Er ragt wie ein Monument aus uralter Zeit rund 200 Meter hoch aus der Ebene im Zentrum Sri Lankas: Der legendenverklärte Löwenfelsen von Sigiriya. Das Monument erinnert an ein ebenso blutrünstiges wie spannendes Kapitel der Inselgeschichte. Und mit seinen farbenfrohen Fresken, den weltberühmten Wolkenmädchen, steht es außerdem für die sinnliche Schönheit dieser 1500 Jahre alten Hochkultur – ein äußerst lohnendes Ausflugsziel also (nicht nur) für Geschichtsfans.
In einen Palast, der auf dem Felsen stand und dessen Überreste nur noch rudimentär zu erkennen sind, hat sich um das Jahr 500 n.Chr. der Königssohn Kassapa aus Anuradhapura geflüchtet, nachdem er dort seinen Vater ermordet und die Herrschaft an sich gerissen hatte. Vom Löwenfelsen aus führte er ein brutales Unterdrückungsregime. Die Rache folgte erst 18 Jahre später: Sein Halbbruder kehrte mit einer schlagkräftigen Truppe aus dem indischen Exil zurück und trieb Kassapa in eine ausweglose Lage, woraufhin der Königsmörder den Freitod wählte.
Der Weg zu den Wolkenmädchen, die etwa auf halber Höhe des Monoliths unter einem Felsüberhang warten, ist anstrengend. Das Rätsel um die Bedeutung der Motive (von ursprünglich 500 sind nur noch um die 20 erhalten, die in den 1970er-Jahren restauriert wurden) wurde bis heute nicht gelüftet. Sollen die barbusigen Damen Prinzessinnen oder Nymphen darstellen, liebliche Dienerinnen oder gar, wie heute die meisten Fachleute vermuten, göttliche Wesen, sogenannte Apsaras? Wie auch immer: Die Wolkenmädchen dürfen seit einiger Zeit nicht mehr fotografiert werden. Das Verbot wird vor Ort streng überwacht!
Weiter oben tun sich dann großartige Aussichten auf, schon die mittlere Plattform bietet einen überragenden Weitblick über die Dschungellandschaft zu Füßen dieser Anlage, die seit 1982 auf der Weltkulturliste der UNESCO steht. Wer sich dann zwischen zwei mächtigen Löwenpranken hindurch auf den noch steileren Weg nach ganz oben begibt, zu den Ruinen des alten Palasts, kann das Panorama, das sich nun bietet, wohl nur noch atemberaubend nennen. Übrigens: Wer seine Wasser- und Proviantvorräte auffüllen mag, hat dazu auf beiden Plattformen Gelegenheit.
Wie bei vielen anderen sehenswerter Locations in Sri Lanka gilt: Je früher die Anreise erfolgt (die Türen zu den Stufen in Richtung Wolkenmädchen öffnen sich gegen 7 Uhr), desto angenehmer die Temperaturen. In diesem Fall muss man sich die enge Wendeltreppe morgens zudem mit nicht ganz so vielen anderen Besuchern teilen.
Tipp: Wer über die Geschichte und den Bau der Felsenfestung mehr erfahren will, der wird in einem kleinen Museum am Haupteingang gut informiert. Wer sich hingegen nach dem Auf- und Abstieg in schattiger Umgebung erholen möchte, sollte durch die königlichen Gärten spazieren. Ideale Ausgangsorte für die Besichtigung von Sigiriya sind die Hotels in und um Habarana.
Die Kleinstadt liegt, umgeben von einigen Stauseen, in der Nördlichen Zentralprovinz von Sri Lanka. Bis zum Löwenfelsen sind es von hier aus ungefähr 15 Kilometer.