- Preis-Leistungs-VerhältnisEher gut
Das Grand Hotel Cadenabbia war einmal eine der privilegiertesten Adressen an der Westseite des Comers Sees. Noch heute strahlt das Foyer Glanz und Gloria aus, ein eindrucksvolles, mit einem roten Teppich ausgelegtes Treppenhaus, mächtige Säulen, plüschige Sitzmöbel, hohe Spiegel und prunkvolle Lüster vermitteln auf den ersten Blick das Bild eines wahren Grandhotels. Leider aber gilt hier wie in so manchen anderen italienischen Sternehotels: Mehr Schein als Sein. Die Kehrseite der Medaille ist, daß der Zahn der Zeit am Gebäude und dessen Einrichtungen bei genauerem Hinsehen schon erheblich nagt, die Teppiche auf den Fluren und die Wände oft versifft und verlottert sind, der Garten vernachlässigt ist und so manch anderes Equipment eher 2 Sternen als den klassifizierten 4 Sternen entspricht. Am Negativsten empfand ich jedoch - leider - die Gäste, die Klientel besteht zu etwa 90% aus britischen Billigreisenden im Seniorenalter, diese werden in großen Gruppen täglich per Bus (oder mit dem Billigflieger) angekarrt und sorgen für eine entsprechende Atmosphäre. Unter diesem Massenbetrieb leidet generell der Service und auch die Einstellung der Mitarbeiter gegenüber dem Gast, kaum ein Mitglied des Personals zeigt sich bemüht, der Betrieb läuft lustlos und ohne Engagement vor sich hin. Am Rande sei noch erwähnt, daß die Verkehrssprache Englisch ist (und das in Italien!) und es - wie mir - schon auch mal passieren kann, daß plötzliche einige Rentner im Schottenrock vor einem stehen .... Die Preise für dieses Hotel sind, auch in der Hochsaison, für die ansonsten am Comer See herrschen Verhältnisse verhältnismäßig günstig ( z..B. die Halbpension bei meinem Veranstalter lediglich € 12!). Davon habe ich mich bei der Wahl des Hotels leider leiten lassen. Denken Sie daher vor einer eventuellen Buchung an den alten englischen Slogan: You get what you pay for!
Das Hotel besitzt im Haupthaus (5 Etagen) und Anbauten (4 Stockwerke) über etwa 200 Doppelzimmer. Diese sind weitgehend identisch eingerichtet und wurden angeblich vor einigen Jahren renoviert. Mein Zimmer lag im 1. Stock an einem Flurende und bot durch seine zwei Fenster wenig anheimelnde Blicke auf eine Steinwand bzw. einen Teil des Gartens. Gleichwohl war es ordentlich und bedingt komfortabel mit neuwertigem weißen Mobiliar eingerichtet. Die Unterkunft bestand aus einem sauber aussehenden roten Teppich, einem großen Doppelbett (wovon eine Matratze völlig durchgelegen war ...) und dünner Zudecke (nachts war zusätzlich eine Wolldecke notwendig!), Nachttischchen mit Telefon, geräumigem Kleiderschrank mit Bügeln, einigen Fächern und Safe, Schreibtisch mit etwas unbequemem Stuhl, winzigem Flachbild-TV und miserablem Empfang, Kühlschrank mit Minibar, nicht verstellbarer Klimaanlage und unzureichender Beleuchtung. Das Bad war recht gut ausgestattet und geräumig, es hatte einen großen Waschtisch mit vielen Pflegeshampoos, großen Spiegel, effizienten Föhn, eine etwas enge, verglaste Duschkabine, WC, Bidet und diverse Hand-und Badetücher. Insgesamt besaß das Zimmer einen etwas höheren Standard als die übrigen Hoteleinrichtungen, insofern konnte man halbwegs zufrieden sein.
Die Restaurants befinden sich im 5. Stock, die prachtvolle Aussicht auf den Lago di Como ist das einzig positive Element. Im riesigen Saal, wo das reichhaltige, aber qualitativ nur minderwertige Abendbuffet aufgebaut ist, herrscht eine etwas stickige Luft, die Stühle sind eng an eng gestellt und es ist sicher die bessere Wahl, seine Speisen auf die nebenan liegende Terrasse mitzunehmen. Das Frühstücksbuffet - übrigens in reiner Selbstbedienung, den Kaffee muß man sich aus großen Töpfen selbst einschänken -, ist ab 7.00 Uhr früh ebenfalls hier aufgebaut, was die Quantität und Qualität der Speisen und Getränke betrifft (viele Dosenprodukte, künstlich schmeckend Säfte, Billigware ... ) , so gilt das bereits für das Abendessen Gesagte. Kleine Mittagsgerichte erhalten Sie auf dem schönen Sonnendeck im 4. Stock, besser scheint mir jedoch, Sie verzichten auf das Essen hier und suchen eines der umliegenden Restaurants/Cafes auf. Sehr schön sitzt man z.B. im Gartenlokal des etwa 1km entfernten Hotels "Riviera", hier können Sie mit Blick auf das nächtlich beleuchtete Bellaggio lecker zubereiteten Seefisch zu absolut annehmbaren Preisen genießen.
Service, was ist das? Die MitarbeiterInnen verhielten sich - kleine Ausnahmen bestätigten die Regel -, weitestgehend desinteressiert, auch als Individualgast genießt man im Grunde keine Beachtung. Die Empfangsdamen versteckten sich in ihren" Kajüten", verhielten sich jedoch bei Auskünften bedingt freundlich und hilfsbereit. Die Restaurantkräfte machten ihren Job, angesichts des massenhaften Auftretens der Gruppenreisenden blieben Nettigkeiten jedoch auf der Strecke. An Dienstleistungen wird das in einem Touristenhotel Übliche offeriert, Taxis werden bestellt , man bucht die Teilnahme an Ausflügen (Schiffsrundfahrten) und im Notfall wird auch der Arzt gerufen. Kostenlose Parkplätze gibt es neben dem Hotel. Ein kostenloses Internet-Terminal finden Sie in der Lobby.
Das Hotel befindet sich direkt an der verkehrsreichen Hauptdurchgangsstraße, zwischen den Orten Menaggio und Tremezzo. Das bedeutet, daß die seewärts gelegenen Unterkünfte mehr oder weniger stark vom Straßenlärm betroffen sind, andererseits genießen Sie von diesen Zimmern - aber auch von den Dachterrassen im 4. und 5. Stock des Hotels - überwältigende Panoramablicke auf den Mittelteil des Sees mit den Ortschaften Cadenabbia, Bellaggio und Varenna. Die Fährstation ist etwa 5-8 Gehminuten entfernt, der nächste Ort Tremezzo mit seinem wundervollen Grand Hotel ist fußläufig nach gut 10 Minuten erreicht. Einen kleinen Supermarkt (Mini Market) finden Sie hinter dem monströsen "Britannia Excelsior"-Hotel, auf dem Weg dorthin auch einige Restaurants, Bars, Geschäfte und die Post. Sehr zu empfehlen ist ein etwa 15-minütiger Spaziergang zur "Villa Collina" ( Via Roma, beginnend ebenfalls hinter dem Britannia Hotel), hier hat der erste deutsche Bundeskanzler Konrad Adenauer in den 50er-und 60er Jahren seine Urlaube verbracht. Leider war das Eingangstor zur Villa während meines Aufenthaltes geschlossen. Auch der kleine Dorfkern Cadenabbias (fast ohne Touristen) und die nach einem sehr steilen Aufstieg erreichbare Kirche San Martino (ca. 45 Minuten) sind Ziele, die man sich ansehen sollte.
Beliebte Aktivitäten
- Geschäftsreise
Im rückwärtigen Teil des Hotels befindet sich ein großer ansteigender, subtropischer Park, schön fürs Auge, aber in einem doch recht vernachlässigten Zustand. Mittelpunkt der Anlage ist ein für die Anzahl der Zimmer viel zu kleiner Pool mit ein paar Liegen am schmalen Beckenrand, weitere Liegen finden Sie um das Schwimmbecken herum auf eher wenig ansprechenden, terrassierten Grünflächen. Die Liegen selbst sind recht unhygienisch, deren einstmals beige Farbe hat sich mittlerweile in Grau mit Hang zu Schwarz verwandelt. Badetücher gibt es in einem großen Korb auf dem Sonnendeck, dieses erreichen Sie entweder mit dem Lobby-Aufzug (4. Stock) oder Sie finden den etwas verschlungenen Weg vom Pool dorthin. Beschildert ist das Ganze nicht, soviel Aufmerksamkeit möchte man dem Gast dann doch nicht gönnen. Am Rande sei erwähnt, daß die Freude am Poolleben durch einige, in Ferienstimmung auch schon mal Verbrüderungen schließenden und Bier trinkenden Busreisenden doch etwas getrübt war.
Infos zur Reise | |
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Verreist als: | Alleinreisend |
Dauer: | 1-3 Tage im Juli 2013 |
Reisegrund: | Arbeit |
Infos zum Bewerter | |
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Vorname: | Eberhard |
Alter: | 61-65 |
Bewertungen: | 550 |