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Matthias (41-45)
DeutschlandAus Deutschland
Verreist als Paar • März 2011 • 1-3 Tage • Stadt
Vor Renovierung oder Betreiberwechsel
Renovierung: Das Hotel wurde nach Renovierungen im Februar 2024 wiedereröffnet. (Quelle: Hotelier, Juni 2025)
Barocke Pracht und fürstlicher Service
5,7 / 6

Allgemein
  • Preis-Leistungs-Verhältnis
    Gut

Die Geschichte des Dresdner Taschenbergpalais darf als bekannt vorausgesetzt werden: Erbaut 1705 bis 1708 von August den Starken für seine Mätresse Gräfin Cosel, im 2. Weltkrieg durch Bomben zerstört, Ruine und Mahnmal zu DDR-Zeiten, nach der Wende schließlich in nur zwei Jahren Wiederaufbau nach strengen denkmalschützerischen Vorgaben und 1995 Eröffnung als erstes 5-Sterne-Hotel Sachsens. Phoenix aus der Asche. Dabei zeugen noch die verschwenderische Fassade, die Säulenhalle oder das berühmte Flügel-Treppenhaus von Matthäus Daniel Pöppelmann vom ausgeprägten Faible des sächsischen Adels für Glanz und Prunk; wenn man jedoch das Hotel durch den prachtvollen Ehrenhof betritt, trifft man auf modernen Zeitgeist und einen absichtlich Kontraste setzendes nüchternes Ambiente aus grauen Sandstein, durchsetzt von farbigen Akzenten und zeitgenössischer Kunst. Erfreulich zum einen die angenehm ungezwungene Atmosphäre im Hause (viele jüngere Gäste während unseres Aufenthalts), zum anderen aber, dass es auch von Seite der Dresdner Bevölkerung keinerlei Berührungs- oder Schwellenängste zu geben scheint; Luxushotel hin oder her, das Taschenbergpalais ist historisch fest in ihrer Stadt verankert und die attraktiven Angebote des Hotels werden rege genutzt; davon zeugt nicht zuletzt das alljährliche Eisbahnvergnügen im Innenhof. Seit seiner Eröffnung steht das Hotel unter Leitung der Kempinski-Gruppe, gehört aber zum Immobilienpool der Octavian Holding aus Neu-Isenburg, die sich ja bekanntlich auch mit anderen Häusern der Gesellschaft in der Vergangenheit schwer tat – so sind 2009 alle Hotels im Octavian-Besitz und eben auch das Taschenbergpalais aus der Vereinigung der Leading Hotels of the World ausgetreten, was Kempinski allemal nicht recht sein kann. Aber immerhin passiert etwas: die Renovierung des Berliner Bristol ist abgeschlossen, das Atlantic in Hamburg befindet sich auf gutem Weg, für das Gravenbruch Kempinski bei Frankfurt ist ein großes Kongresszentrum geplant. Es ist zu hoffen, dass trotz der gegenwärtigen Kapitalbindung dem sich langsam abzeichnenden Renovierungsstau im Taschenbergpalais (abplatzende Mosaiksteinchen im Hallenbad, öffentliche Toiletten auf dem Niveau eines Starbucks) so bald wie möglich ein Ende bereitet wird und das das fürstliche Dresdner Haus auch in Zukunft zu den schönsten Hotels Deutschlands zu zählen ist.


Zimmer
  • Sehr gut
  • Wir hatten über die Kempinski-Homepage kurzfristig ein spezielles Saison-Angebot für ein sog. Regenten-Zimmer gebucht. Diese befinden sich ausnahmslos im 3. oder 4. Stock und zeichnen sich gezwungenermaßen durch niedrige Decken, schräge Wände und kleinere Fenster aus. Gemütlich. Dann jedoch erhielten wir das erwähnte Upgrade auf ein Palais-Zimmer in der ersten Etage, und schon wenn man die beiden Kategorien auf Fotos auf der Homepage vergleicht, sieht man, wie riesig der Unterschied ausfällt. Unser Superior-Zimmer 157 verfügt über eine Fläche von rund 35 qm, wichtiger fürs Wohlgefühl noch sind aber die 4 Meter hohe Decke und die großen raumhohen Sprossenfenster, die ein Gefühl von luftiger Eleganz erzeugen und schöne Schattenmuster auf dem Boden bilden; der Blick fällt auf den Zwinger, und diese Aussicht ist dann überhaupt das beeindruckendste am ganzen Zimmer. Der Stil der Einrichtung orientiert sich weder an der barocken Fassadenpracht noch an der etwas schlichten Empfangshalle, sondern setzt mit dunkel lackierten Hölzern, gläsernem Schreibtisch, modernem Teppich (schön ins Holzparkett eingelegt) und einem Touch Art-Déco-Chic ganz eigene Akzente, ohne das klassische Ambiente zu sprengen. Es gibt eine gemütliche Sitzecke, einen beleuchteten und ausreichend großen Kleiderschrank mit Safe, in den endlich mal mein Notebook hineinpasst, und eine stabile Kofferablage im Flur, die auch umfangreicheres Gepäck zu bewältigen vermag. Und ja, auf Nachfrage wird uns versichert: der altmodische Röhrenfernseher im Schrank mit der Minibar wird demnächst ausgetauscht. Dann sollte man aber bitte auch gleich überlegen, ob man den WLAN-Zugang auf dem Zimmer nicht zukünftig kostenlos anbietet; die momentan verlangten 25,- Euro pro Tag erscheinen arg übertrieben. Leider vermissten wir wieder einmal irgendeine persönliche Form der Begrüßung wie Blumen oder ein Obstkorb, nicht einmal das standardisierte Kärtchen der Direktion gab es, und auch das abendliche Betthupferl entfiel. Na ja, bei einem kostenlosen Upgrade wollen wir auch nicht zu oberkritisch sein ... Das gut ausgeleuchtete Badezimmer mit Fußbodenheizung fällt dann dagegen zumindest optisch etwas ab: die Decke niedriger, der Platz weit weniger großzügig, nur ein Waschbecken und die Toilette nicht abgetrennt; lediglich die riesige Badewanne bietet Platz für Stunden zu zweit. Mit Guest supplies der Hausmarke wird, wie bei Kempinski üblich, recht sparsam umgegangen; verbrauchte Artikel werden auch vom Turndown-Service nicht wieder nachgelegt (Bodylotion!).


    Restaurant & Bars
  • Sehr gut
  • Wir hatten ein Doppelzimmer mit Frühstück gebucht, weitere Erfahrungen beschränken sich lediglich auf die kürzlich umgestaltete Bar und den Zimmerservice. Was bei der Roomservice-Karte zuerst auffällt: das relativ breit gefächerte Angebot und die moderaten Preise. Wir, hungrig und nicht wählerisch, setzten auf altbewährtes: einen Hamburger (hier „Taschenburger“ genannt und von der doppelten Größe eines Big Mac), ein Club-Sandwich, beides mit Pommes Frites und kleinem Salat, ein Viertele Roten und ein frisch gezapftes Pils, lecker. Und wir wurden mehr als satt! Die Rechnung einschließlich Etagenaufschlag betrug dann letztendlich gerade einmal 35,- Euro; für ein Haus dieser Kategorie ein wirklich erstklassiges Preis-Leistungs-Verhältnis. Als auch heute noch begeisterter Leser der Romane Karl Mays war ich auf den Besuch der neuen Karl-May-Bar (vormals Allegro-Bar, vormals American Classic Bar) ganz besonders gespannt. Tatsächlich: wo vor einigen Jahren noch eine Harley Davidson vor dem Tresen stand und ein flippiges Publikum anlocken sollte, wird man nun in die unendlichen Phantasiewelten des sächsischen Volksschriftstellers geführt – Indianergemälde, Reproduktionen früher Titelbilder, Portraits of KM hinself, Friedenspfeife und Tomahawks ... da dürfen natürlich auch seine Gesammelten Werke nicht fehlen, stilecht in der klassischen Bamberger Ausgabe. Ansonsten merkt man aber doch schnell, dass man sich in einer Bar und nicht in einem Museum befindet. Zur Happy Hour am frühen Abend (ungewöhnlich für ein Luxushotel) sind wir noch die einzigen Gäste, vier Stunden später ist kaum noch ein Sitzplatz zu bekommen. Bei lauter Live-Musik herrscht beste Stimmung, der Alkohol fließt in Strömen, eine Unterhaltung ist nicht mehr möglich. Dabei handelt es sich bei der Mehrzahl der Besucher dem Anschein nach weniger um Hausgäste als um Dresdner, immer ein gutes Zeichen. Die Drinks geraten auch jetzt noch korrekt, aber bei drei Bestellungen werden wir nun von drei verschiedenen Kellnern bedient und alles wirkt ziemlich hektisch. Das Frühstücksbüffet wird im stilvollen Restaurant Intermezzo mit 130 Plätzen in drei Räumen angerichtet und war bereits um 8.00 Uhr so gut besucht, dass wir keinen Fensterplatz mehr bekamen; spätestens eine Stunde später mussten Neuankömmlinge ins Café Vestibül ausweichen, wobei im Sommer bei schönem Wetter natürlich auch auf der Terrasse im Innenhof eingedeckt wird. Trotz der trubeligen Atmosphäre, zu der die weiten Wege und eng gestellte Tische nicht unwesentlich beitragen, agiert der Service die ganze Zeit über freundlich und aufmerksam, auch wenn das Abräumen der Teller schon mal etwas länger dauert. Das umfangreiche und vielseitige Büffet selbst wiederum wirkt zu keiner Zeit unseres Frühstücks in irgendeiner Weise abgegrast, verbrauchte Produkte werden sofort wieder nachgelegt. Mogelpackung? Die angeblich frisch gepressten Säfte aus dem Spender schmecken eher nach Direktsaft, und der „Champagner“ im Taittinger-Kühler entpuppt sich als Sekt vom Schloß Reinhartshausen im Rheingau. Des Weiteren befinden sich im Hause noch das Palais Bistro mit leichter französischer Küche und das Café Vestibül in der Säulenhalle, wo es neben Kaffee und Kuchen auch einen kleinen Bar-Ausschank gibt. Das Restaurant Lesage in der Gläsernen Manufaktur, vom Hotel Taschenbergpalais betrieben, wird für die meisten Hausgäste wohl eher von geringem Interesse sein. Der volkstümliche Paulaner gehört nicht zum Hotel.


    Service
  • Sehr gut
  • Die Serviceleistung des Taschenbergpalais empfanden wir während unseres ganzen Aufenthalts über als ausgesprochen freundlich, professionell und effizient. Dies wurde gleich bei unserer frühen Anreise gegen 9 Uhr morgens deutlich: Obwohl uns die Reservierungsabteilung vorab darüber informierte, dass bei einem Early Check-in weitere Gebühren anfallen, konnten wir bereits zu dieser Stunde unser Zimmer beziehen – ohne zusätzliche Kosten; ein Upgrade, auf das nicht einmal gesondert hingewiesen wurde, gab’s zusätzlich. Und was die Effizienz angeht: Genau 30 (dreißig!) Sekunden dauerte unser Einchecken, ohne in irgendeiner Weise unpersönlich zu wirken – Weltklasse! Dieser hervorragende Eindruck setzte sich auch bei unserer Abreise fort, als wir nicht, wie so oft, zuerst nach dem Verbrauch der Minibar gefragt wurden, sondern vielmehr, ob uns der Aufenthalt gefallen habe oder wir Verbesserungsvorschläge hätten. Sodann stürzten sich drei Pagen auf unsere zwei Koffer und geleiteten uns zum Ausgang. Auch in allen anderen Bereichen traten die Mitarbeiter stets zuvorkommend und hilfsbereit auf; wir beschränken uns hier kurz auf den sympathischen Gepäckträger bei der Anreise, der uns auf witzige Weise und schönstem sächsischen Idiom ausführlich über die Zimmerdetails informierte, die beiden netten Herren vom Roomservice, die ausgesprochen höflich auftraten, sowie die junge Dame zur Happy Hour in der Bar, die schon nach zweimaligem Husten sofort mit einem Glas Wasser an unserem Tisch stand. Vorbildlich. Gleich nach der Heimreise erreichte uns eine freundliche E-Mail des Direktors, der sich für unseren Besuch bedankte und uns bat, einen angefügten, sehr umfangreichen Fragebogen auszufüllen. So weit, so gut. Dass man dann aber unsere Anregungen tatsächlich ernst nahm und schon am nächsten Tag eine Dame vom Guest Relation Management antwortete und ausführlich alle angesprochenen Punkte erörterte, erstaunte uns dann aber doch etwas; so sieht perfekte Gästebetreuung aus.


    Lage & Umgebung
  • Sehr gut
  • In der kompakten Dresdner Altstadt gibt es einige komfortable Hotels in herausragender Lage: das Hilton, das Steigenberger de Saxe und das neue Suitess direkt an der Frauenkirche etwa, das Radisson Blue Gewandhaus gegenüber dem Rathaus oder das Westin Bellevue mit Canaletto-Blick am anderen Elbufer, aber keines liegt so zentral wie das Taschenbergpalais neben Theaterplatz mit Semper-Oper, Zwinger, Hofkirche und Residenzschloß, und keine der berühmten Sehenswürdigkeiten liegt weiter als einen 5-Minuten-Spaziergang entfernt. Besonders angenehm auch in diesem Zusammenhang, dass Valet-Parking in der Tiefgarage schon für gastfreundliche 16,- Euro pro Tag angeboten wird; in manchen Kempinski-Häusern zahlt man leicht den doppelten Preis.


    Aktivitäten
  • Eher gut
  • Beliebte Aktivitäten

    • Kultur & Erlebnis
    • Ausgehen & Nightlife

    Gleich bei unserem ersten Besuch im Pool- und Wellness-Bereich zeigt sich der ganze Mangel der Anlage: Sie ist für ein Haus dieser Größe schlicht zu klein. Das merkt man im Swimming-Pool unter der schönen Kassettendecke, den man sich mit Horden laut tobender Kinder teilen muss und die ein Schwimmen so gut wie unmöglich machen, den wenigen Liegen, die immer alle gerade besetzt zu sein scheinen, ganz besonders aber an der einzigen Sauna mit den Maßen von vielleicht gerade 2 x 3 Meter und dem ebenfalls sehr klein ausfallenden Fitnessraum ohne Tageslicht – der winzige Röhrenfernseher in der Ecke passt da irgendwie schon wieder. Wenig durchdacht auch der „Ruheraum“, den jeder durchqueren muss, der von den Umkleideräumen ins Schwimmbad gelangen möchte; Plastikblumen tragen dann auch nicht zur Entspannung bei ... Zwar existiert ein Empfangstresen, wo auch Bestellungen aufgeben werden können (die Karte vom Etagenservice liegt aus), gesehen haben wir dort aber nie jemanden. Erfreulicherweise immerhin wird die Anlage morgens bereits um halb sieben geöffnet – und die Sauna ist dann schon erhitzt, was auch nicht überall selbstverständlich ist! –, und zu dieser Zeit waren wir dann doch die einzigen Gäste und konnten in Ruhe in den Tag starten.


    Preis-Leistungs-Verhältnis: Eher gutHotel entspricht der KatalogbeschreibungHotelsterne sind berechtigt
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    Infos zur Reise
    Verreist als:Paar
    Dauer:1-3 Tage im März 2011
    Reisegrund:Stadt
    Infos zum Bewerter
    Vorname:Matthias
    Alter:41-45
    Bewertungen:25