© Christoph Karrasch

Traumhaft schön - aber auch empfehlenswert?

Das ist der höchste Wasserfall der Dominikanischen Republik

Während meiner Reise entlang der Nordküste der Dominikanischen Republik wollte ich nicht nur Sonne und Strand erleben, sondern auch das Landesinnere erkunden – und dabei stolperte ich bei meiner Recherche immer wieder über El Salto del Limón. Der höchste Wasserfall des Landes, eingebettet in dichten Dschungel, klang nach einem echten Highlight. Doch was mich stutzig machte: Die Bewertungen waren extrem unterschiedlich.

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Wasserfall El Limon, Dominikanische Republik © rchphoto/iStock / Getty Images Plus via Getty Images
Wasserfall El Limon, Dominikanische Republik © rchphoto/iStock / Getty Images Plus via Getty Images

"Der blanke Horror"? Ich schaue selbst nach.

"Erfrischendes Bad vor schöner Kulisse" und "schöner Wasserfall" schreiben die einen, "eine Zumutung für Menschen und Tiere" und "der blanke Horror" meinen die anderen.

Besonders die jüngsten Bewertungen über den Ausflug zu El Salto del Limón, dem höchsten Wasserfall der Dominikanischen Republik, lassen aufhorchen. "Als wir auf den Parkplatz gefahren sind, haben wir die halb verhungerten Pferde gesehen", heißt es da etwa. Auch von unverschämtem Verhalten der Guides und energischem Einfordern von Trinkgeld ist die Rede.

Grund genug, während meiner Reise entlang der dominikanischen Nordküste einmal selbst nachzuschauen, was es damit auf sich hat.

El Salto del Limón: Ein wahres Naturjuwel?

Im Landesinneren der Halbinsel Samaná befindet sich, gut versteckt im üppig-grünen Tropendickicht, ein wahres Naturjuwel. So bringt es mir das Internet bei meiner Vorrecherche bei. Aus 52 Metern Höhe rauscht unentwegt Frischwasser in das türkisgrüne Wasserbecken.

Männer und Frauen springen ins kühle Nass, verrät mir die Google-Bildersuche. Planschende Kinder scheinen vor Glück zu quieken – und dabei werden nicht nur die tollkühnen Badenden klitschnass, auch die umstehenden Beobachter werden von der Gischt ausreichend versorgt. El Salto del Limón – was muss das für ein paradiesischer Ort sein!

Der 52 Meter hohe Wasserfall liegt im Inneren der Halbinsel Samaná © Christoph Karrasch

Die Anfahrt nach El Limón

Vom Touristenzentrum Las Terrenas an der Nordküste führt die Route 7 quer über die Halbinsel bis in die Provinzhauptstadt Santa Barbara de Samaná. Etwa auf halber Strecke liegt der Ort El Limón. Entlang der Route 7 südlich des Ortskerns befinden sich insgesamt 13 Ranches, von denen aus ihr euren Ausflug zum Wasserfall starten könnt. Sie sind durchnummeriert: 13 ist die nördlichste Ranch, 1 die südlichste.

Je höher die Zahl, desto weiter ist der Weg zum Wasserfall. Deshalb nutzen die Betreiber der oberen Ranches Pferde für den Weg. Bei den unteren Ranches wird man auf einem etwa 20- bis 30-minütigen Fußmarsch zum Wasserfall von einem Guide begleitet. Dafür, so erfahre ich im Gespräch mit einem Guide auf Ranch 3, wünscht er sich ein Trinkgeld von 300 bis 400 Pesos, also faire sechs bis acht Euro.

Ich parke mein Auto an Ranch 12 und werfe einen ersten Blick auf die Pferde. Im Internet ist die Rede von teils desolaten Gesundheitszuständen der Tiere, diese hier machen einen akzeptablen Eindruck. Ein kurzes Gespräch mit dem Ranchbesitzer ergibt: Der ganze Trip dauert etwa drei Stunden, mit genügend Zeit am Wasserfall, und kostet 1.000 Pesos. Für etwa 20 Euro wurde mir eine komplette Tour versprochen: Ritt hin und zurück, Begleitung durch einen Guide und ausreichend Zeit am Wasserfall.

"Todo incluido?" hake ich bewusst noch einmal nach. Frühere Besucher monierten nämlich, dass dieses Geld nur für den Ranchbetreiber ist und der Guide später auf der Rücktour noch ein extra Trinkgeld für sich einfordert. "Sí, todo incluido", bestätigt der Mann. Klingt gut – dachte ich zumindest.

Reiten in der Dominikanischen Republik
© Christoph Karrasch

Der Weg zum Wasserfall

Es hat in den letzten Wochen stark geregnet, entsprechend hoch steht das braunschlammige Flusswasser. Der Guide, sein Name ist William, steht teilweise bis zur Brust im Wasser. "Einfach nur geil", ruft mir ein deutscher Urlauber zu, der mir unterwegs begegnet. Er scheint gerade das Abenteuer seines Urlaubs zu erleben. Ich hingegen bin mir über mein bisheriges Urteil noch nicht ganz im Klaren.

Außerhalb des Wassers ist der Weg teilweise sehr steil, uneben und steinig, das Pferd muss regelmäßig nachbessern, bevor seine Hufe festen Stand haben. Wenn das Tier nicht direkt so reagiert, wie William will, bekommt es Schläge auf den Hintern oder zwischen die Beine. "Hör auf damit", bitte ich William mehrmals.

Später wird ein weiterer deutscher Urlauber versuchen, mir zu erklären, dass das ein oder andere Zurechtweisen durchaus nötig ist. Er sei selbst Reiter, sagt er. Mein gesunder Menschenverstand will trotzdem nicht einsehen, dass sich ein Tier schlagen lassen muss, damit der bequeme Tourist trockenen Fußes durch den Fluss gelangt.

Meine persönliche Empfehlung ist, ganz auf das Reiten zu verzichten und zu Fuß von einer der unteren Ranches (Nummer 1-5) zum Wasserfall zu laufen. Die Tour ist günstiger, die Guides (mit denen ich gesprochen habe) sind freundlicher und das Gewissen ist ein bisschen reiner. Der Wasserfall selbst ist ohne Ritt nämlich genauso traumhaft.

Christophs Tipp

Solltet ihr unbedingt reiten wollen, nehmt euch die Zeit, euch die Pferde vorher genau anzuschauen. Man sieht vielen auf den ersten Blick an, ob sie gut behandelt werden. Und: Stellt euch darauf ein, dass euer Guide am Ende ein extra Trinkgeld verlangt. Warum das nicht einfach direkt im Vorfeld kommuniziert wird, ist mir nicht klar. Das sorgt letztlich nur für Unzufriedenheit auf beiden Seiten. Entsprechend ist es besser, diese Tatsache von Vornherein in eure finanzielle Planung mit einzubeziehen.

Ankunft am Wasserfall
© Christoph Karrasch

Am Ziel angekommen: El Salto del Limón

Keine Frage, das Ziel dieses Ausflugs lohnt sich auf alle Fälle. El Salto del Limón ist wahnsinnig imposant. Aus über 50 Metern stürzt das Wasser in ein türkisgrünes Becken – zumindest in der Vorstellung – die türkisgrüne Farbe hat bei meinem Besuch ein bisschen gefehlt.

Einige mutige Badegäste sprangen ins kühle Nass, Kinder planschten fröhlich, während andere BesucherInnen auf den Steinen saßen und das Naturschauspiel beobachteten. Die feine Gischt auf der Haut fühlte sich herrlich erfrischend an – nach dem feuchten Ritt durch den Wald fast wie eine Belohnung.

Aber das eigentliche Problem ist die Art und Weise. Auch mein Guide hat auf dem Rückweg unentwegt Trinkgeld gefordert. Er würde von der Ranch nicht bezahlt werden – und sollte ich ihm nichts geben, wären die drei Stunden für ihn umsonst gewesen.

Was habe ich also getan? Ihm nochmal 500 Pesos gegeben – nicht ganz überzeugt, ob es aus Mitleid oder aus schlechtem Gewissen war. Gutgläubig könnte man meinen, vielleicht naiv – wahrscheinlich ist er aber auch einfach ein armer Touristenführer, der das Geld dringend braucht. Wie dem auch sei, ein gutes Gefühl hat mir der Besuch nicht beschert. Deshalb:

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Mein Fazit: Ein zweischneidiges Erlebnis

Der Wasserfall selbst ist ein echtes Naturhighlight und absolut sehenswert. Der Weg dorthin kann – je nach Route – spannend, anstrengend oder belastend sein. Vor allem die Tierhaltung und die Erwartungshaltung mancher Guides hinterlassen einen schalen Nachgeschmack.

Wer Natur liebt und bereit ist, ein wenig zu wandern, kann El Salto del Limón wunderbar zu Fuß erleben – ganz ohne Pferd. Der Wasserfall lohnt sich, keine Frage. Aber wie man dorthin gelangt, sollte gut überlegt sein. Es war ein Erlebnis, das nachhallt – im Guten wie im Nachdenklichen.

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