Adlerstube in Nattheim

Es hätte mir eine Warnung sein sollen, dass beim Internetauftritt des Hotels, die Landmetzgerei Mack dominierte. Auch die spätere Hotelrechnung wurde von dieser Metzgerei ausgestellt. Mein Zimmer befand sich im 2. OG. Der Weg dorthin ist verschachtelt und verwinkelt. Das Zimmer selbst ist an Nüchternheit nicht zu toppen. Hochachtung vor den Betreibern, es wurde wirklich nichts vergessen, was man weglassen kann. Selbst einen Zahnputzbecher, den ich als Trinkgefäß hätte nutzen können, fehlte. Der Fernseher war vom Bett aus kaum noch sichtbar. Der zerfetzte Lumpen im Bad entpuppte sich als Handtuch (Foto). Behaupte ich jetzt mal, ich habe mich zumindest damit abgetrocknet. Das telefonisch versprochene WLAN verhalf zumindest zu der Illusion, sich im Internet zu befinden. Nach mehreren Minuten setzte sich die Google-Startseite, wie von einem Dreijährigen gepuzzelt, zusammen. Dann ging nichts mehr. Von der Bedienung erhielt ich die Auskunft, dass der Empfang öfters mal schlecht ist. Also, Problem bekannt aber nicht verbessert. Wer um 6 Uhr aufstehen möchte, braucht sich keinen Wecker zu stellen (alle anderen übrigens auch nicht). Ab dann werden umfangreiche, lautstarke Lade- und Liefertätigkeiten vor dem Haus durchgeführt. Nein, es hat keinen Sinn darauf zu warten, dass es aufhört. Man ist schließlich nicht beim Zahnarzt sondern im Hotel Adlerstube. Im Bad haben sich die Betreiber was ganz besonderes einfallen lassen. Der Spiegel hängt nicht über dem Waschbecken, sondern seitlich an der Wand daneben (Foto). Wer sich rasiert und dabei im Spiegel betrachten möchte, muss sich nach links drehen und vorbeugen. Alle Rasierabfälle landen aber nicht mehr im Waschbecken sondern im Heizkörper unter dem Spiegel und verdampfen dort. Der Dunstabzugsventilator wurde in Hüfthöhe neben dem Waschbecken eingesetzt. Dort kann er am effektivsten den Rasierschaumdunst absaugen. Man hat sich was dabei gedacht. Alle Wut und jeglicher Hass verschwinden, wenn man nach Minuten des Wartens endlich warmes Wasser aus der Dusche fühlt und sich drunter stellt. Wer den Unterschied zwischen Brandblasen und Frostbeulen noch nicht kennt, sollte unter dieser Dusche verweilen. Die Wassertemperatur verändert sich zügig, extrem und ständig wechselnd. Quasi 40 Saunagänge in 4 Minuten. Auf das Frühstück, kredenzt durch die Landmetzgerei Mack, habe ich mich sehr gefreut. Jedoch wurde ich auch hier endtäuscht. Die Wurst sah mich genauso langweilig an, wie ich sie. Wir mieden uns! Ein Herr in Küchenkleidung, der mir schon am Vortag beim check-in, auffiel, bewegte sich in der Küche und am Rezeptionsbereich, würdigt den Gast keines Blickes und hat ständig eine Kippe in der Hand. Auch im Küchenbereich. Ich war froh nur ein Ei gegessen zu haben. Das konnte unmöglich von den Betreibern selbst hergestellt worden sein. Eine Grenzerfahrung!

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