Sultan Bey Hotel, El Gouna

Nachdem ich die niederschmetternde Beurteilung von Bianca gelesen hatte, sah ich mich doch gemüsigt, eine Gegendarstellung entgegenzuhalten. Möchte jedoch bemerken, dass wohl niemand nach nur 1 einer einzigen Nacht ein wirklich repräsentatives Urteil abgeben kann, oder!? Generell bleiben ohnehin alle Beurteilungen stets persönliche Geschmackssache. Dennoch hier meine Erfahrungen im gleichen Zeitraum; wir waren nach unserem Debut im Mai (siehe dortige Bewertung) nun 2,5 Wochen da. Zuvor muss gesagt werden, dass bis zum 24.10. Ramadan war und das Hotel eine 98-100%ige Auslastung hatte, am Ende sogar überbucht war. Das überwiegend muslimische Personal hielt sich also an die Fastengebote, durfte also trotz über 30° zwischen Sonnenauf - und ~untergang weder essen noch trinken! Aufgrund der 1wöchigen Festlichkeiten an der Marina war für das Küchenpersonal Doppelschicht angesagt, es musste der Hotelstand am Hafen sowie das Restaurant bewirtschaftet werden, dienstags mit dem Fischmarkt am Pool sogar mit 3-facher Bewirtung. Zusätzlich gab es ein Festessen am Pool, zu dem das gesamte Mobiliar aus dem Restaurant in stundenlanger Arbeit an den Pool geschleppt werden musste! All dies waren zusätzliche Arbeitsschichten für das Personal, das dennoch stets bemüht war, immer freundlich und hilfsbereit, mit einem Lächeln im Gesicht. Vielen von uns Europäern wäre das angesichts der Arbeitsbedingungen und Gehälter sicherlich oftmals gefroren! Die Zimmer sind - wie man nachlesen konnte - in einem Prozess der Renovierung, v.a. die Bäder. Während wir im Mai über ETS gebucht hatten und die Zimmer bzw. Bäder renovierungsbedürftig waren, gab es nun bei TUI nur noch renovierte. Der Reiseveranstalter spielt sicher keine unerhebliche Rolle bei der Zimmervergabe bzw. dessen Qualität. Wir hatten uns das Zimmer diesmal vorreservieren lassen und das klappte problemlos. Der Abfluss in der Dusche lief meines Ermessens nach zu langsam ab und so reklamierte ich das an der Rezeption. 5 Minuten später waren Handwerker zu Gange und es gab keinerlei Beanstandungsbedarf mehr. Das Reinigungspersonal erbeitete sauber und ordentlich, neben den immer wieder gern gesehenen Handtuchfiguren auf dem Bett war aber auch wirklich geputzt, das Bad war jeden Tag nass gewischt, desinfiziert, es gab täglich frische Handtücher und Bettwäsche. Selbst eigenes Geschirr wurde gespült! Geld. das auf dem Boden lag, wurde ordentlich auf den Tisch gelegt... Über das Zimmerpersonal kann man also nicht meckern. Dass etliches Mobiliar abgwohnt aussieht, liegt in 1. Linie jedoch sicher einfach am Umgang mit demselben. So frage ich mich, wie auf die Couch und Sessel dermaßen viele und große Flecken gelangen können?! Eine gewisse Sorgfaltspflicht sollte wohl auch jeder Gast mitbringen und sich nicht eingeölt mit nassen Badehosen dort trocknen lassen. Das Essen war nach wie vor gut und abwechslungsreich, erst nach 14 Tagen gab es Wiederholungen. An der Darbietung der Speisen ließe sich sicher etwas verbessern. Nach einem Umbau des Buffets fand ich dieses nun im Oktober tatsächlich weniger einladend als im Mai, als noch mit Tischwaren und netter Deko gearbeitet wurde. Jetzt wirkte im Dessert- und Salatbereich alles etwas nüchtern und pragmatisch, was sich jedoch nicht auf die Speisen selbst übertragen hatte. Das Ambiente des Restaurants, v.a. die Terrasse mit Lichterketten und kleinen Tischlampen, ist wohl das, was es von anderen Hotels positiv unterscheidet. Auch ich war im Steigenberger, Mövenpick und Sheraton und angesichts der dortigen Massenabfertigung im Großraumrestaurant mehr als enttäuscht und auch das Essen zeigte - trotz 5. Stern- keine allzugroßen Verbesserungen. Lediglich Club Med kann mithalten, doch auch zu seinem Preis! Unterschiede findet man allenthalben im Service, der im 5-Sterne Restaurant sicher auch eine andere Ausbildung genießen durfte. Von familiärer Freundlichkeit wie im Sultan Bey kann dort allerdings nur noch in Ausnahmen die Rede sein. Schmutzig - wie von Bianca beschrieben - habe ich weder das Restaurant noch irgendetwas anderes vorgefunden, im Gegenteil! Wenn Touristen sich allerdings wie Hyänen über Teile des Buffets hermachen und dieses als halbes Schlachtfeld hinterlassen, dann ist da auch das beste Personal erst einmal hilflos. Auch die Gartenanlage wird täglich gepflegt, im Mai wurde allen Pflanzen ein satter Schnitt verpasst und jetzt ist alles ein Blütenmeer. Jeden Morgen werden die Wege gefegt und die Beete gesäubert, spät abends von Hand gewässert. Auch der Strand wird jeden Morgen gerichtet, selbst nachdem ägyptische Großfamilien dort zum Ramadanfest wahres Chaos hinterlassen haben. Für mich gab es lediglich 2 Kritikpunkte, für die das Hotel jedoch nicht wirklich verantwortlich zu machen ist: 1) Das "Münchner Oktoberfest": In unmittelbarer Nähe zu den ersten Hotelgebäuden wurde für 4 Wochen ein Festzelt aufgebaut, aus dem man täglich mit "Oans, zwoa, gsuffa!" oder "Anton, Anton..." bis spät in die Nacht beschallt wurde. Wer bitte kommt nach El Gouna, um sich nach dem Münchner Gau auch noch eine Fortsetzung unter Ägyptischer Sonne anzutun? So war es kaum verwunderlich, dass das Zelt fast immer leer war und schließlich mit Freibier und freiem Essen auf Gastfang gegangen wurde. 2) Das Ende des Ramadans = 4 Tage Dauerfest für die Ägyptische High Society aus Cairo. Während dieser Tage wird im Hotel alles anders: Die Türen der Nachbarzimmer stehen TAg und Nacht offen und es herrscht reger und v.a. laustarker Durchgangsverkehr verschiedener Familienzweige, der lediglich zwischen 5 und 7 Uhr morgens zum Erliegen kommt. Am Buffet und an den Tischen geht es zu wie bei Nero, es gilt als schick, sich die Teller mehrfach zu überladen und dann nach wenigen Bissen alles zur Seite oder auf den Nachbartisch zu schieben und Nachschub zu besorgen. Das Personal ist somit nur noch mit Abräumen und dem Neueindecken der Nachbartische beschäftigt. Auch gilt für diese Zeit keinerlei Kleiderordnung. Selbst beim Galabuffet am Pool kommen viele direkt vom Strand, dick eingeölt mit freiem Oberkörper... Nachts ist El Gouna nicht mehr wiederzuerkennen, die sonst leeren Straßen sind gepflastert mit Luxuskarossen, die die 18jährigen Sprösslinge mit Cowboyhut wie am Rodeo Drive zur Schau fahren. Ein Alkoholverbot scheint nicht zu existieren und so pilgern völlig betrunkene Jugendliche und Twens durch die Gassen und Kneipen, pöbeln, diskriminieren ihre eigenen Landsleute wegen deren Hautfarbe, randalieren und hinterlassen jede Menge Müll sowie demolierte Tische und Sessel wie beim Palma's. Wenn es sonst heißt, die ägyptische Frau solle sich "sittsam" kleiden oder gar verschleiern, so gilt dies nicht für diese Gruppen, in denen die Miniröckchen und High Heels sowie Push-ups alle Rekorde brechen. Ein völlig anderes Gesicht Ägyptens zeigt sich für 3-4 Tage, bis danach der Spuk vorbei ist und wieder Ruhe einkehrt. Für mich selbst nehme ich mit, dass ich El Gouna für diese Zeit künftig meiden werde, doch hat dies nicht das Hotel zu vertreten, das trotz allem noch bemüht war, das Beste daraus zu machen. Wer also ein gemütliches, kleines Hotel mit familiärem Ambiente und sehr vielen Stammgästen sucht, sich einfach entspannen und gut aufgehoben wissen will, der ist im Sultan Bey sicher absolut richtig und gibt auch bei evtl. Beanstandungen wenigstens die Chance einer Verbesserung anstatt sofort alles aufs Niedrigste zu degradieren. Und wer sich fürs Sultan Bey entscheidet, der hat sich auch bewusst GEGEN die riesigen 5-Sterne Hotels entschieden und kommt mit entsprechenden Erwartungen, die auch erfüllbar sind. Wir werden auf alle Fälle wiederkommen, ebenso wie viele andere, die wir (wieder) getroffen haben.

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