Hotel St. Wolfgang

Für ein Firmenevent wurde das Hotel für ca. 80 Leute gebucht. Wir sind sicher kein niveauloser Haufen der Hotels kurz und klein schlägt, lediglich ein ausgelassenes heiteres Wochenende war geplant, dies war auch bei der Reservierung im Voraus abgeklärt und als "gar kein Problem" bestätigt worden. Zum Hotel gehört eine Klinik welche vor allem auf Knieoperationen spezialisiert ist, ausser 4-5 jüngeren Patienten säumten nur Renter 65+ (Wellnessgäste sowie ebenfalls Rehapatienten) die Gänge. Es entstand sofort ein Sanatorium-Feeling welches den ganzen Aufenthalt anhielt. Als privater Gast würde ich dieses Hotel für einen Wellnessaufenthalt nie buchen. Schon an der Rezeption passierten wir Grüppchen von griesgrämig dreinblickenden Rentnern welche offenbar wenig Freude beim Anblick neuer Gäste verspürten. Dies wurde auch das ganze Wochenende kundgetan (sie kennen es sicher wenn betagte Leute unzufrieden sind und untereinander über einen Pasanten lästern, dies in einer Lautstärke welche das Opfer ohne weiteres gut und deutlich verstehen kann/soll ;) ) Obwohl es sehr gesittet zuging und sich das Feiern nur auf die Bar beschränkte hagelte es Beschwerden. Wie gesagt wurde der Hinweis das bei einer Firmenveranstaltung auch gefeiert wird (was aber auch selbstverständlich ist) als gar kein Problem abgetan. Ein ganz klares Versagen des Hotelmanagements, bei einem derart konservativen und steifen Hauptpublikum sollte man Veranstaltungen bzw. "Andersdenkende Gäste" im Komplex generell nicht zulassen. Hier stand wohl leider der erhoffte Umsatz im Vordergrund. Ich denke das Hotel hat als "Renterparadies" einen gewissen Ruf und deswegen keinerlei Ambitionen mehr etwas zu verändern bzw. zu verbessern. Sollten Sie nicht zu Reha bzw. unter 65 sein und bei einem 5 Sterne Hotel auch 5 Sterne erwarten so würde ich von dieser Anlage abraten.

Ein weiterer Minuspunkt: Die Zimmer waren zwar geräumig, die Ausstattung verursachte jedoch nur Kopfschütteln. Die Betten erinnerten an ein 70er Jahre Motel, das Bad kann man nur als Standard bezeichnen. Ein Kollege fand eine (lebende) Kakerlake unter seiner Bettdecke, wir erwischten "nur" Haare in der Dusche. Die Balkontüre war derartig verklemmt, das diese nur unter starkem Poltern und viel Kraft geöffnet und geschlossen werden konnte. Für ein südliches Urlaubsland gehen die 5-Sterne wohl in Ordnung, für ein deutsches Wellnesshotel jedoch zu hoch gegriffen.

Wir hatten Frühstück und 1x Abendessen. Das Frühstück war etwas mager und sehr unspektakulär präsentiert. Einige Sorten Wurst und Käse, etwas Müsli, frische Eier und der übliche Speck, Würstchen, etc Mix. Insgesamt also eher auf 3-4 Sterne Niveau. Das Abendessen im "Spezialitätenrestaurant" bestand aus einem 4-Gänge-Menü. Dieses war enttäuschend, einfallslos und sehr sehr flach im Geschmack. Generell hat man bei der Gastronomie das Gefühl es ist alles auf das greise Publikum ausgerichtet. Nur nichts aussergewöhnliches und ja nicht würzen. Die Bar war recht ansprechend eingerichtet, durch die niveaulose Fahrstuhlmusik wurde dies jedoch teils wieder zunichte gemacht. Mit mehr Publikum (ca. 70 Personen) als die üblichen 3-4 Besucher war man hier vollkommen überfordert. Warme Getränke, für einen Drink im Laufe des Abends 4 verschiedene Glassorten waren die Folge. Die Barkeeper wurden jedoch mit der Zeit munter und wirbelten ab und an sogar Gläser und Flaschen durch die Luft. Es beschlich uns das Gefühl, das diese nach Jahren von "nur keine hektischen Bewegungen vor den Leuten" endlich mal wieder aus sich raus konnten.

Dies ist der einzig positiv hervorzuhebende Aspekt des Hotels. Das Personal war durchweg freundlich und bemüht. Einige kleine Patzer die ansonsten nicht in Hotels der Kategorie zu erwarten wären (Aschenbecher wurden nicht proaktiv gereicht, teilweise etwas lange Wartezeiten beim Service, etc) sind noch zu verzeihen.

Hier kommt es sicher darauf an, was man machen möchte. Für einen Wellnessurlaub sicherlich sehr schön ruhig gelegen, auch Wandern im Bayerischen Wald sollte noch drinnen sein. Ansonsten jedoch sehr unspektakulär in der niederbayerischen Wildnis gelegen.

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