen Tag: Oft sieht man Kellner, die morgens schon um 7:30 Uhr beim Frühstück im Einsatz waren, noch abends gegen 22 Uhr Tische abräumen. Da ist es entschuldbar, dass die im Hotelprospekt ausgewiesenen Essenszeiten eher als "Richtwerte" verstanden werden und dass die Kellner bereits um kurz vor 10 das Brot einpacken, obwohl das Frühstück offiziell bis 10.30 Uhr geht. (Schließlich gibt's ab 10.30 Uhr ja noch ein Langschläfer-Frühstück im Strandrestaurant.) Mit den Fremdsprachenkenntnissen des Personals ist es leider nicht weit her. (Rudimentäres) Deutsch sprechen nur zwei Rezeptionsmitarbeitern, und auch mit Englisch tun sich die meisten Angestellten schwer. Sei's drum. "Coffee, please" oder "One beer" wird an jeder Bar verstanden, alles andere lässt sich mithilfe von Händen und Füßen und etwas Geduld kommunizeren. Immerhin: Einer der Bar-Angestellten beherrscht sogar den einwandfreien deutschen Satz: "Was darf's sein?" (Allerdings nur diesen einen.)
Das Hotel liegt direkt am Strand. Aufgrund der Größe der Anlage kann der Weg zum bzw. vom Strand sich etwas ziehen (wer im hinteren Bereich wohnt und am Strand feststellt, dass er seine Sonnencreme auf dem Zimmer vergessen hat, muss sich auf dem Rückweg u. U. wieder rasieren), aber nach einem opulenten Frühstück 1.000 Schritte zu tun, hat ja bekanntlich noch niemandem geschadet. Links und rechts vom Hotel (und eigentlich auch dahinter) gibt's kilometerweit nur Sand und Niemandsland. Interessante Perspektive – sofern man sich für weite Flächen und gefühlte Grenzenlosigkeit begeistern kann. Agoraphobie-Patienten sollten das RIU Touareg hingegen meiden (es sei denn, sie planen eine Schock-Therapie). Die Einkaufsmöglichkeiten beschränken sich auf die Boutiquen und Souvenirshops im Hotel. Ausflugsangebote gibt's – für eine Wüsteninsel – erstaunlich viele, das Angebot reicht von Strandbuggy- und Quad-Touren über Turtle-Watching-Ausflüge bis hin zu Flugreisen über das Archipel. Wir haben einen Ausflug mit dem externen Anbieter Boa Vista Tours unternommen (Nord-Tour) und können diesen nur wärmstens weiterempfehlen: Frank ist leutselig wie ein Gebrauchtwagenverkäufer und macht seine Sache hervorragend. Die Ausflüge sind nicht teuer und jeden Euro wert.
Beliebte Aktivitäten
- Strand
Hotelpools werden von uns traditionell nicht benutzt. Die Poollandschaft im RIU Touareg sieht hübsch aus, und die Pool-Wasserbar erfreut sich bei ganzkörpertätowierten Engländern offfenbar großer Beliebtheit – so viel lässt sich immerhin sagen. Das Angebot an Liegestühlen im Poolbereich ist zwar recht groß, scheint bei maximaler Auslastung des Hotels aber dennoch nicht auszureichen, denn es werden immer wieder Strandliegen an den Pool geschleppt. Das hat zur Folge, dass die Liegen im Poolbereich mittags dicht an dicht stehen (wer sich auf seiner Liege auf die Seite dreht, kann bequem die Nasenhaare des Nachbarn inspizieren). Wie in fast jedem Urlaubhotel der Welt, werden auch im RIU Touareg schon früh morgens Liegen per Handtuch reserviert. Der Sinn dieser Maßnahme ist zweifelhaft, denn da der Schatten der Schirme tagsüber wandert, die Liegen aber wegen des Platzmangels und wegen zahlreicher Blumenbeete kaum verrückt werden können, hat man am Pool ohnehin nur für maximal 2 Stunden am Tag Schatten – egal, welche Liege man reserviert. Der Strand hingegen ist das genaue Gegenteil des Poolbereichs: Platz, so weit das Auge reicht, und Liegen zu Genüge. Auch wer erst mittags auf der Bildfläche erscheint, findet jederzeit einen freien Schirm mit Liegen. Allerdings ist man dann wegen der immensen Größe des Strandes unter Umständen etwas "weitab vom Schuss". Heißt: Der Gang zur Toilette oder das Holen von Getränken kann zum Tagesausflug über heißen Sand geraten; man sollte sich etwas Wegzehrung einstecken. Trotzdem: Der Strand ist ein Traum. Feinsandig, stein- und korallenlos erstreckt er sich über viele, viele Kilometer, und die saubere, algen- und quallenlose atlantische Brandung passt dazu wie das Kakaopulver zum Cappuccino. Das Meer – genauer: der Wellengang – ist indes mit Vorsicht zu genießen. Wellen und Unterströmung sind nicht von schlechten Eltern, das Schwimmen im Meer ist eigentlich kaum möglich. Zwar machen die Wellen einen Riesenspaß, man muss aber mit ihnen umzugehen wissen. Wer hingegen die rote Fahne am Strand für die kapverdische Nationalflagge hält und im Übrigen der Meinung ist, dass eine wild tobende atlantische Brandung auch nur mit Wasser kocht, muss sich nicht wundern, wenn er sich mit Abschürfungen, Verstauchungen, Knochenbrüchen oder Schlimmerem auf der Krankenstation wiederfindet. Die Animation ... – nun ja, es gab sie halt. Die abendlichen Shows sind nicht spektakulär, und für Step-Aerobic bei 40 Grad Celsius am Nachmittag konnten wir uns (Achtung: Wortwitz) nicht erwärmen. Dafür ist das Fitness-Studio o.k.: Zwar gibt's nur 5 Maschinen nebst je 2 Steppern und Laufbändern, aber diese sind (noch) ziemlich neu und daher auch funktionstüchtig. Allerdings muss man kein Prophet sein, um vorhersagen zu können, dass in spätestens 2 Jahren an jedem 2. Gerät ein "out of order"-Schild hängen wird (wie in fast jedem Urlaubsresort); schon jetzt könnten die Seilzüge nämlich den einen oder anderen Tropfen Öl vertragen, und die Griffschalen und Gummiummantelungen lösen sich dank nur unregelmäßiger Reinigung bereits in Wohlgefallen auf.
Infos zur Reise | |
---|---|
Verreist als: | Paar |
Dauer: | 2 Wochen im September 2012 |
Reisegrund: | Strand |
Infos zum Bewerter | |
---|---|
Vorname: | Alexander |
Alter: | 36-40 |
Bewertungen: | 13 |