Das Hotel ist grundsätzlich sehr schön und verfügt über viele Stammgäste. Diese werden vom Servicepersonal teils überschwänglich begrüßt und deutlich bevorzugt behandelt. Ich würde nicht ausschließen, dass sich der eine oder andere Stammgast diesen Status teuer erkaufen musste. Genau hier setzt meine Kritik an: Gäste ohne Stammgast-Bonus werden oftmals nur nachrangig oder sogar erst nach direkter Ansprache eines Kellners bedient.
Selbst nach einer direkten Aufforderung zur Bedienung erfolgt diese häufig nur dann freundlich, sofern zuvor ausreichend Trinkgeld gegeben wurde. Andernfalls wird man teilweise ignoriert oder mit missmutigen Blicken bedacht. Aus meiner Sicht kann es jedoch nicht Aufgabe der Gäste sein, sich die Leistungsbereitschaft der männlichen Mitarbeiter durch Trinkgeld erkaufen zu müssen. Vielmehr liegt es in der Verantwortung der Hotelleitung, für eine faire und motivierende Arbeitskultur zu sorgen. Sollte es allerdings so sein, dass die Geschäftsführung die gelebte Praxis der Servicemitarbeiter unterstützt, wäre es für alle Beteiligten von Vorteil, die Hotelgäste bereits vor der Buchung spätestens jedoch bei der Ankunft im Hotel auf die Besonderheiten bei der „Trinkgeldregelung“ aufmerksam zu machen.
Grundsätzlich ist nachvollziehbar, dass Stammgäste eine besondere Wertschätzung erfahren. Im Hotel Gorgonia geht dieser Stammgäste-Bonus jedoch weit über ein übliches Maß hinaus. Das männliche Servicepersonal scheint ein eigenes System etabliert zu haben, bei dem Gäste zunächst mit Trinkgeld in Vorleistung gehen müssen. Abhängig von Höhe und Häufigkeit des Trinkgelds fällt die Bedienung dann besser, schlechter oder überhaupt aus. Natürlich spricht nichts dagegen, engagierten Kellner:innen ein angemessenes Trinkgeld zu geben – jedoch sollte erst die Leistung erbracht werden und anschließend die Anerkennung folgen, nicht umgekehrt. Dieses Prinzip gilt für die männliche Servicemannschaft im Hauptrestaurant und den Bars des Hotel Gorgonia offensichtlich nicht.
Bei den weiblichen Servicemitarbeiterinnen und in jenen Restaurants, die während des Aufenthaltes nur eingeschränkt und nach vorheriger Reservierung besucht werden können (Pizzeria und à-la-carte-Restaurant La Vela), haben wir diese Erfahrung nicht gemacht. Dort wurden wir ohne Vorleistung freundlich bedient und haben dann ein angemessenes Trinkgeld gegeben.
Abgesehen von dieser sehr problematischen Trinkgeldkultur im Hauptrestaurant und den Bars gibt es nichts zu beanstanden: Der Empfang war freundlich, die Qualität der Verpflegung gut, Zimmer und Anlage sauber und gepflegt, Pool und Strand einwandfrei.
Aufgrund der untragbaren Serviceerfahrung im Hauptrestaurant und den Bars kann ich leider nur drei Punkte vergeben.
Aus Österreich
