Wer die magische Seite der Costa Brava erleben will, muss in den Norden fahren. Hier, in der Region Alt Empordà nahe an der französischen Grenze, ist die Costa noch so brava (zu deutsch wild), wie ihr Name verheißt. Die Ausläufer der Pyrenäen ragen weit hinein ins türkis leuchtende Mittelmeer, schneebedeckte Gipfel leuchten am Horizont, das schroffe Bergland duftet nach mediterranen Gewächsen. Und es herrscht ein beinah mystisches Licht, das seit je her Dichter und Maler angelockt hat. Die Essenz von all dem erlebt man im schönsten Ort: in Cadaqués.
Das 3000-Seelen-Künstlerdorf wird über mutig gewundene Serpentinen durchs Bergland erreicht. Es schmiegt sich in eine Bucht am äußersten Zipfel des Cap de Creus, davor das tiefblaue Mittelmeer. Das Gassengewirr von Cadaqués mit schmalen, weißgetünchten Häusern und Galerien ist am besten zu Fuß zu erkunden, das Auto steht am Ortseingang auf dem großen Parkplatz. Es gibt ein paar gute Restaurants und am Kiesstrand im Zentrum einige unprätentiöse Cafés, die Wogen rauschen heran und die Zeit scheint plötzlich langsamer zu vergehen – vielleicht doch noch eine Nacht hierbleiben?
Auf jeden Fall lohnt ein Abstecher in die Nachbarbucht von Cadaqués: Das kleine Portlligat wird vom Andenken an einen der genialsten Anarchisten der Kunstgeschichte geprägt. Hier steht das Anwesen, in dem Salvador Dalí (1904–1989) mit seiner Muse Gala viele Jahre lang gelebt und gearbeitet hat. Schon von weitem über eine Mauer hinweg durch XXL-Skulpturen auf dem Dach zu erkennen, ist der Komplex zeitweise auch zu besichtigen – ein verwinkelter Fuchsbau voll bizarrer Kunst, so grüßt schon am Eingang ein ausgestopfter Eisbär. Unbedingt anschauen!
Wer nun dem Zauber des Meisters verfallen ist, der wird auch sein großes Museum im nahegelegenen 40.000-Einwohner-Ort Figueres besuchen – eine Kathedrale des Surrealismus voller skurriler Gemälde und Installationen, unter einer Platte in der Haupthalle liegen die sterblichen Überreste des Künstlers begraben. Kaum bekannt ist dagegen ein drittes Dalí-Museum im Hinterland der Costa Brava: Schloss Púbol, rund 60 Kilometer oder eine Stunde Fahrzeit südlich von Cadaqués gelegen, ist eine mittelalterlich Burg, die der Maler für seine Ehefrau und Muse Gala eingerichtet hat und die zu seinem letzten Atelier und ihrem Mausoleum wurde. Es ist ebenfalls zeitweise zu besichtigen, Infos u.a. unter www.salvador-dali.org
Das ehemalige Fischerdorf Cadaqués liegt unweit der französischen Küste an der Costa Brava.