Man sieht auf ihn herab beim Landeanflug, schaut zu ihm empor, wenn man am Strand liegt. Der runde, spitze Kegel ist auch bei Autofahrten über die größte der Kanareninseln ein stetiger Orientierungspunkt. Der Teide – mit 3718 Metern Höhe höchster Berg Spaniens – ist allgegenwärtig auf Teneriffa. Du entkommst ihm nicht. Selbst von der Nachbarinsel La Gomera siehst du ihn an vielen Orten aus dem Dunst des Atlantiks herausragen. Und du weißt: Irgendwann willst du da hoch.
Der Teide ist wie eine steinerne Stecknadel, weithin sichtbar in die Inselmittel Teneriffas gepiekst. Was man aus der Ferne aber nicht sieht, das ist die Landschaft, die den Vulkan umgibt: eine für europäische Verhältnisse riesige kesselförmige Caldera von 17 Kilometern Durchmesser – Las Cañadas genannt. Beeindruckend karg ist das dort oben, oft sehr windig, eine steinerne Welt in Braun- und Rottönen. Viele Wanderwege erschließen die Region. Und es gibt eine gut ausgebaute Gebirgsstraße, auf der man bequem durch den Teide Nationalpark cruisen kann.
Auf der TF-21 fährt man von La Orotava oder von Vilaflor aus durch den Teide Nationalpark, der seit 2007 zum UNESCO-Weltnaturerbe gehört. Man erlebt eine karge Steinlandschaft von weltferner Schönheit: Geröllblöcke, versteinerte Magmaströme, die breite Schlucht zwischen dem Gipfel des Teide und der Gebirgskette, die die Caldera abschließt. Etwa 140 Pflanzenarten wachsen hier trotz der unwirtlichen Bedingungen, etwa 50 von ihnen sind endemisch, das heißt, sie kommen nur auf Teneriffa vor. Entstanden ist diese Landschaft vermutlich vor etwa 170.000 Jahren. Und im Frühling und Sommer blüht die Wüste sogar. Als wir die Region erkunden, reißt ein eisiger Winterwind an den Anoraks, aber es ist sonnig:
Eigentlich wollten wir mit der Teide-Seilbahn bis auf 3555 Meter hinauffahren, um (fast) auf dem Dach Teneriffas zu stehen, aber der Wind ist zu stark. Der Betrieb ist, wie sehr oft im Winter, eingestellt. Schade, denn der Blick auf den Atlantik und die Nachbarinseln ist gigantisch. Aber vielleicht, so trösten wir uns, muss das auch so sein bei einem wirklich großen Berg: Beim ersten Mal schafft man's halt nicht hoch. Also machen wir eine Wanderung durch die Caldera.
Rund um die berühmte Felsformation Los Roques unweit der Straße führt ein 1,5- bis 2-stündiger Wanderweg, der relativ leicht zu gehen und trotzdem eindrucksvoll ist. Die Wanderung beginnt gegenüber vom Parador de Las Cañadas del Teide. Und da die meisten Teneriffa-Urlauber nur bis zum Aussichtspunkt am Anfang des Wegs Nr. 3 marschieren, ist man nach ein paar Minuten ziemlich allein – mit sich, mit den faszinierenden Felsbildern und den wechselnden Perspektiven auf den Gipfel des Teide. Ein paar Eindrücke von der Wanderung könnt ihr hier sehen:
So geht’s bei schönem Wetter zum Gipfel:
1) Mit der Seilbahn: Informiere dich hier, ob die Gondeln fahren. Du solltest früh da sein, die Warteschlangen können lang werden.
2) Zu Fuß: Du kannst auch ab der Talstation hinaufwandern auf den Teide, das sind noch etwa 1400 Höhenmeter. Die Tour ist an einem Tag nur für Menschen mit einer guten Kondition und Wandererfahrung zu empfehlen. Die Luft wird dünn dort oben.
Achtung: Die letzten knapp 200 Meter ab der Bergstation der Seilbahn sind genehmigungspflichtig. Aus Gründen des Umweltschutzes darf nur eine begrenzte Anzahl von Menschen gleichzeitig auf dem Gipfel sein, mehr dazu hier. Wenn du dich einer geführten Wanderung anschließt, kümmert sich der Veranstalter um die Genehmigungen (langfristig buchen!).
Eine Ausnahme von dieser Regel gibt es: Gäste des Refugio Altavista auf 3260 Metern Höhe – einer einfachen Schutzhütte – brauchen keine Erlaubnis für den Gipfel, wenn sie vor 9 Uhr oben sind. Am besten planst du deine Wanderung in der Woche nach Vollmond. Eine Taschenlampe solltest du trotzdem dabei haben.
Eine Nacht am Teide: In der Abenddämmerung sieht die Landschaft hier oben fast mystisch aus. Wir nähern uns nach der Umrundung der rockigen Roques wieder dem Parkplatz beim Parador, wo die letzten Tagesausflügler in ihre Autos steigen und zur Küste runter fahren. Wir hingegen haben eine Nacht im Parador de Las Cañadas del Teide gebucht. Ein bisschen zahlt man hier die Lage mit, aber dafür ist man zum Sonnenuntergang und -aufgang fast alleine. Schnell noch ein Drink im gediegenen Kaminzimmer, dann ab in den Speisesaal des Hotels. Der ist eine Halle mit hohen Decken, viel zu groß, aber das passt zu den Kellnern, die etwas steif, aber nach allen Regeln der Kunst das Menü servieren. Außer diesem Häuflein Menschen und dem Hotelpersonal ist jetzt fast niemand mehr im Nationalpark. Es ist eine klare, kalte Nacht. Draußen funkeln Milliarden Sterne.
Der Teide Nationalpark – die größte touristische Attraktion auf Teneriffa – wurde 1954 eingerichtet, er umfasst eine Fläche von 18 990 Hektar. Es gibt zwei Besucherzentren, die Informationen für Interessierte bieten.