- Preis-Leistungs-VerhältnisSchlecht
Das Hotel liegt, durch eine Straße und einen Parkplatz getrennt, in Strandnähe. Wir hatten All-Inclusive gebucht. Im Reisebüro sagte man uns, daß AI dort bald abgeschafft würde, im Hotel, daß AI gerade erst eingeführt wird. Wie auch immer: AI heißt hier nicht, daß an jeder Ecke ein Kühlschrank mit Getränken steht, die Minibar täglich (zumindest mit Wasser) aufgefüllt wird usw., sondern daß man sich Getränke an der kleinen Hotelbar besorgt, indem man die Schelle betätigt und hofft, daß man nicht völlig ausgetrocknet ist, bis jemand kommt. War manchmal ganz schön knapp... Abends lädt die Hotelbar (bis 23.30 Uhr) zum gemütlichen Verweilen ein - zumindest wenn man die letzten 20 Jahre im Koma gelegen hat und sich am Chic der früheren DDR orientiert. Die Sitzmöbel in der Lobby dürften nach dem Fall der Mauer genau so von dort importiert worden sein wie das Gros der Pool-Liegen - um diese sollten Kandidaten für einen Bandscheibenvorfall lieber einen großen Bogen machen. Enttäuschung ist immer eine Frage der Erwartungshaltung! Von einem Vier-Sterne-Hotel im afrikanischen Hinterland oder den unendlichen Weiten der mongolischen Taiga darf man sicherlich nicht allzuviel erwarten, im touristikerfahrenen Spanien schon. Und zwar viel mehr! Vor allem vor dem Hintergrund, daß wir auch einen Vier-Sterne-Urlaub bezahlt hatten! Alles in allem war es kein "Horror-Urlaub", wie man ihn allenthalben im Fernsehen sieht - aber wir waren dann doch ganz froh und glücklich, als wir unsere Koffer für die Heimreise packen durften. Tipp: Für einen einwöchigen Kurztripp, wenn man einfach nur ein paar Tage in die Sonne will, vielleicht geeignet (wenn der Preis stimmt!), für einen rundum-sorglos-Urlaub, bei dem alles stimmt und man die Tränen des Abschieds nicht unterdrücken kann, meilenweit entfernt. Aber meilen-weit!
Das Zimmer war groß und geräumig - zumindest für die Angehörigen des einen oder anderen Pygmäen-Volkes. Wahrscheinlich wurde beim Erbauen dieses Hotels eine neue Technik ausprobiert, nämlich die Wände direkt ums Bett herum zu bauen. Hat geklappt. Fairerweise muß man dazu sagen, daß uns auf Nachfrage ein größeres Zimmer angeboten wurde, dies wäre jedoch auf der anderen Hotelseite mit Blick auf die nächste Häuserfront gewesen. (Seitlicher) Meerblick oder etwas mehr Bewegungsfreiheit - alles kann man nicht haben. Wenn man nachts aufwacht und fürchtet, ein Zeppelin habe sich verflogen und setze direkt auf dem Balkon zum Landen an: Keine Angst - das ist nur die Klimaanlage! Eine Minibar ist vorhanden - sicherheitshalber wird sie aber bei All-Inclusive-Gästen ausgeräumt. Blitzeblank! Wie übrigens auch das übrige Zimmer: Ausgesprochen sauber! Echt! Wenn im Nebenzimmer gewerkelt wird, fällt schon mal ein Bild von der Wand aufs Bett, das eben noch stolz und groß darüber prangte. Wir waren zum Glück schon aus den Federn, so daß schwerwiegende Kopfverletzungen zum Glück vermieden werden konnten - Langschläfer sollten daher jedoch auf eine Krankenrücktransportversicherung auf keinen Fall verzichten!
Verhungern muß dort niemand! Das Essen wird zwar nach einigen Tagen etwas eintönig, aber es sollte eigentlich immer für jeden am Buffet etwas dabei sein. Fällt allerdings mal eine Nudel daneben, ziert die Soße mittlerweile neben dem Warmhaltebehälter auch große Teile der Anrichte oder ist ein Schöpflöffel nach einiger Zeit vom Kartoffelgratin verklebt, bleibt das auch so bis die Tafel aufgehoben ist. Es gibt zwar einen "Maitre de Restaurant", der ist aber ausschließlich dafür zuständig, die Zimmernummern der Gäste zu notieren, in seinem Zettelwust zu suchen oder ihnen wertvolle Ratschläge zu erteilen, wie z.B. auf meinen Hinweis, daß wir zwar gleich die Mahlzeit beendet haben, aber sich immer noch niemand dazu herabgelassen hat, unsere Getränkebestellung entgegen zu nehmen: "Dann müssen Sie sich 'n Kellner suchen!"
Ein Gefälle vom Marianengraben bis zum Mount Everest! Marianengraben: Wer zum Essen etwas trinken möchte, sollte sich vorsichtshalber selbst was mitbringen. Wer gern am Buffet verschiedene Speisen in mehreren Gängen kostet (durchaus ja nicht unüblich), sitzt am Ende der Mahlzeit im eigenen Tellerberg. Die Kellner im Speisesaal waren bemüht, aber aufgrund ihrer geringen Anzahl restlos überfordert. Die Kellnerinnen hingegen vermitteln dem Gast nicht selten das Gefühl, daß ihre Arbeitszeit sie hier eigentlich nur davon abhält, sich auf die nächste Wahl der "Miss Spanien" vorzubereiten. Gegen Ende unseres Aufenthalts wurde das Personal im Speisesaal zahlenmäßig aufgestockt, wodurch sich die Lage merklich entspannt hat. Dann war sogar mal ein Lächeln oder ein freundliches Wort drin, da die Kellner/innen nicht mehr so gehetzt waren. Unsere Vermutung: Der Hotelier hatte einfach zu wenig Personal bereitgestellt. Mount Everest: Die Rezeption! Die Mitarbeiterinnen dort (ich glaube, es waren ausschließlich Damen) sind ausgesprochen freundlich und hilfsbereit.
Shoppingmöglichkeiten sind in dem kleinen Örtchen reichlich vorhanden und zu Fuß zu erreichen. Wer auf "Halligalli", Miss-wet-T-Shirt-Competitions und Sangria aus dem Eimer steht, ist hier verkehrt. Wer es etwas ruhiger mag, absolut richtig - von der Klimaanlage mal abgesehen (s.u.)!
Beliebte Aktivitäten
- Strand
Positiv ist hervorzuheben, daß Sport und Animation nicht angeboten werden. Gelegentlich trat eine Flamenco-Gruppe oder ein Kaninchen-aus-dem-Hut-Zauberer auf. Wer Letztgenannten auf dem 80. Geburtstag von Oma Hedwig verpaßt hat, konnte hier also die Versäumnisse der Vergangenheit aufarbeiten. Der Pool ist für Kurzsichtige und Freunde von symmetrischen Formen das Nonplusultra: Klein und eckig. Eingefaßt in pflegeleichten Kunstrasen bietet das Hinterhof-Schwimmbecken mit seinen knapp 30 Liegen (bei161 Doppelzimmern!) sonnen-empfindlichen Gästen ausreichend Schutz: Der Hof liegt (bis auf ein kleines Zipfelchen) den Löwenanteil des Tages im Schatten. Der Strand ist etwas grob (und zum Wasser hin kieselig), aber sehr sauber und nicht überlaufen (Juni). Strandhändler sind zwar zahlreich vorhanden, aber wohltuend unaufdringlich.
Infos zur Reise | |
---|---|
Verreist als: | Paar |
Dauer: | 2 Wochen im Juni 2011 |
Reisegrund: | Strand |
Infos zum Bewerter | |
---|---|
Vorname: | Vincent...Vega |
Alter: | 41-45 |
Bewertungen: | 5 |