- Preis-Leistungs-VerhältnisSchlecht
Eine Zumutung, alles abgewohnt. In einer Bewertung schreibt ein Gast: "... ein begehbares DDR-Museum". Ja, vermutlich ein ehemaliges FDGB-Heim. Die lobenden Rezensionen können nur Fake sein.
Wir können nur für unser Zimmer sprechen, aber wir gehen davon aus, daß die Nachbarzimmer in ähnlich desolatem Zustand sind. Die Zimmertür, eine dünne MDF-Plattentür aus DDR-Zeiten mit einem Messing-Klinkenbeschlag mit abgewetzter Patina. Verschlossen wird die Tür mit einem x-fach übergepinselten Kastenschloss Made in Poland - vor 1989! Danach folgt ein kleiner Flur mit mehrfach aufgeplatztem Laminat, Beleuchtung aus der DDR-Platte von 1970, eine Spiegelumrandung mit Spaxschrauben. Geradeaus folgt das erste Highlight - das Bad. Hier ebenfalls alles abgewohnt. Wandfliesen als Bodenfliesen verlegt, Fliesen gerissen, Fliesenfugen ausgebrochen, Silikonfugen mit andersfarbigem Silkon unfachmännisch nachgezogen, offen über Putz verlaufende Heizungsrohre, ein wackeliger, eingerissener Wandspiegel mit vergilbten Lampenfassungen, eine wackeliges Toilettenbecken mit verrosteten Schrauben ... Es gab nicht mal einen Seifenspender oder ein Stück Seife. Danach der Blick ins Schlaf-/Wohnzimmer. Sprachlos. Weißes Bett, an zig Stellen angeschlagen, Farbe fehlt. Gleiches gilt für die Möbel. Ein alter eckiger Küchen(?)-Tisch, zwei Küchenstühle, über dem Tisch eine weiße Tischdecke im Mitropa-Look. Eine Flasche Merkur-Wasser, zwei Gläser, keine Blumen, dafür jeweils ein Eukalyptus-Bonbon auf den Kopfkissen. In der rechten Ecke unter dem Fenster ein schwarzer (!) kleiner Kühlwürfel - nicht angeschlossen. Ein Radiowecker auf dem Nachttisch - nicht angeschlossen. Die Heizungen kalt, ein Plattenheizer an der Wand - nicht angeschlossen. Vor den Betten jeweils ein kleiner Teppichfussabtreter. Ach ja, ein Telefunken-TV hing an der Wand mit einer Hand voll Sendern. Wir wollten sofort wieder abreisen. Eine Nacht nach ausreichend Alkohol und einem Blick auf die Seebrücke sind wir geblieben. Noch Frühstück gegessen und danach nichts wie weg. Die zweite Übernachtung bereits bezahlt - egal, das tun wir uns nicht länger an.
Das Frühstück war ergiebig. Auch ein Glas Sekt, daß der Hotelier ausgab, konnte uns vom Entschluss der vorzeitigen Abreise nicht mehr abhalten. Abends ist es dort tot, es riecht nach alt, nach Muff, das Hotel nur über die klapprige Tür des Nebeneingangs zu betreten. Bewegungsmelder geben Licht, um das Schlüsselloch zu finden, aber man muß sehr schnell sein. Das Zustandekommen der im Flur aufgehängten Hotelbewertungen von Holidaycheck, Tripadvisor, booking.com usw. ist uns ein Rätsel. Mit der Realität haben diese Siegel GAR NICHTS zu tun.
Der Hotelier und die Servicekraft wünschten einen freundlichen Guten Morgen.
Die Zuwegungsstraße gleicht nach längerem Regen einem Truppenübungsplatz, die Aussenanlage ist ungepflegt, unpassend zusammen gesammeltes Exterieur, gegenüber ein Grundschulbau und eine Sporthalle. Die Straßen in Sellin sind zum Teil seit Jahren nicht saniert worden. Da stellt sich die Frage, wo die Einnahmen der Stadt aus dem Gastgewerbe investiert werden. Nicht in den Straßen und auch nicht an der optisch sehr schönen Seebrücke, deren Holzplanken an vielen Stellen durchgerottet sind. Gibts in Sellin ein Bauordnungsamt?
Beliebte Aktivitäten
- Sonstiges
Eine abendlich geöffnete Bar hätte vollkommen gereicht.
Infos zur Reise | |
---|---|
Verreist als: | Paar |
Dauer: | 1-3 Tage im November 2019 |
Reisegrund: | Sonstige |
Infos zum Bewerter | |
---|---|
Vorname: | Exil-Berliner |
Alter: | 46-50 |
Bewertungen: | 1 |