- Preis-Leistungs-VerhältnisSehr schlecht
Das im Jahre 1923 von der damaligen französischen Kolonialverwaltung eröffnete "La Mamounia" gilt als eines der prunkvollsten Hotels des "Schwarzen Kontinents", in derselben Liga beheimatet wie etwa Afrikas andere berühmte Kolonialherbergen "Mena House" in Kairo, das "Old Cataract" in Assuan, das "Victoria Falls Hotel", das "Norfolk" in Nairobi oder Maputos "Polana Hotel" (Mozambik). Man betritt das Hotel durch einen kleinen Palmengarten, wird - wenn man Glück hat - freundlich empfangen und in das dunkle Innere des Foyers geleitet. Hier eröffnet sich dem Gast eine Welt voller Eleganz und Pracht, man ist umgeben von feinster marokkanischer Handwerkskunst sprich roten Polsterlandschaften, dicken Berberteppichen, orientalischen Türbögen und Säulen, kleinen Patios mit Springbrunnen, Wänden mit fligranen Gipsreliefs, Deckenmalereien und Fliesenmosaiken. Diese ganze Opulenz in zugegeben etwas gewöhnungsbedürftiger Düsterkeit ist anfänglich sehr eindrucksvoll und spiegelt absoluten Luxus wider, leider offenbart das "Mamounia" aber auch, vor allem in servicetechnischer Hinsicht, einige gravierende Mängel, so daß ich doch mit etwas gemischten Gefühlen wieder abgereist bin. Nichtsdestotrotz stellt das Hotel für "Besserverdienende" eine (fast) perfekte Wahl dar, von dem Trubel (und auch der Armut) Marrakech´s ist man weit entfernt, kann sich sicher und geborgen fühlen. Ich persönlich würde das "Mamounia" allerdings kein zweites Mal wählen, alles kommt ein bißchen snobistisch und leider partiell auch arrogant daher, zudem befinden sich die (Zimmer-) Preise auf astronomischem und schlichtweg unangemessenem Niveau und haben mit der Lebenswirklichkeit Marokkos nichts zu tun. Auch scheint das Haus nach der großen Renovierung von 2009/2010 seine "Seele" etwas verloren zu haben, heute ist es eine perfekt gestylte Luxusherberge wie viele andere, ein bißchen Waldorf Astoria, ein bißchen Disneyland und ein bißchen exotisches Arabien. Diese Mischung bekommt man in manch anderen Hotels der Stadt zumindest ähnlich, viel preisgünstiger und oft authentischer ... zum Beispiel in nur leicht bescheidenerem Rahmen im Hotel "Les Jardins de l`Agdal", in dem ich vorher gewohnt hatte und über das ich eine separate Bewertung eingestellt habe.
Das "Mamounia" besitzt in verschiedenen Wohnflügeln und auf 4 Stockwerken ca. 200 Zimmer und Suiten, die Preise beginnen, je nach Jahreszeit, bei etwa 3800 Dirham und sind nach oben (fast) grenzenlos. Ich bewohnte ein "Superieure" mit Blick auf die Ausfallstraße Richtung Flughafen, gute Schalldämmung verhinderte das Eindringen von Verkehrslärm, nicht aber den 5 x täglichen Ruf des Muezzin von der nahen Koutoubia-Moschee (erstmals ca. 4.30 Uhr). Meine Unterkunft (Zimmer 315) war etwa 25 qm groß, im orientalischen Stl sehr geschmackvoll eingerichtet und bot trotz günstigster Zimmerkategorie ein komfortables, wenngleich etwas beengtes Wohnen. Das Preis-/Leistungsverhältnis stimmte insofern leider nicht. Das Zimmer verfügte über einen bestens gepflegten, gefliesten Boden, ein äußerst luxuriöses Boxspring-Bett mit verschiedenen Kissen, 1 Zudecke, Kopfpolster und 2 Nachttischchen mit Telefon, kleine Sitzecke mit 2 Polstersesselchen, einen knapp bemessenen Schreibtisch mit Schreibmappe/-utensilien, größeren, an der Wand befestigten Flatscreen (deutsche Sender: ZDF, SAT 1, RTL ...), gut kühlende, verstellbare Aircon, Schränkchen mit Kühlschrank und extrem teuerer Minibar (z.B. 0,33 l Heineken ca. 9 €), ein paar Wandbilder mit arabischen Stichen, orientalische Deckenlampen und drei kleine Fenster mit schweren, dunklen Vorhängen bzw. Jalousie. Öffnete man das Fenster, zog tagsüber starker Küchenduft ins Zimmer. Durch einen engen Gang gelangte man die Garderobe mit geräumigem Kleiderschrank, Elsafe, genügend Bügeln und Kofferständer. Separat untergebracht waren WC und Bidet sowie das Bad mit Wanne und Regenwasserdusche, kleinerem Waschtisch mit Spiegel, Kosmetikspiegel, sehr effizientem Haarföhn, Waage, hochwertigen Shampoos/Seifen und besten Hand-und Badetüchern. Nach dem Duschen roch es eine gute Zeit stark nach Kanal, etwas störend empfand ich auch, daß die Lampen/Leuchtkörper selbst bei "vollem Betrieb" die einzelnen Zimmerbereiche teilweise nur unzureichend erhellten und die gesamte Atmosphäre - bei allem Komfort - doch eher düster wirkte.
Das "La Mamounia" verfügt über verschiedene hochwertige Restaurants, das ganz zauberhaft gestaltete "Marrocain" mit lokaler Küche, eines für klassische, französische und internationale Küche sowie das im Pavillon am Pool gelegene Frühstücksrestaurant. Da ich die Preise für alles Gastronomische in meinen Augen als unangemessen empfand, zog ich es vor, in der Stadt zu essen und mich im Hotel auf das Frühstück und das hübsche, im Park gelegene Café zu konzentrieren. Das "petit dejeuner" kann ab 6.30 Uhr auf der Poolterrasse eingenommen werden, die Auswahl des Buffets an arabischen und westlichen Kalt-und Warmgerichten ist großzügig bemessen, auch optisch gefällig aufbereitet, kann sich jedoch nach eigener Erfahrung mit Luxushäusern z.B. in Dubai oder Fernost nicht messen. Der Service geriet aufmerksam, mit Trinkgeld wird - das gilt für das Personal im ganzen Hotel - allerdings immer noch eine Schippe draufgelegt. Die im Foyer gelegene , schummrige Bar mit abendlicher Musikuntermalung ist Geschmackssache, sehr gemütlich, mit weißen Lounge-Möbeln, fand ich die Caféterrasse mit Blick auf den Park, hier treffen sich an den Nachmittagen im Rahmen von Stadtrundfahrten allerdings auch viele externe Gäste.
Als Weltklassehotel bietet das Hotel alles an Services, was in einem 5-Sterne-Haus üblich ist und selbst der anspruchsvollste Reisende nachfragen könnte. Leider haperte es mit Freundlichkeit, Arbeitseffizienz und Dienstbereitschaft einiger Mitarbeiter in manchen Fällen doch erheblich. So wurde mir nach dem Betreten des Hotels im Foyer ein - von der Rezeption nicht einsehbarer - Platz "zugewiesen" und mir sofortiges "Kümmern" zugesagt. Leider wurde ich dann für längere Zeit vergessen, von dem im Zimmerpreis inkludierten Welcome-Drink ganz zu schweigen. Nach etwa 15-minütigem Warten kam dann durch eigene (!) Intervention doch noch der mit weiterer Wartezeit verbundene, insgesamt gut 45 Minuten (!) dauernde Check-In Prozess in Gang - wohlgemerkt bei vielleicht nur zur Hälfte belegtem Hotel. Es ist desweiteren zu kritisieren, daß nur ein Teil der Staff das Grüßen des Gastes verinnerlicht hatte und mehr als einmal lieber an diesem vorbeisah - in einem Hotel dieser Preisklasse, liebes Management, ein absolutes NoGo! Nicht weniger inadäquat die Ansprache eines Poolboys, der mich als neu eingetroffenen Gast anzweifelte und nach meiner Legitimation fragte. Generell nichts dagegen einzuwenden, aber im Falle einer Täuschung entschuldigt man sich und dreht sich nicht wortlos wieder ab. Unverständlich auch, daß ich bei Abreise keinerlei Zimmerrechnung erhielt - warum wohl? -, und ich diese bis heute, 3 Tage nach Rückkehr, trotz einer Erinnerung per E-mail noch immer nicht erhalten habe. Angesichts all dieser Schwächen bleibt dennoch festzuhalten, daß der größere Teil der Mitarbeiter seine Sache besser machte, ein übler Nachgeschmack blieb jedoch erhalten,
Das Hotel liegt perfekt zwischen dem Stadtteil Hivernage und dem "Gauklerplatz" Djemna el Fna, auch die berühmte - allerdings von Nichtmuslimen nicht betretbare - Koutoubia-Moschee befindet sich praktisch um die Ecke. Zum Djemna el Fna, seinen Akrobaten, Musikern, Essens-und Saftständen oder den Terrassenlokalen - den besten Blick auf das turbulente Geschehen hat man ab etwa 17 Uhr vom sehr einfachen Terrassencafé "Al Maha" - geht man wie auch in die Souks etwa 10 Minuten, ein Taxi ist nicht erforderlich. Der Airport Menara ist etwa 8km entfernt, das "Petit Taxi" vom Airport sollte nach Vereinbarung nicht mehr als 100 Dirham (ca. € 9,30) kosten, bei günstigeren Hotels kann der Preis auf 50 - 60 Dirham heruntergehandelt werden. Die Rückfahrt mit dem vom Türsteher des Hotels gerufenen Taxi erleichtert Ihren Geldbeutel um ein Vielfaches, wenn man nicht zuviel Gepäck besitzt und sparen möchte, verläßt man das Hotel und findet linkerhand nach etwa 50m zu jeder Tages-und Nachtzeit diverse wartende Taxis, die den Airport - wiederum nach kurzem Handeln - für ca. 100 Dirham anfahren.
Beliebte Aktivitäten
- Kultur & Erlebnis
- Ausgehen & Nightlife
Prunkstück des Hotels ist der berühmte Park mit uralten Palmen, knorrigen Olivenbäumen und botanischen Spezialitäten wie z.B. einer eigenen Anlage von Kaktussen aus aller Welt. Ein Genuß, am frühen Morgen, vielleicht noch vor dem Frühstück, den Garten zu durchwandern und die Frische eines neuen Tages "einzuatmen". Ein toller Platz zum Erholen auch der riesige Pool mit Palmeninselchen, in den kühleren Monaten wird das Wasser gewärmt. An den Beckenrändern in großer Zahl neuwertige Liegen (ohne Auflagen), die - nicht immer aufmerksamen und sich oft um sich selbst kümmernden - Poolmänner bringen die Badetücher und, wenn sie genug Trinkgeld bekommen, vielleicht auch gerne Getränke. Desweiteren stehen zwei Sandtennisplätze und ein Fitnessraum zur Verfügung. Und wer auch Shoppen als Freizeitangebot sieht, dem bietet das Hotel mehr als genug Möglichkeiten, im Foyer und dem "andalusischen" Teil mit Patio befinden sich etliche sehr hochwertige Läden für Mode, Schmuck und ähnlich Kostspieliges. Und handeln darf man übrigens auch im "La Mamounia" . ..
Infos zur Reise | |
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Verreist als: | Alleinreisend |
Dauer: | 1-3 Tage im Oktober 2016 |
Reisegrund: | Stadt |
Infos zum Bewerter | |
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Vorname: | Eberhard |
Alter: | 66-70 |
Bewertungen: | 549 |