Das Hotel wirkt auf den ersten Blick marokkanisch stilvoll eingerichtet, mit typischen Innenhof, indem die Überdachung leider den wenigen Orangenbäume keinen Lichtstrahl gönnt. Wenn man von der Dunkelheit der Zimmer und der Gespräche über Golf und Fußball von den meist deutschsprachigen Gästen hinwegsieht, kann man spätestens beim Haarewaschen über die Funktionalität der Dusche und der Geruch nach Abfluß im Bad nicht mehr den doch für Marokko hohen Preis pro Zimmer rechtfertigen. Seit ich ankam lag man mir in den Ohren, doch im Vorraus gleich zu bezahlen. Dies tat ich nicht. wohlwissend das ich, wenn ich bis zum Schluß meines Aufenthaltes in diesem Riad verbleibe, am Ende meiner Nerven bin und das wahre Marrakesch, was ich bereits auf einer früheren Reise erlebte, diesmal nicht erspüren werde, das Hotel wechseln muß. Ich fand ein schnuggeliges Riad, um die Hälfte billiger mit einem exellenten Frühstück und von Franzosen frequentiert, die sich auf Marrakesch einlassen wollen, zudem ein zuvorkommendes liebevoll geführtes Hotel. Ich zahlte sogar die vom Hotelbesitzer behauptete Steuer an den marrokanischen Staat, die Umrechnungsgebühr von Dirham in Euro, und noch irgendeine andere Steuer, die ich bis heute nicht nachvollziehen konnte, nur um schnell vom Riad La Maison normade wegzukommen. Als ich die drei Tage beim Vasal zahlte, nahm ich instinktiv die Rechnung mit und verlies das Hotel mit einem Gefühl der Freiheit und Erlösung. Als ich nach einem lauten Jubelschrei ein paar von den Gassen weiter war, packte mich jemand grob am Arm und rieß mich herum. Es war der Hotelbesitzer, der mich anschrie, ob ich jetzt wohl abhauen wolle, ohne zu zahlen. Ich hielt ihm die Rechnung unter die Nase, er war kollerisch rot im Gesicht angelaufen und forderte zugleich den Rest, da ich ja 7 Tage reserviert hätte. Ich sagte, dass ich auch nicht das reservierte Zimmer erhalten habe und er mich sofort loslassen solle, drohte ihn mit der Polizei, da er mich beleidigte. Auch mein Kampfgeist wurde geweckt und wir gifteten uns zum Erstaunen der umliegenden Einheimischen auf deutsch nur so an, bis die Funken sprühten. Er ist dann abgezischt und ich kann nur sagen, dass mein Gefühl vom ersten Moment an, das richtige war, bei einem Gastgeber zu sein, der die Dollarscheine über alles stellt. Für Familien, junge Leute und alldiejenigen, die an Land und Leute interessiert sind not the right place to be.
Trotz das ich ein Zimmer über das Internet im vorraus reserviert habe, war es belegt und der Hotelbesitzer behauptete, ich habe mich wohl im Namen des reservierten Zimmers geirrt. Ich bat ihn, doch im Internet nachzuschauen. Er stellte fest, daß das gleiche Zimmer tatsächlich doppelt belegt wurde. Nun ging sein Vasal, mit mir los, um andere Gäste zu bitten, ihre Zimmer zu räumen, damit ich dort reingehen kann, da ich auf keinen Fall unten in eines der Zimmer, die direkt zum Innenhof rausgehen und wo man noch weniger Privatspähre hat als oben. Keiner war natürlich bereit und zu guter letzt bekam ich für den gleichen Preis ein Familienzimmer in der oberen Etage, welches aber für eine Familie doch recht eng gewesen wäre. Wie oben bereits erwähnt, die Dusche funktioniert nicht, die Einstellung kalt / warm lässt sich nicht regulieren und der Strahl ist höchstens für einen Kurzhaarschnitt genügend. Die Toilettenspülung funktionierte ebenfalls nicht. Im Badezimmer roch es nach stehenden Abfluß.
Der Hotelbesitzer bietet ein Frühstück inklusive an, wo sich pro Gast eine kleine Scheibe Salami auf dem Teller befindet. Da ich keine Wurst esse, fand ich stets willige Abnehmer für mein Scheibchen. Ansonsten hofft man vergebens auf das übliche Frühstück mit marokkanischen Pfannekuchen und Aprikosenmarmelade. Es gibt nur ausgetrocknetes Baquette. Einziger Highlight zwei Tassen Kaffee. Nach soviel Großzügigkeit des Hotelbesitzers habe ich mir erspart das überteure Essen abends im fast bedrückenden Innenhof, wo man froh ist über jeden Gast der die mitteleuropäischen Begrüßungsförmlichkeiten noch beherzigt, einzunehmen. Man hat mir gesagt, dass es gut sei, aber nicht außergewöhnlich und von der Gewürzmischung kaum nach Orient schmeckend. Wie auch die Musik im Innenhof, die man zwangsläufig auch im Zimmer mithören mußte, eher zum Urlaub nach Capri passte (Eros Ramazotti, ein Grauen!) Außer der Einrichtung ist nichts landestypisch. Wie gesagt Preise für Essen und Wein sind für marokkanische Verhältnisse überteuert.
Der einzige Lichtblick ist die gute Seele des Hauses, die freundliche marokkanische Köchin, die fast alles im Haus erledigen muß und deren Unterstützung das nette Zimmermädchen. Der Vasal des Hausbesitzers, der als marrokanischer Hoteldirektor, stets seinen Patron fragen muß, organisiert angeblich die Touren ins Umland. Der Verdacht liegt nahe, dass die preislich überhöhten Touren bei billigen Anbietern gebucht werden und kaum selbst eine Tour persönlich durchführt. Egal für mich kam es nicht in Frage, an einer Tour teilzunehmen, die nach zeitlichen Streß aussieht. Zuvor hatte ich bereits 2000 km durchs Land hinter mir.
Im Internet versprochen wurde ein Orientierungsgang zum weit entfernten Mittelpunkt der Medina, den Jemma el fna, wo abends und auch tagsüber der eigentliche Reiz dieser Stadt verborgen liegt, sofern man sich darauf einlassen kann und nicht nur Fotos für einen kurzen Augenblick erhaschen will. Leider wurde mir nur eine gekritzelte Skizze des Weges zum Platz durch enge Gassen und Souks mit auf den Weg gegeben. Kaum aus der sicheren Bastion des Wohlstandes und des bürgerlichen Mikrokosmos heraustretend, waren schon einige Burschen darauf erpischt, sich auf die Gäste des Riad zu stürzen, um ihre Dienste ungefragt und aufdringlich anzubieten. Als Alleinreisende ist daher die Lage des Hotels, möchte man abends auf den Platz und wieder sicher zurück ins Riad, nicht zu empfehlen, da man sich auf den Rückweg durch die Souks und zum Stadtviertel Sidi Benslimane durch enge dunkle Gassen durchaus verlaufen kann und ausgeliefert den Wegweisern, die nur in Euro entlohnt werden wollen, sich doch anvertrauen muß. Kurz gesagt die Lage des Hotels ist ungeeignet für Menschen, die den Puls der Stadt und deren Mystik erkunden möchten, gut geignet für solche, die sich hinter dicken Wänden in eine Art Sanatorium zurückziehen möchten. Fast nur ältere Gäste, die sich gerne über Golf spielen in einem trockenen Land Gedanken machen.
Beliebte Aktivitäten
- Sonstiges
Gibt es nicht. Unterhaltung besteht einzig und allein aus dem Geschwätz vom Hotelbesitzer und seinen Gästen, und dessen Anektoden, was er doch für unverschämte Gäste in der Vergangenheit gehabt habe und wie er einmal einen Familie Hals über Kopf rausschmiß, weil ihr Junge bereits um 7. 00 Uhr morgens lauthals nach Frühstück verlangte.
Infos zur Reise | |
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Verreist als: | Alleinreisend |
Dauer: | 1-3 Tage im Mai 2009 |
Reisegrund: | Sonstige |
Infos zum Bewerter | |
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Vorname: | Andi |
Alter: | 41-45 |
Bewertungen: | 1 |