Varanger Halbinsel
Vadso/FinnmarkNeueste Bewertungen (1 Bewertungen)
Die schwermütige Halbinsel in der Barentsee
Ganz gleich zu welcher Jahreszeit ich die Varanger Halbinsel, im äußersten Nordosten Norwegens, besuchte, sie wirkte auf mich immer grau und düster, dazu nass und kalt - sie rief so ein richtiges Eismeer-feeling hervor. Und genau aus diesem Grund möchte ich, trotz des häufig sehr schlechten Wetters, einen Besuch dieser subarktischen Halbinsel empfehlen. Fantasy-Fans können sich wie auf einen anderen Planeten versetzt fühlen. Auf der Varanger Halbinsel wächst kein Baum und das wenige Weidengestrüpp überlebt nur in engen Bachtälern, geschützt vor dem eisigen Wind. Die Zwergbirke kriecht flach über die Felsen und die Zwergweide ist sogar so winzig, dass sie praktisch nur aus 2 Blättchen besteht und nicht größer als ein 2-Kronen-Stück wird. Von Tana Bru führt die Straße 890 am mächtigen Tana-Fluss entlang direkt nach Norden. Nach knapp 40 km kommt man in den Bereich der Flussmündung in den Tanafjord. Ein kleines Sträßchen führt links auf eine weite Strandfläche gegenüber dem Ort Hoyholmen. In diesem geschützten Gebiet nisten im Frühling unglaublich viele Vögel, vom buntschnäbeligen Papageitaucher bis zur angriffslustigen Seeschwalbe oder den zierlichen Schneeammern. Die hochgelegte Straße (Sackgasse) führt mitten durch das Brutgebiet; am Ende ist ein Picknickplatz. Zurück auf der 890 fährt man weiter in Richtung Berlevag und kommt nach cirka 50 km an den Lachsfluss Kongsfjordelva. Dieser kristallklare kleine Fluss stürzt hier über einige Felsen hinab in eine enge Schlucht. Eine Lachstreppe soll im Frühsommer den Lachsen beim Aufstieg in den oberen Flusslauf helfen. Angeln ist hier allerdings verboten! Nahe der Mündung des Kongsfjordelva in den Kongsfjord liegt der Fischerort Kongsfjord. In früheren Jahren konnte man hier prima frischen Fisch kaufen, doch im letzten Jahr wirkte er verlassen, viele der Häuser am Hafen waren Wind und Wetter preisgegeben. Auf der Weiterfahrt erreicht man die weite Bucht des Sandfjordes. Meist hängen die Wolken tief über dem grauen Sand, aber gerade hier gefällt es einem Seeadler-Paar, das in der Nähe nistet. Rentiere ziehen äsend über die felsigen Hänge und man hört die klagenden Rufe eines Regenpfeifers. Man fühlt deutlich, dass man am Ende der bewohnten Welt steht. Berlevag ist ein lebhaftes kleines Fischerstädtchen, sogar mit einem eigenen Flugplatz. Hier endet die ausgebaute Straße. Im Winter, wenn der Schnee meterhoch liegt, versperrt ein Schlagbaum die Straße 890 und auch am südlichen Ende, so etwa bei Leirpollskogen, ist sie abgesperrt. Dann ist ein Schneemobil des einzig mögliche Fahrzeug. Auf der Rückfahrt über Tana Bru nach Kirkenes sollten Fotografen noch einen kleinen Umweg von etwa 12 km auf der E75 in Richtung Vardö einplanen, denn die einsame Holzkirche von Nesseby mit ihrem malerischen Friedhof bietet schöne melancholische Fotomotive.