Beim berühmtesten Exportprodukt der Insel ist man dem alten Namen treu geblieben: Ceylon-Tee steht nach wie vor in aller Welt für beste Qualität. Dass der Inselstaat 1972 als junge Republik von Ceylon auf Sri Lanka umgetauft wurde, spielt dabei keine Rolle. Der Tee war und ist erstklassig.
Ein Hochgenuss landschaftlicher Art erwartet die Besucher, wenn sie von den Stränden für ein paar Tage ins grüne Bergland aufbrechen. In 1400 bis 2000 Meter Höhe prägt ein wahrer „Teeteppich“ die Region rund um das Städtchen Nuwara Eliya.
Schon diese „Stadt in den Wolken“, so die Bedeutung des Ortsnamens von Nuwara Eliya, ist sehenswert. Sie wirkt wie eine Filmkulisse für ein Stück, das in merry old England spielt: Tudorhäuser, Hotels im Kolonialstil, ein Golfplatz, der zu den ältesten und schönsten Asiens gehört. Wie die ganze Region zeigt sich auch die Wolkenstadt, nomen est omen, bisweilen recht regenreich und oft auch nebelverhangen.
Wenn man hier etwa im ehrwürdigen Grand Hotel Quartier bezieht, ist ein Abendessen im Hill Club ein must-do: Der Ober bedient in weißen Handschuhen, und die Herren müssen bei Tisch Jackett und Krawatte tragen, beides kann an der Garderobe ausgeliehen werden. Zu den schönsten Häusern von Nuwara Eliya zählt auch das Hotel Tea Factory, das mitten im satten Grün liegt.
Spannend für Bergland-Reisende: Ein gutes Dutzend der etwa 750 Tea Estates in dieser Region können besichtigt werden. In der Nähe von Nurelia, wie die Metropole der Region auch gerne kurz genannt wird, ist etwa die Teefabrik Pedro auf Besucher eingestellt. Mit etwas mehr Zeit lohnt zudem die Fahrt nach Haputale. Dort ist nicht nur Dambetenne als Sri Lankas größte Teefabrik zu besichtigen, Besucher genießen auch in 1400 Meter Höhe einen großartigen Panoramablick.
Außerhalb des großen Teegartens breitet sich eine angenehm kühle Hochebene aus mit Bergseen, rauschenden Wasserfällen, großen Rhododendron-Wäldern, Riesenfarnen und bemoosten Bäumen. Wanderer, Botaniker und andere Naturliebhaber finden hier in Äquatornähe, gerade mal drei Autostunden von den Stränden im Südwesten und Osten entfernt, ein ideales Revier.
Eine besonders spannender Wanderung führt in den Horton Plains, einem ehemaligen Jagdrevier der Briten, durch Nebelwald und über eine savannenähnliche Hochebene zu den Baker’s-Wasserfällen und den zwei vielleicht schönsten Enden der Welt. "Small World's End" und "World's End" taugen allerdings nur als Ziele für schwindelfreie Besucher.
Am Small World’s End, das nach einer halben Stunde erreicht ist, fällt eine Felswand 270 Meter in die Tiefe. Das ist aber nur ein Vorgeschmack auf das eigentliche World’s End, wo es an der Kante des Felsplateaus fast 1000 Meter in die Tiefe geht. Bei schönem Wetter ist es möglich, von hier das in 80 Kilometer Entfernung glitzernde Meer zu sehen.
Höhepunkt eines Wanderurlaubs in dieser Region ist dann im doppelten Wortsinn eine Nachttour auf den höchsten und heiligsten Berg der Insel, den Adam’s Peak. Seit vielen tausend Jahren bewegt dieser markante Gipfel die Fantasie der Menschen vor Ort.
Die Buddhisten verehren ihn als Sri Pada, wörtlich übersetzt: heiliger Fußabdruck. Buddha persönlich soll hier der Legende zufolge gestanden haben. Die Hindus sehen in der Felsvertiefung eine Spur ihres Gottes Shiva. Für Christen und Muslime war es Adam, der dort oben auf einem Bein stehend um das verlorene Paradies getrauert haben soll.
Wie auch immer: Der steile Anstieg über mehr als 5000 Stufen bis auf 2245 Meter – womöglich mit Start um ein Uhr morgens, um je nach Kondition pünktlich zum Sonnenaufgang den Gipfel zu erreichen – ist eine sportliche Herausforderung. Möglich ist der Aufstieg nur in den trockenen Monaten von Dezember bis April. Wenn es einige Tage lang geregnet hat, muss man auf das Erlebnis verzichten, zu slippery, zu gefährlich sind dann die über Jahrhunderte ausgewaschenen Stufen.
Wenn aber das Wetter stimmt und alle Götter gnädig sind, wirft die Bergspitze einen Schatten auf die tiefer liegende Wolkendecke. Sobald der „Doppelgänger“ sichtbar wird, rufen die einheimischen Pilger verzückt und inbrünstig „Sadhu, sadhu“, heilig, heilig. Danach treten sie, wie auch die Wanderer aus dem Westen, rasch den Rückweg an – es wird nämlich auch auf Sri Lankas heiligen Höhen tagsüber schnell heiß.
Die Kleinstadt mit ihren etwa 25.000 Einwohnern liegt in der Zentralprovinz Sri Lankas. Sie wurde im 19. Jahrhundert als Erholungsort für britische Beamte gegründet.