- Preis-Leistungs-VerhältnisSchlecht
Da war ich also schon einmal vor sieben Jahren im Ritz Carlton in Dubai am Jumeirah Beach und hatte beste Erinnerungen an das Hotel. Damals handelte es sich um ein echtes, tolles Strandhotel in einer boomenden Stadt. Wie sich doch die Dinge mit der Zeit verändern! Dubai ist zwar in den letzten Jahren bekanntlich exorbitant gewachsen, was sich unschwer an den vielen aus dem Boden geschossenen Hochhäusern erkennen lässt, von „boomend“ kann man aber in Zeiten der weltweiten Wirtschaftskrise und der Finanzprobleme des Emirats nicht mehr sprechen. Gleich vorweg: Der Zahn der Zeit ist nicht spurlos am Ritz Carlton vorbeigegangen. Zehn Jahre, so lange gibt es das Ritz Carlton schon, können in der Hotelindustrie eine lange Zeit sein. Das merkt man an vielen Ecken und Enden bzw. größeren und kleineren Details. Und die konservative Möblierung Marke „amerikanischer Neoklassizismus“ trägt ein Übriges dazu bei, dass das ehrwürdige Ritz heute ganz einfach – verzeihen Sie mir den Ausdruck – verstaubt wirkt. Wer Strandurlaub gleich mit Einkaufen und Shopping verbinden möchte, ist gut bedient. Hinter dem Hotel ist eine neue Flaniermeile (Corniche), der sogenannte „Marina walk“ aufgetürmt worden und unzählige weitere Restaurants, Hotels, Bars, etc. sind in nächster Umgebung. Mit der Ruhe ist es aber dafür auch vorbei sobald man aus dem Hotel draußen ist. Vor allem am Donnerstag- und Freitagabend kann es mühsam sein, da kommen Sie mit dem Auto bzw. Taxi kaum mehr auf der Corniche voran. Lange An- und Abfahrtszeiten für etwaige Airporttransfers also bitte an diesen Abenden einplanen. Die Eingangshalle wirkt vornehm zeitlos-elegant, jedenfalls nicht pompös, kann sich allerdings nicht mit vielen anderen neuen und auch älteren vergleichbaren Hotels am Jumeirah Beach wie etwa dem Royal Mirage, dem Madinat oder dem Westin messen. Die Anlage selbst ist wie bei vielen Ritz Carlton ziemlich einfach gestrickt: ein langgezogenes Gebäude mit im Wesentlichen gleich großen Zimmern. Die Gänge und Türen wirken an sich vornehm, wenn auch etwas mehr Dekoration, vor allem ein üppigerer Blumenschmuck positiv wäre. Für die Fahrt zum Flughafen wurden umgerechnet 90,- € verlangt, was angesichts der wirklich günstigen Taxipreise in Dubai (eines der billigsten Vergnügen) und einer Fahrzeit von 20 Minuten eigentlich unverständlich ist. Wie im Allgemeinen vielleicht die Preispolitik des Ritz in den Boomjahren bis 2006 (letzteres war ein besonders gutes Jahr für die Hotellerie in Dubai) angemessen war, heute aber weder zeitgemäß erscheint noch vom Standpunkt des Preis/Leistungsverhältnisses vertretbar ist. Bis 10. Jänner kostete der Club room umgerechnet knapp 500,- €, was meiner Einschätzung nach für die gebotene Qualität schlicht und einfach zu viel ist. Nicht dass das Ritz eine wirklich schlechte Wahl wäre, es hat eine präferiezierte Lage und einen gehobenen Standard und vor allem einen guten Namen. Aber für 500,- € bekommt man in der heutigen Hotelwelt Besseres geboten. Noch dazu in einem Markt wie Dubai, wo jedes Jahr Tausende weitere Zimmer in der Vier- und Fünfstern-Hotellerie hinzukommen. Das heißt für das Ritz, entweder man gradet in Ausstattung und Serviceleistungen noch einmal ab oder man wird in einen beinharten Wettkampf eintreten müssen. In Summe war es eine brave Leistung, aber nichts Besonderes. Im Vergleich gibt es in Dubai einstweilen wirklich Besseres und die gute Erinnerung an das Ritz Carlton ist bei mir ein wenig verblasst.
Die Zimmer sind, egal ob die Deluxe Kategorie oder am Club floor (die Unterscheidung gibt es sicher nur im Service bzw. im Zugang zur Club lounge) nicht winzig klein; das Bad ist okay, das WC getrennt, auch Dusche und Badewanne getrennt, zwei Waschbecken, funktionale Einrichtung (Schminkspiegel zwar vorhanden, aber nicht beleuchtet; kein Fernsehgerät im Bad). Die Dekoration ist karg, an der Wand hängt gerade einmal ein Bild. Dafür ist die Obstschale gut bestückt. Der Balkon ist eindeutig viel zu klein, da hat man zu zweit schon fast Mühe draußen zu sitzen, was angesichts einer Strandlage und eines teilweisen Meerblicks (Sie wissen schon: die Palme steht im Weg) wirklich schade ist. Besonders antiquiert und deshalb wirklich erwähnenswert ist die Regelung für die Klimaanlage. Das Ding schaut ziemlich vorsintflutlich aus. Ich kann mir gar nicht vorstellen, dass das vor zehn Jahren noch in Hotels eingebaut wurde, es schaut eher nach einem Museumsstück aus. Zudem war es in unserem Zimmer im Jänner zu kalt. Wärmen kann die Klimaanlage nicht. Bei Außentemperaturen von unter 20° C in der Nacht ist das nicht ideal. So musste ein kleines Elektroheizöfchen des nächtens aushelfen (ja, ja, wir waren in Dubai!). Auch der Teppichboden ist nicht mehr neueste Ware. Irgendwie hat sich das noch immer nicht zu den Hotelplanern herumgesprochen, dass eigentlich Holz die pflegeleichtere Alternative wäre. So betritt man diese Teppichböden nackten Fußes immer mit einem etwas mulmigen Gefühl. Das einzig Neue im Zimmer übrigens war der Samsung Fernseher. Das schlanke Ding auf dem ziemlich massiven Kästchen, das einst das große Röhrengerät tragen musste, ist schon ein etwas kurioser Anblick. Aber das ist ja nicht nur eine Eigenheit des Ritz Carlton, sondern das findet man noch in vielen Hotels. Gemeinsam mit dem braven, rechteckigen Zuschnitt des Zimmers und der fehlenden Atmosphäre wirkt alles ein bisschen langweilig und 08/15. Das einzige, was sicher nicht 08/15 ist – aber darauf komme ich später noch zu sprechen – ist der Preis. Amerikanische Hotelplaner meinen, dass diese Ausstattung und Architektur offensichtlich europäisch-mediterran elegant sein soll. Die meisten Ritz Carltons schauen ja ganz ähnlich aus. Was noch so im Zimmer aufgefallen ist: Mein Bademantel war zu klein, es wurde aber auf Nachfrage ein größerer gebracht; es waren zu wenige Badeprodukte (an sich von Bulgari, also gut) vorhanden, auch diese wurden auf Nachfrage aufgestockt, Badesalz für die Wanne fehlte allerdings komplett. Die Lautsprecher im Bad funktionierten nicht; die Lichtanlage lässt sich nicht zentral regulieren, sodass man vor dem Zubettgehen immer das fröhliche Stehlampen- ausknipsen-Spiel spielen musste; Video on demand gibt’s im Haus nicht sowie auch nur etwa halb so viele Fernsehsender wie im Park Hyatt am Creek, wo wir davor einige Nächte verbrachten. Die Pölster zu den beiden Sesselchen am Balkon waren (übrigens ebenso wie die im Club) leider mit den Ausscheidungen der herumfliegenden Vögel übersät, was einen nicht sonderlich zum Verweilen einlädt. Dann wäre da noch das Internet, wofür man selbst im Club room noch 20,- $ berappen muss. Das ist für mich immer ein Ärgernis. Wann werden die Hotelketten endlich zu der Auffassung gelangen, dass Internet heute zum täglichen Leben gehört. Aber viele von uns können sich ja auch noch an Zeiten erinnern, vor 30 Jahren, als auch Fernsehen in Hotels noch kostenpflichtig war. So ein Unfug hat allerdings in einem 500,- € Zimmer nichts zu suchen.
Restaurants gibt’s im Ritz genügend. Sowohl ein französisches Haupt- bzw. Gourmetrestaurant als auch einen Italiener und ein arabisches mit Abendbuffet sowie eine Poolbar. Und dann natürlich noch die Club Lounge, die aber, wie gesagt, den Clubgästen vorbehalten bleibt. Auch hier gibt es Licht und Schatten. Gut ist die mannigfaltige Speisenpräsentation über den ganzen Tag verteilt. Also nicht einfach nur Frühstück und Häppchen am Abend, sondern mit wechselndem Minibuffet über den ganzen Tag verteilt. Die Qualität und Auswahl ist allerdings nur mittel, am dritten Tag kennen Sie schon die wesentlichen Bestandteile, die Variation lässt zu wünschen übrig. Und das ist auch ein Punkt, von dem ich echt enttäuscht war. Vielleicht verklären aber auch die Jahre die nostalgischen Erinnerungen, denn die Club lounge des Ritz in Dubai war bislang das Beste auf diesem Sektor, was ich von Ritz Carlton glaubte, geboten bekommen zu haben. Also hier ist auf jeden Fall auch eine Qualitätsverschlechterung zu spüren, auch wenn’s (relativ unbekannten) Champagner und sonstige alkoholischen Getränke gibt. Und einen (ja, genau einen) Laptop mit wireless lan, den Sie sich in der Club lounge gebührenfrei ausborgen können. Angesichts der heutigen Preise für solche Geräte ist es unverständlich, dass da nicht mehr zur Verfügung stehen. Der wird nämlich gut nachgefragt und das hätte auch dem Personal schon einmal auffallen können. Ein bisschen zu wenig gelüftet dürfte in der Club lounge auch werden, es zieht sich nämlich ein leicht abgestandener Speisengeruch durch den Raum. Dem ließe sich, abgesehen vom Lüften, natürlich auch mit Duftkerzen oder Ähnlichem beikommen. Auch das scheint bisher vom Management niemandem aufgefallen zu sein.
Was dem Hotel fehlt, ist „Seele“. Das betrifft sowohl die Atmosphäre als auch das Quäntchen Plus an Service. Nicht dass es schlecht wäre, aber das Haus könnte also besser geführt werden.
Das ehemalige Strandhotel ist kein echtes solches mehr. Da gibt es noch immer den Strand vor der Haus- bzw. Balkontüre, aber neben dem Meer sieht man heute vor allem auf die unzähligen Gebäude der „Palme“, also den künstlich mit Sand aufgeschütteten Stadtteil. Was sich aber heute hinter dem Hotel abspielt, ist geradezu unglaublich. Es türmt sich nämlich hinter dem Ritz Carlton Jumeirah eine an Metropolis erinnernde Wolkenkratzer Skyline auf, die es so vor einigen Jahren schlicht und einfach noch nicht gab. „Manhattan on the beach“ könnte man sagen.
Beliebte Aktivitäten
- Strand
Dass das Ritz Carlton ein wenig in die Jahre gekommen ist, sieht man besonders gut am SPA. Als das Hotel geplant wurde, waren SPAs ein notwendiges Anhängsel und kein zentraler Wohlfühlpunkt von Hotelanlagen wie heute. Da sieht man dann halt den Unterschied. Der Steam room ist nicht nur veraltet, sondern auch relativ verdreckt. Den sollte der Hoteldirektor einmal selber benützen. Das Friseurstudio wirkt ebenfalls nicht mehr up-to-date. Der Fitnessraum ist zwar von der Größe her okay, aber auch hier sind die Geräte nicht die neueste Generation. Nun aber zum Positiven und eigentlich Besten am ganzen Haus und das ist die Gartenanlage. Diese ist wirklich schön und gepflegt mit tollen neuen Liegen. Sie können zwischen Rasen und Sand wählen und natürlich zwischen Baden im Pool oder im gerade einmal 50 m entfernten Meer. Nett auch, dass einem am Pool ein kleines Früchtespießchen gereicht wurde, Wasser oder kalte Tücher fehlten allerdings wieder. Wie überhaupt die Anlage für ein Haus mit gerade einmal knapp 140 Zimmern sehr üppig bemessen ist, Platznot kommt da keine auf.
Infos zur Reise | |
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Verreist als: | Paar |
Dauer: | 3-5 Tage im Januar 2010 |
Reisegrund: | Strand |
Infos zum Bewerter | |
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Vorname: | Alexander |
Alter: | 41-45 |
Bewertungen: | 42 |