Untergegangene Siedlungen
Verschollene Orte: Deutschlands versunkene Städte und Dörfer
Das sagenhafte Inselreich Atlantis kennen viele aus den Schriften des griechischen Philosophen Platon. Diesem zufolge versank die Zivilisation bereits um 9.600 v. Chr. durch eine Naturkatastrophe im Ozean. Auch wenn historische Nachweise für Atlantis fehlen, wäre es keineswegs ein Einzelfall: Diese Siedlungen sind in Deutschland Wassermassen zum Opfer gefallen.
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Vineta – die geheimnisvolle Ostseestadt
An der Ostseeküste Mecklenburg-Vorpommerns befand sich einst die Stadt Vineta. Sie galt als eine der bedeutendsten und prächtigsten Handelsstädte Europas. Erstmals taucht der Ort um 965 in schriftlichen Quellen auf. Der Überlieferung nach ging Vineta während eines Sturmhochwassers unter. Eine Sage berichtet, die EinwohnerInnen seien hochmütig und verschwenderisch gewesen, weshalb Gott sie bestrafte. Drei Monate, drei Wochen und drei Tage vor dem Untergang hätten die Menschen eine Warnung erhalten. Die Stadt spiegelte sich in der Luft wider, was die Ältesten als Vorzeichen einer Katastrophe interpretierten. Doch die BewohnerInnen ignorierten die Warnung und besiegelten damit ihr Schicksal.
Das Landesarchiv Mecklenburg-Vorpommern berichtet, dass ab dem 16. Jahrhundert die Suche nach der untergegangenen Stadt begann. Bis heute bleibt jedoch unklar, wo genau sich Vineta befand. Zunächst wurde die sagenumwobene Siedlung in Koserow auf der Ostseeinsel Usedom vermutet. Später rückte die Umgebung der Insel Ruden in den Fokus. Andere Theorien verorten Vineta in der Nähe der Städte Wollin und Barth.
Obwohl die Stadt bisher nicht lokalisiert werden konnte, inspiriert die Sage weiterhin Gedichte, Lieder und Theaterstücke. So finden seit 1997 die Vineta-Festspiele im Ostseebad Zinnowitz auf Usedom statt. Von Ende Juni bis Ende August werden viermal wöchentlich Stücke aufgeführt, die den Untergang von Vineta thematisieren.
Berich im Edersee
Die Existenz von Berich steht außer Frage. Das Dorf lag drei Kilometer südwestlich von Schloss Waldeck im nordhessischen Landkreis Waldeck-Frankenberg. Als die Planungen für die Staumauer Edertalsperre begannen, stellte sich heraus: Der Ort befand sich 13 Meter unterhalb des Wasserspiegels des entstehenden Edersees. Deshalb mussten 1914 insgesamt 134 DorfbewohnerInnen ihre Heimat aufgeben und fanden in Neu-Berich bei Bad Arolsen eine neue Bleibe. Sogar die Kirche wurde vor der Überflutung abgetragen und im neuen Ort wiedererrichtet. Die Überreste der Ortschaft werden bei niedrigem Wasserstand sichtbar und sind teilweise begehbar.
Fall in Bayern
Ein ähnliches Schicksal wie Berich traf den Ort Fall im Landkreis Bad Tölz-Wolfratshausen. Das Dorf lag an der Isar und fiel dem Sylvensteinspeicher zum Opfer. Der Stausee wurde zwischen 1954 und 1959 zum Hochwasserschutz errichtet. Die BewohnerInnen von Fall mussten deshalb umsiedeln. Nur 100 Meter von der alten Siedlung entfernt, fanden sie in Neu-Fall ihre neue Heimat. Lediglich nach langen Trockenphasen, wenn der Wasserspiegel stark absinkt, werden die Grundmauern des ehemaligen Dorfes sichtbar.
Rungholt: Das Atlantis der Nordsee
Als Atlantis der Nordsee wird das Dorf Rungholt bezeichnet. Sicher ist, dass es die Siedlung gab und dass sie 1362 bei einer Sturmflut im Meer versank. Allerdings ranken sich Mythen und Legenden um die Ansiedlung auf der ehemaligen Insel Strand im nordfriesischen Wattenmeer. Demnach sei der Untergang der wohlhabenden Handelsstadt Rungholt eine Strafe Gottes gewesen.
Laut einer Legende sollen Bauern ein Schwein betrunken gemacht und es in ein Bett gelegt haben. Anschließend riefen sie einen Prediger, damit er einem vermeintlich Kranken die letzte Salbung gebe. Als dieser kam, wurde er von den Bauern ausgelacht und zum Mittrinken genötigt. Zurück in der Kirche betete der Prediger, Gott möge diese Menschen bestrafen. Kurz darauf sei der Sturm aufgezogen und die Stadt ging schließlich in den Fluten unter.
Einige Künstler und Schriftsteller faszinierte die Geschichte. So griff beispielsweise Theodor Storm (1817-1888) in seiner Novelle "Eine Halligfahrt" (1871) den Mythos auf. Rungholt wird heute in der Nähe der Hallig Südfall vermutet. Der Heimatforscher Andreas Busch (1883-1972) begann 1921 seine Studien über Rungholt und entdeckte westlich und südlich von Südfall unter anderem Brunnen, Gräber und Pfähle.
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