Ganz langsam, in Millimeterarbeit schiebt sich das große weiß-blaue Kreuzfahrtschiff an den Kai von Color Line in Oslo, das Andocken ist kaum zu spüren. Punkt 10 Uhr, die Erwartungsfreude der Passagiere steigt. Nach der Abfahrt in Kiel gestern um 14 Uhr war ihre Zeit aufs Angenehmste vergangen, ausgefüllt mit vorzüglichem Essen in den Bordrestaurants, Sonne und frischer Seeluft an Deck, später vielleicht einer Massage im Spa oder einem Bummel durch Shops und Boutiquen.
Auf den Besuch der großen Abendshow und einen gepflegten Drink bei Livemusik in einer der Bars folgte der gesunde Nachtschlaf im gemütlichen Bett. Keine Frage, hier gehört schon der Weg zum Ziel. Das Reisegepäck bleibt nun für die Rückfahrt bequem in der Kabine, schnell noch ein Blick vom Oberdeck auf Norwegens Metropole. Mit ihren knapp 700.000 Einwohnern und glitzernden avantgardistischen Bauten am Hafen kuschelt sie sich zwischen die grünen Berge am Ende des Oslo-Fjords. Dann runter von Bord, die Erkundung der Stadt kann beginnen.
Vier Stunden sind es nun bis zum Ablegen für die Rückfahrt nach Kiel, Zeit genug, um jede Menge Eindrücke von der kompakten Hauptstadt Norwegens zu sammeln. Eine gute Möglichkeit dafür ist eine Stadtrundfahrt, die schon vor der Reise oder direkt auf dem Schiff gebucht werden kann. Kurz noch die Bordkarte am Ausgang gescannt und hinab auf den Kai, links wartet schon der bequeme Bus des Unternehmens H.M.K. mit goldenem Pferdekutschen-Emblem auf der Seite.
Wer rechtzeitig da ist, sichert sich einen Platz auf dem Hochdeck, da ist die Aussicht am besten. Am Steuer sitzt heute Michael, ein freundlicher guter Fahrer, gebürtig in Dortmund und seit 11 Jahre in Oslo daheim, aus Liebe zu Land und Leuten. Unser Tourguide heißt Berit, sie hat als Norwegerin Deutsch studiert und lehrt es an einem Gymnasium, zudem führt sie nun per Mikrofon kenntnisreich und mit viel Charme durch ihre Stadt. Vorher heißt es noch anschnallen, und los geht die Fahrt.
Michael steuert den 79 Fahrgäste fassenden Neoplan-Bus (mit Bordküche, Toilette und Platz für einen Rollstuhl) kurz hinter dem Color Line Terminal durch den 4,5 Kilometer langen Stadtautobahn-Tunnel, der Oslos City unterquert und den Verkehr im Zentrum wunderbar ruhig hält. Monitore über den Sitzen zeigen die Fahrt aus Cockpit-Perspektive, und es gibt WLAN an Bord. Berit erzählt über das Leben der Norweger gestern und heute und erklärt dann, was durchs Busfenster alles zu sehen ist.
Das prächtige Opernhaus zum Beispiel mit seiner avantgardistischen, weißen Fassade und drei Bühnen, die knapp 2000 Besuchern Platz bieten. Ein unweit davon gelegenes futuristisches Neubauviertel namens „Barcode“, dessen 12 moderne Hochhäuser von Weitem einem Barcode ähneln. Die hoch über dem Hafen thronende Festung Akerhus, 1299 von König Håkon V. Magnusson errichtet. Die Fischhallen und das nahegelegene Militärgeschichtliche Museum (Forsvarsmuseet), das die Historie des Landes ab der Wikingerzeit beleuchtet. Das Engebret Café als ältestes Gasthaus Oslos. Die Domkirche im Barockstil von 1697. Und und und.
Dann wird es grün vor den Busfenstern, inmitten eines großen Parks liegt das Königliche Schloss, zwischen 1824 und ’48 erbaut und prächtig anzuschauen mit seiner neoklassizistischen Fassade. Direkt am südöstlichen Ende des Schlossparks beginnt die Flaniermeile Karl Johans gate, an der sich neben Universität, Parlament und Nationaltheater schicke Geschäfte und Cafés aneinanderreihen. Nun steuert Michael das schwere Gefährt durch schöne Wohnviertel stadtauswärts in Richtung Nordwesten.
Auf schmalen Serpentinenstraßen geht es hoch zu einem der Wahrzeichen Oslos: dem 371 Meter hohen Stadtberg Holmenkollen samt seiner berühmten Skisprungschanze. Berit führt zu einem Aussichtspunkt, weit geht der Blick über Stadt und Fjord, die Luft ist besonders klar und frisch hier oben. „Wir Norweger werden mit Skiern an den Füßen geboren“, erklärt sie die Neigung ihrer Landsleute zum Wintersport. Neben der Mega-Sprungschanze gibt es hier mit Zipline, Museum, Ski-Simulator & Co noch mehr Attraktionen, vorgemerkt für einen längeren Oslo-Besuch.
Dann führt die Tour zu zwei weiteren Highlights. Stopp am nordwestlichen Ende des einzigartigen Vigeland Parks, Berit geleitet die Gruppe einmal quer durch das satte Grün und erzählt dabei vom Lebenswerk des Bildhauers. Gustav Vigeland (1869–1943) schuf hier mehr als 200 Skulpturen von meist unbekleideten Menschen, alten und jungen, in Bronze, Granit und Schmiedeeisen, „dabei viele Situationen aus dem Alltag, ich empfinde das als eine Hymne ans Leben“, sagt Berit.
Die Fahrt geht zuletzt auf die vornehme Halbinsel Bygdøy. Vorbei am Königlichen Landgut, Freilicht- und Kon-Tiki-Museum, dann ist die letzte Ruhestätte des wohl berühmtesten Forschungsschiffs der Welt erreicht. Rund um den Dreimaster Fram, der zwischen 1893 und 1912 mit Fridtjof Nansen den Nord- und mit Roal Amundsen den Südpol erkundete, wurde eine Halle errichtet. Besucher dürfen über eine Treppe an Bord, Videoanimationen lassen die hölzerne Nussschale durch Sturm und Polarnacht taumeln. Wohlig denkt man da an die Reise auf dem großen, behaglichen Kreuzfahrtschiff. Und lässt sich dankbar zurückbringen zum Color Line Terminal.
Die dreistündige Rundfahrt war prall gefüllt mit Eindrücken und Informationen, nicht zuletzt dank der kenntnisreichen Kommentare von Tourguide Berit. Oslo lässt sich während der Liegezeit aber auch problemlos auf eigene Faust erkunden. Direkt am Terminal vorbei führt die insgesamt neun Kilometer lange Hafenpromenade. Folgt man ihr ein Stück weit in Richtung Osten (dabei geht es anfangs dicht an einer vielspurigen Straße entlang), so ist nach rund 15 Fußminuten schon Aker Brygge erreicht, Ausgehmeile am Kai mit 2500 Restaurantplätzen auf einem ehemaligen Werftgelände – eine der schönsten Locations der ganzen Stadt!
Von hier aus ist man auch schnell zu Fuß am futuristischen Astrup Fearnley-Kunstmuseum oder – in die andere Richtung – am markanten Rathaus von 1950 mit den roten Türmen. Zu weiteren Highlights wie der Prachtstraße Karl Johans gate ist es ebenfalls nicht weit. In vier Stunden Landgang lässt sich so ein gutes Stück der kompakten City in Ruhe erkunden. Und wer Angst hat, zu Fuß nicht rechtzeitig zur (pünktlichen!) Abfahrt des Schiffs um 14 Uhr wieder an Bord zu sein, der gönnt sich für den kurzen Rückweg ein Taxi – wegen der geringen Distanzen zu überschaubaren Kosten.
Nun aber schnell frischmachen in der schönen Kabine und einen guten Aussichtsplatz sichern für die Rückreise Richtung Süden durch den Oslo-Fjord, an der Reling etwa oder ganz oben auf Deck 15 in einem bequemen Sessel der Oberservation Lounge. Da kann man dann auch überlegen, bei der nächsten Mini-Kreuzfahrt eine oder auch mehrere Nächte in Oslo anzuhängen und die Eindrücke zu vertiefen – viele haben sich bei diesem ersten Besuch in Norwegens Metropole verliebt.
Eine Mini-Kreuzfahrt von Kiel nach Oslo und zurück mit den Schiffen Color Fantasy oder Color Magic mit zwei Übernachtungen in einer 3-Sterne 2-Bett-/Doppel-Innenkabine ohne Mahlzeiten gibt es schon ab 99 Euro, inklusive einer Hotelübernachtung mit Frühstück in Oslo ab 209 Euro pro Person. Mehr Infos zur Mini-Kreuzfahrt findest du hier.
Für alle, die immer noch nicht überzeugt sind, haben wir hier die 5 besten Gründe für eine Mini-Kreuzfahrt mit Color Line noch einmal im Video zusammengefasst:
Die an einem Fjord im Süden Norwegens gelegene Hauptstadt des Königreiches zählt gut 680.000 Einwohner. Im Ballungsraum Oslo lebt fast ein Drittel der norwegischen Bevölkerung.