Wer bei uns an die japanische Hauptstadt denkt, der hat wohl in Wirklichkeit das Stadtviertel Ginza vor Augen. „Tokio bei Nacht“, so wurden in den 1980er-Jahren die ersten bunten Digital-Tachos in manchen Avantgarde-Autos genannt. Das war natürlich ironisch gemeint und bezog sich auf das neonlichtberstende Einkaufsviertel im Herzen der Megacity. Nun, ganz so bunt ist Ginza heute nicht mehr, denn die Neonlichter wichen inzwischen LEDs. Die sind auch farbig, auch hell, gleichzeitig aber auch irgendwie fahl im Vergleich zu früher. Die neue Zeit eben.
Geblieben ist jedoch Ginzas Status als gigantischer Warenkorb, vorwiegend mit teuren Dingen drin. Auf der Hauptstraße Chuo-Dori (Zentralstraße) reihen sich die internationalen Nobelgeschäfte aneinander. Mittendrin die feinen Kaufhäuser. Ginza hat aber, besonders wenn man die Grenzen großzügig interpretiert, viel mehr zu bieten: Den Tsukiji-Fischmarkt zum Beispiel, die kleinen Restaurantgassen, den berühmtesten Bahnhof Japans (Tokyo Station).
Ginza zeigt sich gerne rundherum perfekt. Sauberkeit, Pünktlichkeit, Höflichkeit, Respekt, Effizienz, das reibungslose Funktionieren, all das bietet Japan > Tokio > Ginza. Dazu aber auch Herzlichkeit und Freundlichkeit. Auch wenn hier mancher Dandy oder reiche Jungspund mit seinem Supersportwagen zeigen muss, was für ein Hecht er ist. Aber auch das wirkt hier nicht aufdringlich oder fehl am Platze. Ginza ist einfach sympathisch.
Der Stadtteil bedeutet natürlich Shopping, und zwar mit viel Stil. Die Global-Player des elitären Einzelhandels sind hier vollständig vertreten, wie Gucci, Chanel, Louis Vuitton, Prada & Co. Ebenso populäre Massenhersteller, dazu auch zahlreiche namenlose Spezialgeschäfte und nicht zuletzt jede Menge Luxus-Kaufhäuser wie Ginza Six, Mitsukoshi, Matsuya, Wako. Allein der Besuch ihrer Confiserien im Untergeschoss wird dich sprachlos machen – solch verlockend aussehende Süßwaren hat die Welt noch nicht gesehen.
Neben dem Shopping hat Ginza auch eine Menge Kultur zu bieten. Bühnen etwa wie das alte Kabukiza-Theater, das ausschließlich Kabuki aufführt. Museen à la Shiseido-Gallery, Graphic-Gallery, Panasonic Museum of Art oder Pola-Museum. Dazu buddhistische Tempel, Shinto-Schreine, eine aufregende Architektur, exquisite Hotels. Und wenn du Nobelautos magst, die du sonst nur auf Messen zu sehen bekommst, hier fahren sie herum. Du spürst also an jeder Ecke: Toshi Mustersan geht es blendend.
Etwas ganz besonderes ist die Bürostadt Shiodome mit ihren glitzernden Glaswolkenkratzern. Das liegt an den diversen Ebenen, auf denen du dich als Fußgänger zwischen den Gebäuden und durch sie hindurch bewegen kannst, über und unter Auto-, Eisen- und U-Bahnen und so immer neue Ausblicke gewinnst und Entdeckungen machst. Etwa den alten Bahnhof Shimbashi, der heute ein Museum ist, oder die kleinen Restaurants und Convenience-Läden, und am Rand gibt es sogar einen japanischen Park mit Kiefern, Moosen und bizarren Steinen.
Natürlich finden sich auch die ritzigsten Restaurants in Ginza, die du dir ausdenken kannst. Michelin-Sterne funkeln an allen Ecken, aber manchmal beglückt dich auch das Souterrain eines Kaufhauses mit bemerkenswert normalen – heißt erschwinglichen –Lokalen, die dennoch etwas Besonderes sind. Zum Beispiel das Restaurant im Muji-Flagship Store oder das Blue Bottle-Café im Untergeschoss vom Luxuskaufhaus Ginza Six.
Der wahre Ginzaer geht aber in die Gassen. Etwa in die namenlose neben/unter der Eisenbahntrasse im Viertel Yurakucho. Die Lokale dort sind urgemütlich und laut, denn es wird palavert, gelacht, getrunken und in manchen wird auch geraucht. Und da kaum jemand Englisch spricht, guckst du am besten, was die Leute an den anderen Tischen so essen und trinken. Da zeigst du dann drauf.
Und dann ist es da noch etwas ganz Besonderes: Der Fischmarkt und das alte Marktviertel. Einst war Tsukijis Markthalle legendär wegen der Auktionen jeden Morgen, bei denen Hunderte tiefgefrorener Thunfische versteigert wurden. Der eigentliche Fischmarkt ist vor einiger Zeit allerdings in modernere Räumlichkeiten ein paar Kilometer entfernt umgezogen. Doch das einstige Marktviertel wirst du noch immer höchst lebendig vorfinden.
Es blieb ein Magnet für Touristen. Man findet hier Haushaltswaren jeder Art, Obststände, Fleischereien, Bäckereien, Restaurants, Imbisse und Fisch in jeglicher Form natürlich auch. Tsukiji ist ganz anders als der Kern von Ginza, denn Tsukiji ist chaotisch, auch ein bisschen schmuddelig, unordentlich, eng, unübersichtlich, laut und bunt. Im Grunde ein riesiger orientalischer Basar.
Unser kleines Video zeigt den Trubel auf einer ganz normalen Straßenkreuzung in Tokios Stadtviertel Ginza:
Die japanische Hauptstadt liegt in der Kantō-Region im Osten der japanischen Hauptinsel Honshū. Ginza zählt zu Tokios berühmtesten Stadtvierteln. Der Ballungsraum um die Stadt ist mit über 38,5 Millionen Menschen der größte weltweit. Die Flugdauer von Frankfurt nach Tokio beträgt etwa elfeinhalb Stunden.