Kunde greift eine Dose Tee aus einem vollem Regal mit diversen Teesorten in Taipeh
© Bernhard Schmidt

Südostasien

Chinesische Teekultur in Taiwan

Bernhard SchmidtReisereporter für HolidayCheck

Wenn Du Tee in allen Facetten kennenlernen willst, bist Du in Taipeh genau richtig. Die Stadt ist voll von exklusiven Teehäusern und -läden, und KennerInnen prophezeien dem Getränk eine goldene Zukunft, trotz weltweiter Kaffee-Euphorie. Das liegt auch am Kultgetränk junger Leute, dem süßlichen Bubble-Tea, einer Erfindung aus Taiwan. Dabei gilt: Die Tee-Kunde ist ähnlich komplex wie die des Weins, Kaffees oder Tabaks.

Schon Mitte des 19. Jahrhunderts wurde herausgefunden, dass Taiwan (damals Formosa genannt) ideale klimatische und bodenchemische Voraussetzungen für den Teeanbau liefert. Tee wurde neben Zuckerrohr und Kampfer rasch zum wichtigsten Exportgut der Insel. Heute sind es zwar längst Computer und Handys, aber der Tee ist immer noch wichtig. Seine süßlich-herben Aromen, seine psychoaktiven Effekte als zartes Rausch- oder Aufputschmittel und seine soziale Komponente machen ihn für die Menschen unverzichtbar.

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Teemuseum, Pinglin, Taiwan
Teemuseum, Pinglin, Taiwan © Bernhard Schmidt

Teesorten

Teesorten – eine Wissenschaft für sich

Taiwans weltweit geschätzter Spitzentee ist der Oolong, der mehrfach kurz aufgegossen werden kann. Er ist ein halboxidierter Tee, im Gegensatz zum nicht oxidierten Grüntee und dem voll oxidierten Schwarztee. Vom Oolong gibt es diverse Sorten: Oriental Beauty Oolong (stärker oxidiert und von bestimmten Insekten symbiotisch befallen; die englische Queen Elizabeth prägte den Namen), Dong-Ding (schwache Oxidation), Pouchong (schwache Oxidation, leicht, aus Pinglin bei Taipeh), Eisen-Göttin (gerösteter, kräftiger Oolong, rötlich-braune Farbe) oder Lishan (aus Regionen über 2.200 Meter, einer der teuersten Tees überhaupt). 

Der Bubble-Tea hingegen ist ein gesüßter Massentee und mit Milch und Tapioka-Perlen versetzt. Er wird bei heißem Wetter getrunken, eiskalt zur Erfrischung, aber auch warm, wenn es kühler ist. Er wird wie Milchshake zubereitet und ist entgegen anders lautender Medienberichte nicht gesundheitsschädlich, dafür echt lecker.

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Teeprobe im Teehaus e2000, Taipeh, Taiwan
Teeprobe im Teehaus e2000, Taipeh, Taiwan © Bernhard Schmidt

Teezeremonie

Die Vorzüge der Teezeremonie

Tee begründete in Asien das soziale Miteinander. Gemeinsames Teetrinken wurde zum Ritual, in Japan extrem stilisiert und von Disziplin geprägt, in China eher als lockeres Treffen, nach der Arbeit etwa oder in der Familie. Die anregende Wirkung des Getränks gilt dabei in China noch immer als mystisch. Hier triffst Du Dich in Teehäusern und zelebrierst die Zubereitung in winzigen Kännchen, in denen die Teeblätter immer wieder aufgegossen werden, so dass trotz der geringen Dimension des Behälters doch eine ganze Menge Tee zusammenkommt. 

Teehäuser sind zudem ein neutraler dritter Ort zwischen Arbeit und Zuhause, wie unsere Bars oder Kneipen, nur ohne Alkoholzwang, also klar vielseitiger. Sie bieten die Möglichkeit, sich ohne GastgeberInnenzwänge mit anderen zu treffen, und darum geht es im Grunde ja immer. Ob es nun die strenge japanische Art ist oder die entspanntere chinesische.

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Teemuseum, Pinglin, Taiwan
Teemuseum, Pinglin, Taiwan © Bernhard Schmidt

Teemuseum

Das schönste Teemuseum Taiwans

Pinglin liegt 30 Kilometer von Taipeh entfernt in einem tiefen Tal. Früher war der Ort nur auf einer abenteuerlichen Kurvenstraße zu erreichen, auf der BikerInnen noch immer in Schräglage ihre Tapferkeit beweisen. Alle anderen nutzen heute einen 13 Kilometer langen Tunnel, den längsten des Landes. Der Abstecher lohnt sich: Am Ziel kannst Du ein hochmodernes, wirklich gut gemachtes Museum zum Thema Tee besuchen. 

Es erzählt die gesamte Geschichte dieses anregenden Getränks von den Anfängen in China bis zum Kult in Holland, England und am Zarenhof. Und es zeigt auch, wie die Boston Tea-Party zur Unabhängigkeit der USA beitrug – weil England stur an der Teesteuer festhielt, wurde anno 1773 kostbarer Wuyi-Tee von aufgebrachten SiedlerInnen ins Hafenbecken geworfen, woraufhin der Widerstand gegen die britische Kolonialpolitik eskalierte.

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Teeplantage in Pinglin, Taiwan
Teeplantage in Pinglin, Taiwan © stock.adobe.com - TPG

Teeanbau

Besuch auf der Teeplantage

Teeplantagen existieren in ganz Taiwan, vor allem aber in den höheren Lagen und einige davon kannst Du nach Voranmeldung besuchen. Die Plantagen in Alishan, Lugu, Pinglin und Shidan sind weltbekannt. Anders als bei manchen Sorten aus Festlandschina werden in Taiwan die Teepflanzen nicht baumhoch wachsen gelassen, sondern sie bleiben Sträucher, um besser geerntet werden zu können. Der größte Teil der Teeproduktion geschieht durch KleinbäuerInnen mit uraltem Know-how, was die Oxidation (auch Fermentation genannt), das Trocknen, Rollen und Rösten angeht.

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Das Teehaus Wistaria in Taipeh, Taiwan
Das Teehaus Wistaria in Taipeh, Taiwan © Bernhard Schmidt

Teehaus

Voller Genuss im Teehaus

In Taipeh kannst Du Deine Tee-Erfahrungen in modernen, zeitgeistigen Teehäusern wie Zenique oder Cha-Cha (die gleichzeitig auch Teegeschäfte sind) machen oder in klassischen Old-School-Etablissements wie Wistaria, South Street Delight oder e2000. Die benutzen meist auch klassisches Geschirr, teilweise wunderschöne handgemachte Stücke. Ursprünglich lag der Fokus in China wirklich nur auf dem Tee und den Gesprächen, neuerdings wird zum Tee auch kunstvoll angerichtetes Gebäck gereicht.

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Teehaus Wang De Chuan, Teipeh, Taiwan
Teehaus Wang De Chuan, Teipeh, Taiwan © Bernhard Schmidt

Tee kaufen

Und nun heißt es kräftig einkaufen

Einerseits finden sich in Taiwan allerfeinste Fachgeschäfte für die erlesensten Sorten lokalen Oolong-Tees, aber auch kaum als solche erkennbare Shops, die in irgendwelchen Garagen Massentees verkaufen. Schließlich gibt es jede Menge Geschäfte, die die notwendigen Utensilien für den gepflegten Teegenuss anbieten: Teller für Teegebäck, winzige Teekesselchen, eierbecherkleine Teeschalen, Löffelchen, Teetabletts mit Wasserablauf, Deckchen und vieles mehr. Da macht das Einkaufen Spaß.

Im Video bekommst Du live einen handgemachten Bubble-Tea serviert:

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Geschrieben von:Bernhard Schmidt