Kann man an einem Ort vorbeifahren, der so heißt? Monopoli? Geht gar nicht, oder? Offenbar machen es aber die meisten Urlauber, die in Apulien unterwegs sind. Natürlich wird Alberobello mit seinen Trulli besucht, und Lecce und Ostuni stehen auch auf jeder Muss-man-gesehen-haben-Liste. In den Reiseführern wird einem auch noch Bari empfohlen. Und Tarent. Aber Monopoli? Anscheinend will dort niemand hin, und vielleicht auch deswegen hat die Stadtverwaltung an jeden Parkplatz der Stadt Hinweisschilder platziert: „Via touristica“ steht da drauf. Dann mal los.
Die Kleinstadt Monopoli liegt in Apulien, etwa 40 Kilometer vom Provinzhauptort Bari entfernt.
Schon nach wenigen Minuten fällt einem auf: Entlang der touristischen Route durch Monopolis Altstadt ist überhaupt nichts touristisch. Im Gegenteil: Alles hier bröckelt und bröselt auf eine sympathische, vernachlässigte Art vor sich hin. Am Hafen bewachen mehrere Bänke philosophierender Alter die kleinen Boote. Im Festungsturm – laut angebrachter Tafel eine Hauptsehenswürdigkeit der Stadt - gibt es gerade einen Vortrag der örtlichen Gewerkschaft über Rosa Luxemburg, scusi, vielleicht wollen Sie zuhören, und wenn nicht: Einfach durch den Saal und die hintere Tür hinauf auf den Turm. Dort steht man dann und blickt auf der einen Seite hinunter in die Marina und auf der anderen hinein in die Altstadt, und die Möwen zetern und die Außenborder tuckern, und aus den Ristoranti quellen die hüpfenden Takte der Tarantella, Apuliens Beitrag zu Italiens Musikgeschichte.
Manchmal findet man in italienischen Städten ja Straßen, die sich null um Touristen kümmern. In denen es weder Souvenirkitsch gibt noch Pedikürsalons, bei denen man die Füße in Aquarien voller Knabberfische stellen muss – und auch keine livrierten Kellner, die mit Speisekarten herumwedeln, auf denen die Pasta al'Arrabbiata 16,90 Euro kostet. Manchmal entdeckt man auch ein komplettes Viertel, das italienisch geblieben ist. Wenn man aber an der SS16 die Ausfahrt Monopoli nimmt, landet man in einer 50.000-Einwohner-Stadt, an der der komplette Apulien-Hype der vergangenen Jahre vorüber gegangen zu sein scheint. Und genau deshalb sollte man dahin. Unbedingt.