Open-Air-Saison im nördlichen Baden-Württemberg: Auf alten Burgen, in Schlössern und Altstädten spielt die Kultur. Wir haben bei zwei stimmungsvollen Events hinter die Kulissen geschaut.
Ab geht die Post! Auf der Bühne fiedeln und trommeln Bands mit ungewöhnlichen Namen wie „Tears for Beers“ oder „The Rubber Wellies“. Vor der Bühne haben sich Hunderte Fans versammelt. Mit karierten Schottenröcken und T-Shirts mit Aufdrucken irischer Biermarken bekleidet, tanzen sie unter dem dunkler werdenden Himmel.
Auch Joerg McWeir trägt einen der knielangen Röcke, Kilt genannt. Er ist das Gesicht des Folk-Festivals in Mosbach im Odenwald. McWeir moderiert, entwirft die Festival-T-Shirts und ist „Mädchen für alles“. Seine Vorfahren kommen aus Schottland, die Liebe zur Folkmusic wurde ihm quasi in die Wiege gelegt. Für ihn ist das Festival Herzenssache und die gesamte Arbeit ehrenamtlich.
Neue Bands suchen wir natürlich an der Quelle – vor Ort in Schottland.
Bereits zum sechsten Mal findet das Event hier in historischer Kulisse und im Rahmen der Open-Air-Veranstaltungsreihe „Mosbacher Sommer“ statt, die von Juli bis September Kabarett, Theater, Kunstausstellungen, das Open-Air-Kino und viel Musik bietet. „Das Ambiente in dem Burggraben mit Amphitheater ist schon etwas Besonderes“, erzählt Joerg. Oberhalb des Grabens thront das Tempelhaus Neckarelz, der Rest der ehemaligen Johanniterburg Elz. Sie ist das zweitälteste Gebäude von Mosbach.
Während des Folk-Festivals wird die Burg zum Backstage-Bereich. Die Bands und Joerg, der eigentlich Polizist ist, gehen hier ein und aus. Er ist Ansprechpartner für Bands und Gäste gleichermaßen. Kurz vor der Eröffnung des Festivals ist natürlich besonders viel zu tun. Soundcheck, Kartenverkauf an der Abendkasse, Getränke- und Essenstände vorbereiten – Joerg packt überall mit an. Am Nachmittag finden sich die ersten Fans auf dem Gelände ein. „Nervös bin ich immer“, gesteht er lächelnd, „egal, wie oft ich das Event schon moderiert habe.
70 Kilometer weiter nördlich, in Wertheim im Lieblichen Taubertal, ist ebenfalls viel zu tun. Seit acht Uhr am Morgen ist Jens Heilmann auf der historischen Burg Wertheim am Werkeln. Er ist Veranstaltungstechniker und zuständig für den reibungslosen Ablauf der Konzerte an diesem Wochenende. Technikaufbau rund um die Bühne, Soundcheck, Koordination der Security und vieles mehr zählen zu seinen Aufgaben. In einem historischen Gebäude gar nicht so einfach: „Die Bühne ist eine Sonderanfertigung“, erzählt er. „Sie lässt sich in viele Einzelteile zerlegen, damit wir sie leicht über das steinige Gelände transportieren können.“
Das Konzert an diesem Abend ist Teil von „Sommer auf der Burg“. Zwischen März und November finden jedes Wochenende Events statt – von Klassik bis Metal, von Comedy bis Theater. Neben regionalen Künstlern treten auch immer wieder Stars in der Burgruine auf, die eine der ältesten in Baden-Württemberg ist. „Genau das macht die Veranstaltungen hier so besonders“, sagt Jens. „Auch wenn uns das die Arbeit manchmal komplizierter macht. Der Denkmalschutz steht eben an erster Stelle.“ Auch Christian Schlager, Burgmanager und verantwortlich für die Veranstaltungsreihe, erzählt im Video von den Herausforderungen einer solchen historischen Anlage:
Die Besucher strömen auf das Gelände. So kurz vor Beginn des Konzertes ist Jens im Stress. Als die ersten Gitarrentöne erklingen und vor der Bühne die Stimmung steigt, ist er erleichtert: „So muss es sein – denn dann haben wir alles richtig gemacht.“
Weitere Infos zu Open-Air-Veranstaltungen in Odenwald und Taubertal findet ihr unter:
www.wertheim.de
www.liebliches-taubertal.de
www.tg-odenwald.de
Wertheim (knapp 23.000 Einwohner) ist die nördlichste Stadt Baden-Württembergs. Sie liegt direkt an der Grenze zu Bayern, etwa 70 Kilometer südöstlich von Frankfurt am Main und 30 Kilometer westlich von Würzburg.
Die Stadt liegt im Norden Baden-Württembergs, etwa 34 Kilometer nördlich von Heilbronn und 58 Kilometer östlich von Heidelberg. Sie ist mit gut 23.000 Einwohnern die größte Stadt des Neckar-Odenwald-Kreises.