- Preis-Leistungs-VerhältnisSchlecht
Das im Jahre 1930 als britisches Kolonialhotel eröffnete "Dome" war lange eine renommierte Traditionsherberge in Girne (Kyrenia), hat aber seinen alten Glanz fast völlig eingebüßt. Heute steigen in diesem Haus fast nur noch türkische Touristen und Casinobesucher ab, die früher die Mehrheit stellenden britischen Gäste auf Nostalgieurlaub scheinen mittlerweile eher die Ausnahme zu bilden. Macht das "Dome" in seinen öffentlichen Bereichen wie dem mit Säulen bestückten, recht eleganten Foyer und plüschigen und ein wenig an die "gute, alte Zeit" erinnernden Salons noch einen recht guten Eindruck, so verflüchtigt sich dieser ganz schnell, wenn man ein wenig hinter die Kulissen blickt: Das gesamte Gebäude wirkt doch sehr vernachlässigt, auch scheint für eine gewisse Hotelordnung und einen gästefreundlichen Ablauf niemand so richtig zuständig zu sein, im Klartext: Das Hotel wird schlampig geführt und penible oder gar auf einen guten, einem 4-Sterne-Hotel entsprechenden Service bedachte Gäste haben hier ganz schlechte Karten. Daher kann ich dieses alte, früher sicher einmal attraktive und mit Patina behaftete Hotel leider nicht empfehlen bzw. nur noch dem Gast, dem es mehr oder weniger egal ist, wo er wohnt und vielleicht nur die relativ günstigen Preise als Argument für einen Aufenthalt sieht.
Das Hotel verfügt ihn zwei Gebäuden über knapp 200 Zimmer, diese sind über einen Aufzug oder ein Treppenhaus erreichbar und liegen an langen, hohen Gängen mit sehr schmutzigen Teppichen. Ich bewohnte ein etwa 16qm großes Zimmer mit 2 Balkonen und sehr schönem Blick auf das Meer, die Einrichtung war recht einfach, das Mobiliar teilweise abgestoßen und der Teppich, obwohl täglich gesaugt, fleckig und unansehnlich. Die Ausstattung umfasste ein breites Doppelbett mit sehr harter Matratze und noch härterem - fast muß man sagen: betonähnlichem - Kopfkissen, 1 Zudecke, Kopfpolster und 2 Nachttischchen , einen kleinen Schreibtisch mit Spiegel, Telefon und Haarföhn, Tischchen mit Polsterstuhl, Kühlschrank mit Minibar, Garderobe mit diversen Fächern, Plastikbügeln und altmodischem Safe, an der Wand befestigten Flachbild-TV mit ausschließlich türkischen Kanälen, verstellbare Klimaanlage sowie zwei kleine Balkone mit häßlichen Plastikstühlen (und noch Preisschildern!) und sperrmülllverdächtigem Tischchen. Das Bad war klein und dunkel, besaß eine etwas enge und leicht desolate Badewanne mit Duschvorrichtung (beim Wasseraustritt Geruch nach Kanalisation), einen Designerwaschtisch mit Spiegel, teilweise sehr dünnem Wasserausstoß, 240V-Steckdose, diversen Seifen, Shampoos und etwas "biligen" Hand-und Badetüchern. Hatte man geduscht, stand der Boden trotz einer "halben" Plexiglaswand schnell unter Wasser. Die anderen Unterkünfte sehen nach Augenschein nicht anders aus, mehr als 2 Sterne verdienen diese Zimmer sicher nicht.
Das "Dome" verfügt neben einer recht gemütlichen und plüschigen Möbeln bestückten Bar über ein sehr großes Restaurant, den Charme dieses Speisesaales würde ich eher mit dem Liebreiz eines Bahnhofswarteraumes oder eines Sanatoriums vergleichen. In dieser seelenlosen Atmosphäre werden morgens ab 6.00 Uhr zum Frühstück und abends ab 19.30 Uhr zum Abendessen reichhaltige Buffets aufgebaut (Diner 50 TYL). wobei sich die Auswahl und Geschmack der Speisen fast ausschließlich an türkischen Essgewohnheiten ausrichtet. Ich nützte lediglich das Frühstück, dieses war zwar durchaus vielseitig sortiert, gab aber in geschmacklicher Hinsicht ebenfalls Anlaß zu einiger Kritik (z.B. Säfte aus dem Chemielabor, kaum Obst, außer Nescafe keine Kaffeeauswahl ...). Eiergerichte wurden von einer Köchin separat zubereitet, die Bedienung durch die sich oft um sich selbst oder ihre Smartphones kümmernden Servierkräfte geriet eher pflichtbewußt als freundlich. Sehr schön hingegen das Sitzen auf der bedachten Außenterrasse, hier mit Blick auf das Meer und das Pooldeck den Tag zu beginnnen, versöhnte zumindest ein wenig mit der ansonsten tristen Hotelperformance.
Service, was ist das? Offenbar stören sich die türkischen Gäste nicht daran, daß man in diesem Hotel als Gast so gut wie keine Beachtung erhält, man von keinem Mitarbeiter jemals gegrüßt wird, man an der Rezeption oder bei Fragen entweder huschhusch oder unwillig abgefertigt wird und ein Servicegebahren, wie es in einem 4-Sterne-Hotels eigentlich gang und gäbe sein sollte, schlichtweg nicht existent ist. Speziell die Damen am Empfang fielen mir durch Unwilligkeit und teilweise auch herablassendes Agieren besonders unangenehm auf. Die Zimmermädchen und die Restaurantkräfte arbeiteten soweit ordentlich, mit einem bemühten und kundenorientierten Service - z.B. auch nur dem gelegentlichem Abräumen Ihres Frühstückstisches - sollten Sie aber eher nicht rechnen. Positiv hingegen: Ein Taxistandplatz und ein Geldautomat befinden sich direkt neben dem Hotel, WLAN im Hotel war kostenlos, wobei die Verbindung allerdings desöfteren hakte. Ein frei zugänglicher PC steht auch im Foyer, hier befinden sich auch ein paar Stände von türkischen Reiseagenturen.
Eine der wenigen positiven Faktoren dieses Hotels ist die Lage auf einem großen Felsvorsprung direkt am Meer. Der Blicke auf Küste und das Wasser sind wundervoll und auch der wirklich sehr malerische Hafen mit seiner wuchtigen Festung (wegen des besseren Lichts am Vormittag besuchen, Eintritt 12 TYL) ist nur wenige Schritte entfernt. Ebenso schnell erreicht man die Geschäftsstraßen, hier findet man zahlreiche Restaurants, Cafés, Supermärkte etc. In etwa 10-15 Minuten Entfernung ein nicht zu übersehender Kreisverkehr, hier starten u.a. mehrmals täglich Kleinbusse nach Lefkosa (Ercan Airport) und Famagusta sowie alle paar Minuten die Sammeltaxis (Dolmus). Ich war vom Airport Larnaka gekommen und bezahlte für den Privattransfer bei einem deutschen Veranstalter bis Hotel 100 €, ab Hotel kostet das Privattaxi z.B. zum Grenzübergang in Lefkosa/Nikosia 25 € bzw. 75 TYL (25 Minuten Fahrt, ähnlicher Preis bis Flughafen Ercan). Ein sehr empfehlenswerter Ausflug geht zum etwa 8km entfernten Kloster Bellapais (Taxi 6 €), dort könnte man z.B. in dem wunderbaren Hotel "Bellapais Gardens" wohnen und sich damit den Frust des Dome Hotels ersparen.
Beliebte Aktivitäten
- Kultur & Erlebnis
- Ausgehen & Nightlife
Das Hotel punktet mit einer sehr großen Poolanlage, um das betonierte und teilweise mit grünem - und teilweise schon recht verschlissenem und schmutzigem - Kunstrasen bedeckte Pooldeck stehen zahlreiche einfache Liegen mit dicken Plastikauflagen. Im hinteren Teil, gegenüber dem Anchor-Restaurant, ein weiteres Betondeck mit Naturbecken (Meerwasser), etwas fragwürdige Stufen führen von hier auch hinein ins Meer. Die Toiletten waren weitgehend sauber, die Umkleiden erinnerten an Kabinen in deutschen Badeanstalten der 50er-Jahre, Badetücher lagen zur Selbstbedienung aus. Neben dem Hotelgebäude befindet sich der Eingang zu einem Spielcasino, viele Hotelgäste reisen ausschließlich wegen der Möglichkeit zum Zocken an. An Wochenenden finden im Hotel Hochzeiten und große Feierlichkeiten statt, die Ruhe kann dann bis spät in die Nacht empfindlich gestört sein.
Infos zur Reise | |
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Verreist als: | Alleinreisend |
Dauer: | 3-5 Tage im Mai 2016 |
Reisegrund: | Stadt |
Infos zum Bewerter | |
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Vorname: | Eberhard |
Alter: | 66-70 |
Bewertungen: | 547 |