Reisetippbewertung Arctic Mountain Team
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Alter: >70
Reisezeit: im August 12
Weiterempfehlung: Nein
Ø dieser Bewertung: 1.0
Nie wieder Arctic Mountain Team
Gebucht hatte ich und bestätigt war eine geführte 2-wöchige Kanutour auf dem Pitälv. Als erfahrener Wildnisflußkanute hatte ich mich für diesen Fluß entschieden, weil die Veranstalter-Website ihn als „Wildnisfluß in einer einzigartigen Landschaft“ beschreibt, „der eine spannende Herausforderung mit einigen Portagen um Stromschnellen“ bietet. Den besonderen Reiz dieser Tour sieht die Website in der „Eroberung der Wildnis“.
Bei meinerAnkunft auf dem Flughafen Lulea überraschte mich der Firmeninhaber, der auch als Guide fungierte, mit der Eröffnung, daß der gebuchte Piteälv wegen Schneeschmelze und vorausgegangener Regenperiode Hochwasser führe, deshalb zu gefährlich sei und die Tour daher auf einem anderen Fluß namens „Skelefteälv“ stattfinde.
Der Skelefteälv stellte sich in dem von uns befahrenen Bereich als unüberschaubare Seenplatte heraus. Das war eine weitere Überraschung, denn eine Seenplatte entspricht nicht meinen Vorstellungen von einem Fluß. Das Fahren auf der Seenplatte bot, jedenfalls mir, nicht eine Spur der Herausforderung eines Wildnisflusses, zumal noch in einer für meinem Geschmack eintönigen Landschaft, wie sie mir von anderen Kanufahrten in der Gegend und in südlicheren schwedischen Gegenden bekannt ist. Schon während der Tour habe ich dem Firmeninhaber/Guide meine Enttäuschung über diese Tourgestaltung mitgeteilt, jedoch ohne irgendeine Reaktion. Solche Tourgestaltungen hätte ich in Süd/Mittelschweden und in Mecklenburg unter Berücksichtigung der An- und Abreisekosten rd. 40 % billiger haben können.
In 2013 ist die 2-wöchige Piteälvtour um 450 EUR, das sind 60 %, teurer als die gleich lange Skelefteälvtour. Der Veranstalter schätzt letztere also selbst als vergleichsweise geringerwertig ein.
Da das Hochwasser infolge Schneeschmelze und Regenperiode sicher nicht erst kurz vor meinem Reisetermin aufgetreten war, hatte der Veranstalter zweifellos ausreichend Zeit, mich rechtzeitig vor Reiseantritt von der geplanten erheblich wertmindernden Änderung der vertraglich geschuldeten Hauptleistung zu informieren und mir die Gelegenheit zur Zustimmung oder zur Reisevertragsauflösung zu geben. Dies zu unterlassen und den Vertragsgegenstand ohne Not eigenmächtig erheblich zu ändern, war ein glatter Rechtsbruch, gehört eigentlich vor Gericht und ist auch nicht durch den Änderungsvorbehalt in den Veranstalter-AGB ( Reisebedingungen ) gedeckt, die in Ziff. 2 Satz 3 eine ( vorherige ) Kundeninformation voraussetzen.
Weniger schwerwiegende Kritikpunkte : die eingesetzten Alu-Kanus Typ Lindner INKAS 525 AL und INKAS 495 waren wegen ihres Kiels nur bedingt wildnisfluß-geeignet. Die zur Verfügung gestellten Gepäcksäcke waren wohl mal wasserdicht, jetzt waren sie verschlissen, löchrig und undicht. Die Website verspricht für den Ankunftstag ein „Essen vom Grill“ und für den Abschluß der Tour ein „Grillfest“. Nichts davon geschah.
Der Veranstalter verdient aber auch Lob. Das Essen war reichhaltig und schmackhaft. Dafür gibt’s den Stern.
Zu loben ist auch der gute Wille des Veranstalters, das Erlebnis einer Wildnisflußtour auch schwachen und unerfahrenen Teilnehmern zu bieten. Zu der Gruppe zählten in der ersten Woche eine Familie mit zwei 10- und 13-jährigen Kindern, in der zweiten Woche ein Paar, welches einen Schnupperkurs ( in Trekking ) gebucht und noch nie in einem Kanu gesessen hatte. Die mir bekannten anderen einschlägigen Veranstalter, überwiegend kanadische, scheuen das mit solchen Teilnehmern verbundene Risiko. Sie setzen in ihren Reisebedingungen für Wildnisflußtouren Erfahrung und entsprechende Fitness der Teilnehmer voraus und schließen auf diese Weise körperlich so schwache bzw. unerfahrene Teilnehmer von herausfordernden Wildnisflußtouren aus.