Wir waren als Hochzeitsgäste lediglich für ein Wochenende im Hotel. Der erste Eindruck beim Betreten des Hotels war: "Wow! Das alte, mächtige Gemäuer kann schon was!" Nach dem Check-in gleich ab aufs Zimmer - und auch hier: sehr geräumig und ausstattungsmäßig auch nicht schlecht. Wir hatten eigentlich nur ein Doppelbettzimmer gebucht (die Kleine hätten wir zu uns ins Bett gelegt). Nachdem aber ohnehin noch eine Couch im Fernsehzimmer stand, wurde innerhalb kürzester Zeit auch dieses Bett gegen einen Aufpreis von 30 Euro hergerichtet. Das war's dann aber auch schon... Nun kommt die -leider sehr lange- Negativliste: Man wird bei diesem Hotel den Eindruck nicht los, dass das Management den Spagat zwischen Altertum und Moderne einfach nicht schafft. Wenn irgendwo mal eine Kleinigkeit nicht passt, bin ich sicher nicht so kleinkariert, dass ich nicht drüber wegsehen könnte, aber in Summe waren das dermaßen viele Kleinigkeiten, dass das ein glattes "Nicht genügend" gibt. Sauberkeit in den Zimmern: Staub und Haare. Im äußerst bescheidenen Kühlschrank Schimmel. Das Wasser floss mehr schlecht als recht durch die völlig verkalkten Wasserhähne. Kein Waschbecken im WC. Das WC war ohnehin das Schmankerl schlechthin: nicht einmal einen Quadratmeter klein! Bei nachgemessenen 28cm Abstand zwischen WC-Sitz und Mauer hab sogar ich mir (bin schlank) sehr schwer getan, die Hose runter zu lassen. Im WC und im Vorraum waren massenweise Löcher in die Wände gebohrt (offensichtlich für neue Verrohrungen). In der allgemein zugänglichen WC-Anlage gab's lediglich Kosmetiktücher (!) zum Abtrocknen. Auch hier spritzte das Wasser nur unwillig aus den verkalkten Hähnen. Der Badewannenabflussstöpsel ließ sich nicht hochdrehen und ich musste ihn mit den Fingern heraus kletzeln. Im Zimmer gab's 2 Fernseher. Gut, wir sind ja nicht zum Fernsehen zur Hochzeit gekommen, aber wenn schon 2 Fernseher vorhanden sind, sollten sie auch beide funktionieren. Einer tat das nicht (lag an der Antennenzuleitung). Beim zweiten fehlte bei der 230V-Steckdose die Abdeckung! Das Schlimmste aber war der Service: Check-in hat (wahrscheinlich eher zufällig, da der Mann für alles gerade vor Ort war) noch geklappt, aber danach so gut wie gar nichts mehr. Wir hatten keine Chance, irgendetwas zu bestellen, da dieser Mann hoffnungslos überfordert war. Dabei möchte ich gar nicht ihm die Schuld in die Schuhe schieben - ganz ehrlich: der ist jeden Cent seines ohnehin viel zu geringen Gehalts wert! Von früh bis spät in die Nacht (bzw. den Morgen) hinein hat der nur geschuftet! Hier liegt's an der Hotelleitung, etwas zu ändern! Aber man merkt, dass einfach nur überall gespart wird, um mit dem geringsten Aufwand am meisten abzukassieren. Das funktioniert nur leider nicht! Es kann nicht ein einziger Mann für die Rezeption zuständig sein, die Gäste im Freien bedienen, in die Küche rennen, sich um Beschwerden und Wünsche kümmern, Anrufe entgegennehmen, usw. Es gehört einfach mehr Personal her! Und da wäre ich auch schon beim nächsten Thema: Die Hochzeitstafel wäre an und für sich ja recht schön gestaltet gewesen, aber auch hier lag's am Personal. Die -nicht gerade freundliche- Kellnerin kam mit 3 Flaschen Wein unterm Arm (!), fragte, welchen wir wollten, und schüttete das Weissweinglas dann fast randvoll! Unsere Sitznachbarin hatte gar kein Weissweinglas. War der Kellnerin aber egal: sie schüttete den Weisswein einfach in das riesige Rotweinglas (!) und wollte dieses ebenfalls randvoll (!) füllen, wenn die Sitznachbarin nicht "Stopp!" gerufen hätte. So etwas bin ich nicht einmal von irgendwelchen zwielichtigen Kneipen gewohnt... Es ging aber noch ärger: Um ca. 18:00 Uhr haben wir uns zur Tafel gesetzt. Als wir um 02:00 Uhr die Tafel verlassen haben, standen noch immer alle Gläser (und noch mehr) am Tisch! Abserviert wurden lediglich die Teller und das Besteck! Und auch hier zeigte sich, was ich schon zuvor erwähnt hatte: man will sich auf vornehm geben, schafft das aber nirgendwo. Was hilft's, wenn die Kellnerin weisse Handschuhe trägt, aber dann damit das mit IKEA-Logo (!) versehene Besteck abserviert? Ich sag nur: Weinflaschen unterm Arm eingeklemmt... Nun aber das Highlight schlechthin: Die meisten Hochzeitsgäste hatten Filetsteak mit Soße, Spargel und Kartoffelpuffer bestellt. Und jedem, aber wirklich ausnahmslos jedem, hat's nach dem ersten Bissen das Gesicht verzogen. Sogar die Braut selbst ging nachher an den Tischen herum und entschuldigte sich für das total versalzene Essen. Wobei: das Steak an sich wäre ja gar nicht so schlecht gewesen, aber der Kartoffelpuffer und die Soße waren der absolute Graus! Zu fortgeschrittener Stunde musste man den Kellnern schon immer nachlaufen, wenn man noch etwas trinken wollte. Das Personal wirkte unorganisiert, überfordert und war dann auch schon ziemlich unfreundlich. Beim Frühstück zeigte sich die nächste Sparmaßnahme: Salz und Pfeffer gab's nicht etwa auf jedem Tisch, sondern nur zufällig in der Landschaft verstreut. Und auch hier konnten wir beobachten, dass bei Handwerkern nicht auf Qualität geachtet wird, sondern lediglich auf den Preis: eine schöne Dachrinne mündet in ein ödes, hässliches Plastikrohr, darüber hängt ein Kabel aus der Mauer. Damit wenigstens noch irgendetwas Positives rüber kommt: ein anderer Hochzeitsgast zeigte uns sein Zimmer. Das war der absolute Hammer! Es befand sich in einem Erweiterungsbau, modern eingerichtet, riesig (insgesamt wohl knapp 100qm!), 150cm-Fernseher, Regendusche, usw. Aber beim Altbau müssten wohl 6-stellige Euro-Beträge investiert werden, um sie auf einen Standard zu bringen, der einem 4 Sterne-Hotel entspricht. Übrigens, was mich noch gewundert hat: Brandschutztechnisch lebt dieses Haus noch im Mittelalter. Ich hab nirgendwo Rauchmelder entdeckt! Für einen echten Urlaub kann ich das Hotel nicht empfehlen, für unsere Belange (eine Nacht schlafen und sonst nix) war's aber ausreichend.

Zimmer

Eher gut