Es rattert, es klingelt und quietscht. Dann biegt die Straßenbahn um die Ecke, Wagon für Wagon, und hält vor unserer Nase an. Jetzt schnell rein und ab ans Fenster. Eine der schönsten nur denkbaren Straßenbahnfahrten beginnt, wir sind mit der Tram unterwegs auf der Wiener Ringstraße – und kommen aus dem Staunen kaum heraus.
Für ihren "Boulevard der Paläste", wie die Ringstraße oft genannt wird, ist Wien heute auf der ganzen Welt bekannt. Sie grenzt nicht nur den inneren Bezirk von den äußeren Stadtteilen ab, sondern ist selbst eine Attraktion. Auf der einen Seite der Bahnlinie reiht sich ein Prachtbau an den nächsten, auf der anderen versteckt sich ein üppiger Park hinter eisernen Zäunen – das Ganze lässt sich wunderbar mit der Straßenbahn erfahren.
Schon vor mehr als 150 Jahren ließ Kaiser Franz Joseph I. die Stadtmauer, die den gesamten inneren Bereich Wiens umgab, abreißen. An ihrer Stelle sollte ein von prunkvollen Monumentalbauten gesäumter Boulevard entstehen. 1860 begann die Umsetzung, der Bau der Ringstraße und der Straße Franz-Josef Kai sowie von 850 teils opulenten Gebäuden nahm seinen Lauf.
Die Installation einer Straßenbahnlinie, die auf dem Ring verkehrte, folgte schon 1868. Ein Jahr später führte sie bereits komplett um die Altstadt herum. Heute müsst ihr für eine vollständige Ringumrundung einmal umsteigen: Ab der Station Oper/Karlsplatz fahrt ihr am besten mit der Linie 1 Richtung Prater Hauptallee bis zur Station Schwedenplatz, dort geht es weiter mit Linie 2 Richtung Dornbach bis zur Oper, womit der Ring bequem und kostengünstig einmal komplett befahren ist.
Mehr Infos zu Fahrzeiten und Ticketpreisen der Wiener Straßenbahn findet ihr hier.
Die Tour mit der Ringbahn empfiehlt sich vor allem dann, wenn ihr in kurzer Zeit möglichst viel sehen oder euch bequem einen ersten Überblick über Wiens wichtigste Sehenswürdigkeiten verschaffen wollt.
Während ihr auf dem Großteil der Strecke beruhigt sitzen bleiben und einfach die Aussicht genießen könnt, ist ein Ausstieg an der Station Burgring durchaus empfehlenswert. Hier gibt es in fußläufiger Entfernung richtig viel zu entdecken. Der gepflegte Burggarten mit dem Palmenhaus etwa ist ein guter Ort, um dem Trubel Wiens bei einer kleinen Pause zu entfliehen. Von dort ist es nicht weit bis zur Österreichischen Nationalbibliothek, deren Prunksaal mit seiner aufwändig verzierten Kuppel und zahlreichen Fresken etwa 200.000 Bücher aus dem Zeitraum von 1501 bis 1850 beherbergt.
Auf der gegenüberliegenden Seite der Ringstraße befinden sich gleich vier renommierte Museen, die allesamt sehenswert sind. Das Naturhistorische Museum und sein Schwestergebäude, das gegenüberliegende Kunsthistorische Museum, zählen zu den größten und bedeutendsten Sammlungen der Welt. In der parallel verlaufenden Straße liegt das Museumsquartier mit dem Mumok (Museum für moderne Kunst) und dem Leopold Museum, das vor allem für seine Klimt-Sammlung bekannt ist. Besonders schön ist das Quartier im Sommer: Wenn die Temperaturen steigen, verwandelt sich der Innenbereich regelmäßig in einen Konzertsaal unter freiem Himmel.
Wer während der Straßenbahnfahrt mehr zu den Gebäuden an der Ringstraße wissen möchte, kann die Vienna Ring Tram (VRT) nutzen – eine spezielle Sightseeing-Bahn für Touristen mit mehrsprachigen Ansagen und Monitoren für Informationen zu Sehenswürdigkeiten ringsum. Diese Tour ist allerdings nicht im normalen Verkehrsverbund enthalten und kostet zusätzlich zehn Euro pro Person.
Wien, die Hauptstadt von Österreich, liegt im Nordosten der Republik am Ufer der Donau. Mit rund 1,9 Millionen Einwohnern ist sie auch die größte Stadt des Landes.