Vergleicht man Tokio zum Beispiel mit New York, dann dürfte einer der krassesten Unterschiede das Taxifahren sein. In den USA ist das ein ungewisses Abenteuer bei Fahrern mit dem Charme eines Rottweilers und Platznehmen in schmuddeligen Fonds, während es in Tokio die reine Erholung ist. Die Wagen sind klinisch sauber, technisch oft hochmodern (mit Hybridantrieb), das tollste sind aber die Fahrer: Von ausgesprochener Höflichkeit und Hilfsbereitschaft.
Es ist kein Wunder, dass es in Tokio von Taxis nur so wimmelt, denn ein eigenes Auto zu unterhalten ist sehr teuer, was am kostenintensiven Parken liegt. Die Taxen sind dagegen moderat bepreist, um gegen die supereffizienten U- und S-Bahnen bestehen zu können. Na ja, wie in Deutschland ungefähr.
Neuestes Modell ist das Toyota JPN Taxi, ein maßgeschneidertes, kurzes, hohes, knubbeliges Fahrzeug, dem London-Taxi nicht unähnlich. Es sieht schwarz aus, ist aber in Wahrheit ein tiefes urjapanisches Dunkelblau und löst die veralteten Toyota Crown oder Comfort ab. Es bietet mehr Platz, einen serienmäßigen, ausklappbaren Rollstuhlzugang (für die alternde Bevölkerung Japans) und fährt dank Flüssiggas-Hybrid-Antrieb sehr umweltfreundlich.
Rot leuchtende Schriftzeichen links unten hinter der Windschutzscheibe bedeuten: Taxi ist frei. Du kannst es einfach am Straßenrand herbeiwinken, oder du gehst an Bahnhöfen und Flughäfen zu den großen Taxiständen. Auf dem Dach tragen die Wagen oft auch ein leuchtendes Krönchen. Das ist aber nur die Marke der jeweiligen Taxigesellschaft, die größten in Tokio haben Tausende Wagen. Ansonsten tragen die Fahrzeuge auch Werbung, die neuen Toyota JPN Taxis zudem das Olympia-Logo.
Taxis in Tokio rasen nicht, auch wenn das auf den Fotos so aussehen mag. Die Taxifahrer sind verpflichtet, defensiv und rücksichtsvoll zu fahren, wie überhaupt der Verkehr Japans ausgesprochen friedlich ist, auch wenn in manchen Medien über Gangs berichtet wird, die wild herumbrettern. Solche Vorfälle sind jedoch die Ausnahme. Es gibt sogar einige Taxen mit einem roten Knopf: Drückst du den, geht es noch gemächlicher voran.
Immer wenn ein Taxifahrer morgens zum Dienst in seine Zentrale kommt, wird er vom Einsatzleiter gefragt, wieviele Stunden er geschlafen hat, wann er den letzten Alkohol getrunken hat, ob er sich gesund fühlt. Zudem wird er ermahnt, das Fahrzeug zu prüfen, auf Radfahrer und Fußgänger zu achten und immer die Verkehrsregeln zu befolgen. All das ist dann wie ein Schwur für jeden Fahrer. Außerdem wird seine korrekte Kleidung geprüft: Schwarzer Anzug, Krawatte, weißes Hemd, weiße Handschuhe. Alles muss picobello sein.
Das neue JPN Taxi verzichtet auf die traditionellen Spitzendeckchen über den Sitzen und Kopfstützen, eigentlich schade. Es wurde dafür kompromisslos geräumig und praktisch ausgelegt, inklusive Ladebuchse für das eigene Mobiltelefon. Wobei man über den Bildschirm streiten kann, denn der versperrt die Sicht nach vorne.
Dafür wirst du mit Werbung berieselt, die du als Nicht-Japaner natürlich nicht verstehst. Allerdings lässt sich das Ding ausschalten. In den alten Modellen sitzt du indes wie gehabt auf Spitze.
Simsalabim – die Tür hinten links (und das ist die Tür, durch die man einzusteigen hat) öffnet und schließt sich selbsttätig auf Knopfdruck vom Fahrer. Nur eilige Ausländer machen das selbst. Der Japaner wartet und lässt die Mechanik walten.
Beim neuen JPN-Taxi ist es eine Schiebetür, bei den älteren Modellen eine konventionelle Klapptür. Nur bei mehr als zwei Passagieren kann sich einer nach vorne setzen. Maximum sind aber vier.
Unser kleines Video zeigt Szenen an einem Taxistand:
Die japanische Hauptstadt liegt in der Kantō-Region im Osten der japanischen Hauptinsel Honshū. Der Ballungsraum um die Stadt ist mit über 38,5 Millionen Menschen der größte weltweit. Die Flugzeit ab Frankfurt beträgt etwa elfeinhalb Stunden.